Wenn drauf, dann da!

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Laura Zolper, Foto Oliver Fritsch

Laura Zolper,
Foto Oliver Fritsch

Kennt Ihr den Moment, liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde da draußen, wenn Ihr seht, dass irgendwas, das Ihr mit eurem Enkel, eurer Tochter, eurem Sohn oder einem Kind, das Ihr als Trainer/in betreut, geübt habt, in einem Wettkampfspiel gelingt? Immer und immer wieder habt Ihr gemeinsam trainiert, es schien so, als wolle es nie funktionieren… Und eine Sekunde vor der Schlusssirene packt sie oder er genau den Trick aus, es klappt… Match gewonnen…

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stolz

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Laura Zolper kennt das auch. Sie unterstützt, wie alle Spielerinnen der Damen Basketball Bundesligamannschaft aus Herne, die Nachwuchsarbeit regelmäßig. Und gerne. „Echt toll“, fasst sie ihr diesbezügliches Engagement zusammen, „zu erleben, wie die Kids lernen wollen… aufschauen; sie lachen zu sehen… und vor allem auch mit dabei zu sein, wie sie sich weiterentwickeln. Und dann, wenn die Kinder einen Spielzug von mir umsetzen… das macht mich stolz!“

Die 18jährige selbst trainiert seit dieser Saison ausschließlich mit der Ersten (DBBL), ist bei allen Spielen dabei (und öfter mittendrin statt nur dabei). In Nachwuchsmannschaften ist sie nicht mehr im Einsatz. Im Match gegen Heidelberg beispielsweise agierte Laura über 13 Minuten auf dem Feld, erzielte zehn Punkte. „Da war ich sogar Starting Five“, zeigte sie sich überrascht, „ich hatte einen guten Tag, habe gut von außen getroffen – und gespielt was ich kann. Das Vertrauen zu spüren war ein schönes Gefühl!“

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aktiv

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Auch wenn die Hernerin mal die meiste Zeit auf der Bank verbringt (manchmal 40 Minuten), ist sie die vollen 2400 Sekunden aktiv. Und wie! „Sie schreit sich die Seele aus dem Leib“, beschreibt das ihre Kollegin Sarah Polleros. „Einzelne gewinnen kein Spiel“, weiß Laura Zolper, „das Team funktioniert nur zusammen. Es ist wichtig, da zu sein, immer engagiert, immer motiviert.“ Und motivierend.

Laura gegen Heidelberg; Foto von PodoFoto

Laura gegen Heidelberg; Foto von PodoFoto

Unter anderem mit dieser lebendigen, optimistischen Art hat die 1,70m große Aufbauspielerin ihren Teil dazu beigetragen, dass ihr Team in der vergangenen Saison den Meisterinnentitel abräumte und das Top4 Turnier gewann. Damals, im Frühjahr, war sie „gespannt auf das Neue“, gespannt auf 2019/2020 mit dem Fokus auf Liga 1. Nun, nach mehreren EuroCup- und Ligaspielen, fühlt sich Laura im Neuen „echt gut“. Es macht ihr Spaß mit den Mädels zu trainieren und Spiele zu bestreiten. „Erste Liga!“, freut sie sich, „und EuroCup noch dazu!“

Apropos Europa. Bei der U18 Europameisterschaft im 3×3 Basketball in Georgien, die im Sommer stattfand, wurde Laura gemeinsam mit ihrer Vereinskollegin Sarah Polleros sowie mit Amelie Kröner (Citybasket Recklinghausen) und Victoria Poros (Alba Berlin) Vize-Europameisterin. Die Faszination 3×3 besteht für sie „in der Schnelligkeit, es passiert immer etwas, ich muss mit allem rechnen…“ Sie mag die Herausforderung „ständig im Kopf umschalten“ zu müssen, „keine Pause“ zu haben und sich fortlaufend „mit den beiden anderen Mädels auf dem Feld abstimmen“ zu müssen.

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kreativ

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Da die Coaches sich bei dieser Spielform während des Matches nicht einmischen dürfen, und da auch nicht die beim klassischen 5 gegen 5 üblichen Systeme gelaufen werden, sind die Spielerinnen gefordert, kreativ zu sein, selbstständig. Das gefällt der Vizeeuropameisterin. Und: „Diese Kreativität hilft beim normalen Basketball!“

Die Stimmung in der Truppe (die vier Mädels plus Coach plus Physiotherapeut) während der Tage im Land östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus nahm Laura Zolper als „aufgeregt und angespannt“ wahr. „Ich freue mich über die gemeinsamen Erfahrungen“, erzählt sie, „wir haben uns total verstanden und gut abgestimmt. Coach Samir Suliman war immer positiv. Er hat an uns geglaubt, Großes in uns gesehen. Er hatte das Gefühl, da passt was zusammen, das funktioniert. Wir haben seine Vorstellungen genau umgesetzt. Dadurch wurde der Erfolg möglich.“

Laura Zolper bei der 3×3 EM

Die Menschen in Georgien lernte die junge Frau aus dem Ruhrgebiet als „echt herzlich“ kennen. „Sie kamen mit uns direkt ins Gespräch. Unser Volunteer hat viel über die Geschichte erzählt. Ich habe mich in das Land verliebt!“

Das Gefühl des Stolzes, Deutsche Meisterin und Vizeeuropameisterin (3×3) zu sein, spürt Laura in sich. „Das ist ein Teil von mir, ich trage es im Herzen“, sagt sie. „Ich denke aber nicht ständig daran. Manchmal führe ich es mir vor Augen.“ Wichtiger indes sind ihr die Herausforderungen des sportlichen Alltages.

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gegenwärtig

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Wenn sie beispielsweise über den EuroCup-Sieg in Keltern oder die Niederlage zuhause gegen KSC Szekszard (Ungarn) berichtet, wird deutlich, wie engagiert und in der Gegenwart zuhause Laura Zolper zur Sache geht. „Trotz der deutlichen Niederlage einige Tage zuvor wollten wir im EuroCup gegen Keltern gewinnen. Klar gewinnen. Wir wollten stark spielen, etwas wieder gut machen. Hallo, wir sind Meister!“

Nicht ganz so gut gelang das gegen die favorisierten Ungarinnen (59:70). Den Kopf hängen lassen ist für die junge Hernerin, die 2:04 Minuten auf dem Feld agierte, deshalb nicht angesagt: „Wir hätten gewinnen können. Im ersten Viertel haben wir gut mitgehalten (mehr als das: 25:19). Die Gegnerinnen haben total gepresst, über die volle Zeit. Das ist nicht wirklich üblich. Am Ende sind wir durch Unkonzentriertheiten weggebrochen.“

Ihren Einsatz empfand sie zunächst „aufgeregt“ angesichts des „hohen Levels“, nach einer halben Minute verschwand jene Aufregung und da war „nur noch Freude“. Genau das indes, und das ist mehr als nur eine Binsenweisheit, brauchen unsere jungen deutschen Spielerinnen: Einsätze.

„Ja klar!“, bestätigt Laura auf Anfrage, „um zu beweisen, dass ich Erstliganiveau besitze, muss ich spielen.“ Gleichwohl weiß sie, dass Kolleginnen, die aus Ländern kommen, in denen der Basketballsport einen deutlich höheren Stellenwert besitzt, im Moment im Vorteil sind. Nichtsdestotrotz sieht sie die Situation hierzulande „deutlich verbessert“. Wie jung sie ist, dass sie am Anfang steht und peu à peu Schritt für Schritt gehen muss, weiß die Realistin und Teamplayerin sowieso. Deshalb lautet der Wahlspruch: „Wenn drauf, dann da!“

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realistisch

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Mit eben diesem Realitätssinn schaut die 18jährige in die eigene Zukunft: „Das Abitur 2020 fertig machen, eine kleine Pause ;-), dann auf Lehramt studieren.“ Basketball auf höchstem Niveau spielen will sie weiter. „Ich will mich auf beides fokussieren, nichts soll hinten anstehen“, nimmt sie sich vor und ist schon wieder gespannt auf das Neue.

Leute wie ich werden also auch in Zukunft gerne mal ein… zwei… drei… Wochen auf einen Gesprächstermin warten müssen 😉 Es lohnt sich.

Laura-Zolper-bei-der-3x3-EM

Laura Zolper bei der-3×3 EM

Über ihre Vereinskollegin und ebenfalls 3×3 U18 Vizeeuropameisterin Sarah Polleros weiß Laura nur Gutes zu erzählen. „Sie begleitet mich schon lange“, plaudert sie aus dem Nähkästchen einer Freundschaft, „früher waren wir Gegnerinnen (Sarah TSV Hagen 1860, Laura Herne), jetzt bin ich froh, dass wir in einem Team sind. Sie ist eine Persönlichkeit, die nicht nur auf sich schaut, eine Stütze fürs Team ist. Auch privat hilft sie. Sie ist sehr selbstständig. Mit Sarah habe ich viel erlebt.“

Wenn es so weiter geht, wird Laura Zolper, alleine und im Team, noch viel erleben. Und sie wird den Mädchen und Jungen in den Nachwuchsteams noch viel zeigen, was die Kids dann wiederum ihr zeigen. Und sie stolz machen. Denke ich mal…

JJ

Weitere Informationen: Laura im Team von Herne

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