Schlager. Deutscher Schlager. Ich bin damit aufgewachsen. Damals, als wohl noch zwischen E- und U-Musik unterschieden wurde (Ernst und Unterhaltung), nicht aber zwischen Schlager, Pop und Rock. Uns war egal, in welche Schublade irgendwelche Leute „Wie ein Stern“ von Frank Schöbel, „Tränen lügen nicht“ von Michael Holm oder “ Chirpy Chirpy Cheep Cheep“ von Middle of the Road steckten.
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Nachgedacht
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Zwischenzeitlich wurden sie ein bisschen belächelt. Nicht die Schlagersängerinnen und Schlagersänger, sondern eher die, die sich öffentlich dazu bekannten, Fans der Musikrichtung zu sein.
Mittlerweile, so ist meine Wahrnehmung, sind wieder Vernunft und Normalität eingekehrt. Geht ja auch nicht anders. Wären sie Frontfrauen einer Pop-Band, würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass das, was beispielsweise Helene Fischer oder Vanessa Mai da singen, Schlager ist. Oder Franziska Kazmarek. Auch sie ist eine Musikerin, die sich die Schubladen lieber von draußen anschaut.
Als ich mich ein wenig genauer über die Leipzigerin informiere und mir ihre Titel „Alles auf Start“ oder „Abenteuer“ anhöre, ist mir die Musik-Kategorie egal; die Melodie und die Stimme erreichen mich, nehmen mich mit, erzeugen ein gute Laune Feeling – und Stunden später frage ich mich, welcher Ohrwurm den halben Tag schon in mir herum schwirrt.
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Nachgefragt
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Deshalb frage ich die junge Frau nach Ihrer Faszination Musik – wenn sie zuhört, wenn sie selbst singt.
„Bei mir ist Musik sehr textbezogen“, verblüfft mich Franziska ein bisschen (wirklich nur ein bisschen), „ich will tatsächlich zuhören, die inhaltliche Aussage verstehen, gerne auch durch die Blume.“ Wenn sie ihre Titel interpretiert, ist es nicht anders. „Mit Musik und Text Gefühle und Kraft auszudrücken und das aufs Publikum zu übertragen, fühlt sich toll an“, schwärmt die leidenschaftliche Sängerin, „deshalb war genau das schon immer mein Berufswunsch.“
Was ihren gefühlsmäßigen Einsatz anbelangt, sieht sie zwischen Studioaufnahmen und Bühnenauftritten keinen Unterschied: „Hier wie da muss ich Emotionen vermitteln und im Studio eben auch festhalten!“ Das sagt Franziska so deutlich, dass das Ausrufezeichen wirklich mal angebracht ist. Die Zuhörer/innen wollen vorm Radio, unterm Kopfhörer, vorm Fernsehgerät und während eines Live-Events gleichwohl etwas spüren. Genau das, was die Musikerin hineingesteckt hat. Auch im sterilen Aufnahmeraum.
Etwas anders verhält es sich, wenn die Sächsin zuhause – in Wohnzimmer, Bad, beim Spaziergang und wo oder wann auch immer – vor sich hin trällert. „Das ist einfach nur Spaß, aus Quatsch – oder ich bin im Übungsmodus und probiere verschiedene Dinge aus“, plaudert sie aus dem Nähkästchen.
Wie viel Franzi steht da auf der Bühne, frage ich weiter.
Handelt es sich nicht um eine Übung und sie performt vor Publikum, dann steht da 100 Prozent Franzi und gleichzeitig der Bühnenprofi in ihr. „Ich erzähle den Leuten viel von mir und der Musik, aber natürlich anders als im kleinen Freundeskreis“, analysiert sie, „ich mache meine Späße, bin aber nicht so albern wie zuhause.“
Die Sängerin stellt sich dabei auf ihre Gäste ein. Ein Festzelt mit einer gewissen Lautstärke und dem entsprechenden Gewimmel hinein und heraus händelt sie anders als die intimere, geschlossene Veranstaltung: „Da kann ich mehr erzählen. Auch ist die Kleidung unterschiedlich.“
Unabhängig von den äußeren Umständen bleiben für sie indes zwei Aspekte stets gleich. Erstens: „Auf der Bühne habe ich nur eine Chance!“ Anders als im Tonstudio oder beim heimischen Trällern gibt es keinen zweiten Versuch, kein Herausschneiden. Und zweitens: „Alle sollen sich angesprochen fühlen!“
Franziska kann diesem Anspruch selbstverständlich nicht alleine gerecht werden. Will sie auch nicht. „Ich kann mich auf meine Band, meine drei Jungs, verlassen“, freut sie sich, „sie können Situationen oder Pannen, die immer wieder mal vorkommen, retten. Wir spielen uns gegenseitig den Ball zu (auch mit dem Publikum). Wir gehen aufeinander ein. Nach den Auftritten werten wir aus, was besser geht…“
Was hört sie wohl gerne, die junge Frau, deren Beruf es ist zu singen, will ich wissen.
„Breit gefächert“, antwortet sie, ohne lange zu zögern, „jedes Genre bietet tolle Titel.“ So wie Franzi nicht selbst aus der Schublade heraus singt, hört sie auch nicht nur in die Eine hinein. „Philipp Poisel… Taylor Swift… früher Eminem…“, zählt sie spontan auf und fügt an: „Das passt gar nicht zusammen. Ich höre überall rein, manche Sounds kann ich übertragen in meine Musik.“
Aufgewachsen ist die in Almsdorf (mittlerweile zur Stadt Mücheln im Saalekreis zählend) geborene Franziska jedoch mit den Liedern von Stefanie Hertel. Und während sie mir das erzählt, wird ihre eh schon freundliche, lebendige und lebenslustige Stimme gleich noch einen Tick lebhafter: „Ihre Musik ist meine Kindheit! Ihre Poster hingen an der Wand, ich war auf ihren Konzerten.“
Zeit zu fragen, wie ihre eigenen Titel entstehen, denke ich.
„Anfangs wurden mir Songs von verschiedenen Autoren zugeschickt“, blickt die junge Frau zurück auf einen nun schon längeren Zeitraum (da sie beizeiten – im Alter von acht Jahren – ihre Musikkarriere begann) und berichtet weiter: „Später überlegte ich, was man ändern kann; seit 2015 und besonders nach Abschluss meines Musikstudiums 2017 schreibe ich eigene Musik und Texte, tüftele im Studio mit.“
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Nach dem Traum die Wirklichkeit
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So richtig zur Höchstform laufe ICH auf, wenn ich meine Lieblingsfrage zum eventuellen Traum nicht nur stellen darf, sondern darauf eine konkrete Antwort bekomme.
„Eine eigene Tournee“, sprudelt es aus Franziska wie aus den Quellen gleich mehrerer Flüsse, die sich durchs Tourland Deutschland schlängeln, „mit meiner Band, meinen Tänzerinnen… ich möchte viel umsetzen.“ Das Schönste an diesem Taum: Er kann zur Realität werden.
Zunächst steht erst mal das neue Album an, das im August veröffentlicht wird. „Der letzte Titel ist aufgenommen“, präzisiert die Musikerin, „für April sind entsprechende Shootings und Videodrehs geplant.“ Zudem geht´s in diesem Jahr, abgesehen von vielen Events im Inland, auf Kreta und nach Norwegen. Klingt auch ein bisschen nach Träumchen 😉
Ich weiß, dass Franzi in der Vergangenheit Tourneen oder Auftritte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen (beispielsweise Andy Borg, Helene Fischer, Stefanie Hertel und Stefan Mross) bestritten hat – und will mehr wissen.
In der Stimme der Leipzigerin schwingen neben freudiger Erinnerung und Respekt gleichwohl Gelassenheit und Normalität mit. „Bei längeren Touren hängen wir oft zusammen“, erzählt sie, „wir studieren gemeinsame Auftritte ein, geben oder holen uns Ratschläge, treffen uns beim Catering, haben Spaß und machen lustige Sachen.“ Menschen wie du und ich?, frage ich. Und Franziska lächelt bestätigend.
Als ich sie auf ihre sechsmonatige Tour und das Programm „Kreuzfahrt der Träume“ 2016 gemeinsam mit dem Moderator Maximilian Arland quer durch Deutschland anspreche, wird sie nachdenklich:
„Seit über einem Jahrzehnt bin ich musikalisch unterwegs und war schon beinahe überall im Land“, holt sie aus, „und habe nicht sooo viel von den Städten gesehen. Sechs Alben habe ich in Köln aufgenommen und kenne das Hotel, den Bahnhof und habe den Dom gesehen. Viel mehr nicht. Das ist echt traurig. Mehr Zeit wäre schön!“
Meinen Vergleich eines Konzerts mit der Spitze eines Eisbergs bestätigt sie. „Viel Vorbereitung, Soundcheck und viel Warten…“
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Wer weiß denn sowas?
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Im November 2017 war Franziska Kazmarek Kandidatin dieser ARD-Quizshow. Moderiert von Kai Pflaume trat sie gemeinsam mit Bernhard Hoëcker gegen Beatrice Egli und Elton an. „Als die Anfrage kam, wollte ich wissen gegen wen“, blickt die Sängerin einige Monate zurück, „ich musste mir die Sendung auch erstmal anschauen, da ich wenig Zeit vorm Fernseher verbringe. Ich fand´s cool. Es ist ein anderes Publikum als bei den Sendungen, in denen ich sonst öfter auftrete…“
Franzi ging „ohne konkrete Erwartung“ in die Show, „gewinnen wollte ich schon, hauptsächlich aber einfach teilnehmen, eine Erfahrung machen und an was anderem Spaß haben“, resümiert sie. Jetzt schaut sie „öfter mal rein, aber eher übers Internet“. Zum Fernsehen zu einer speziellen Zeit fehlt sie nach wie vor – die Zeit.
Bleibt noch meine Frage nach dem bereits erwähnten Studium (2014 bis 2017 an der MUSIFA Leipzig).
„Das Studium und der Abschluss waren, beziehungsweise sind, für mich sehr wichtig, auch persönlich“, befindet die Absolventin, „vor allem bin ich sicherer in meinem Beruf, habe Fähigkeiten erworben – beispielsweise zum Komponieren, Aufnehmen, Klavier spielen… Ich weiß, was es noch so gibt außer dem Gewohnten, kann mehr machen.“
„Mehr machen… außer dem Gewohnten…“, damit schließt sich der Kreis zum Beginn der kleinen Geschichte über Franziska. Es geht nicht darum, ob es mal Volksmusik war, die sie gemacht hat, ob des deutscher Schlager oder Pop-Schlager oder was auch immer ist, was sie jetzt anbietet oder später.
Es geht darum, „mit Musik und Text Gefühle und Kraft auszudrücken und das aufs Publikum zu übertragen“, haben wir von der Sängerin gelernt. Und: „Es fühlt sich toll an.“ Für sie selbst und vor allem für´s Publikum.
JJ.
Weitere Informationen: Franzis Webseite oder Franzis facebook Seite
Foto Startseite: Thomas Sasse
Ein schönes Interview über eine Künstlerin und einem liebevollen Menschen, den ich nun schon über Jahre kenne.
Ich mag Musik, egal welche Richtung. Dazu gehört auch deutschsprachige Musik, Schlager natürlich auch. Dann kam eben diese junge Frau vor Jahren für mich auf die Bildfläche. Und ich bin sofort bei Franzi hängen geblieben. Warum? Es könnten auch andere Künstler in Frage kommen, es gibt einige, die einen guten Job machen.
Bei mir ist es Franziska, ich freue mich ihr Fan zu sein. Man kennt sich, und so soll es auch bleiben. Sie ist eine hervorragende Künstlerin und ein ebenso liebevoller und hervorragender Mensch. Danke Franzi für die schönen Augenblicke und die noch kommen werden. Dein Fan Detlef