Das Spannende an diesem Beruf

 

Björn Grundies mischte unter anderem in Serien wie „Großstadtrevier“, „Nord bei Nordwest“, „Pfefferkörner“, „Sturm der Liebe“, „Notruf Hafenkante“, „alphateam“ oder „Die Rettungsflieger“ kräftig mit, ebenso in Fernseh- und Kinofilmen. Auch Theaterbühnen sind sein Zuhause. Wenngleich er an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig studierte und am Leipziger Schauspielhaus seine ersten Rollen spielte und später am Staatstheater Saarbrücken engagiert war, fühlt er sich am wohlsten da, wo die Möwen ihre Runden ziehen, wo es salzig riecht und das Meer rauscht – im Norden.

Das erzählt er uns jetzt und hier selber. Und mehr:

 

„Wenn ich spiele, vergesse ich mich nicht, ich bleibe da schon sehr ich und schaue von außen drauf“

 

JJ: Björn, bevor wir zum Schauspiel kommen, erzähle mir Ostsee- und Mecklenburg-Vorpommern Fan mal bitte ein bisschen über Stralsund (wo ich noch gar nicht war) oder Rostock (ich liebe den Alten Strom von Warnemünde).

Björn Grundies: Stralsund ist meine Heimatstadt, dort bin ich aufgewachsen. Die Nähe zu Rügen, der Hafen, die historische Altstadt und die Kirchen und Klosteranlagen prägen die Stadt. Nach Hamburg ist nun Rostock meine Heimat. Du siehst, der Norden lässt mich nicht los.

Bjoern Grundies, Foto: Christiane Zenkert

Bjoern Grundies,
Foto: Christiane Zenkert

Die Menschen hier sind so herrlich unaufgeregt und gegen alle Vorurteile doch ziemlich offen und kommunikativ, auch wenn manchmal etwas spröde und knorrig. Aber ehrlich und zuverlässig.

Wenn man mehr über Mecklenburg-Vorpommern erfahren möchte, da empfehle ich das Buch „Gebrauchsanweisungen für Mecklenburg-Vorpommern“ vom Piper Verlag, welches ganz zufällig meine Schwester geschrieben hat. Aber sie hat so einen herrlichen, humorvollen Blick auf diesen Landstrich, dass ich das Buch schon vielen Freunden geschenkt habe, um Werbung für das Bundesland zu machen, denn nicht nur im Sommer und um an den Strand zu fahren lohnt sich ein Besuch hier.

JJ: Und: Da du in deinem Beruf ziemlich gut rum kommst, wie empfindest du Heimat?

Björn: Heimat ist ein Ort um auszuruhen, Kraft zu tanken. Frische Luft, Meer , Möwen und ein Weitblick gehören dazu, und vor allem die Familie und Freunde. Heimat hat für mich auch einen bestimmten Geruch, etwas salzig, nach Seetang und nach Räucheröfen.

JJ: Nun zum Thema. Warst du als Kind schon ein kleiner Schauspieler?

Björn: Seit ich denken kann, habe ich schon gern Leute unterhalten, Quatsch gemacht. Mit meiner Sandkastenfreundin, wir waren vielleicht so sechs oder sieben Jahre alt, habe ich Sketche einstudiert hinterm Haus. Die Probenphase war sehr kurz, vielleicht so fünf Minuten und beschränkte sich auf „ich sage DAS, und du sagst dann DAS“. Nachdem das Konzept stand, sind wir von Haus zu Haus getingelt, haben die Bewohner rausgeklingelt und gefragt, ob sie für zehn Pfennig Kunst sehen wollen.

Die meisten wollten eher nicht, gaben uns eine Mark, damit wir wieder schnell verschwanden. Da dachte ich mir, das wäre auch ein toller Beruf.

Bjoern Grundies, Foto: Christiane Zenkert

Bjoern Grundies,
Foto: Christiane Zenkert

Natürlich spielte ich dann auch im Kindertheater des Theaters Vorpommern und im Jugendtheater. Das Proben selbst fand ich damals aber gar nicht so spannend. Ich hatte dort einen Ort, wo ich Freunde treffe, wo man quatschen kann, wo man abhängen konnte.

JJ: Wie viel Zufall, wie viel Absicht war es, dass du an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig studiert hast?

Björn: Ja, es war eher Zufall. Ich hatte dort mein erstes Vorsprechen. Ich dachte: ‚Hier fängst du an mit deiner Vorsprechtour durch Deutschland.‘  Ja, weit bin ich dann nicht mehr gekommen. Es hatte gleich geklappt und mein Studienplatz war sicher.

Leipzig kannte ich vorher gar nicht so wirklich. Stand man doch mit den „Sachsenkindern“ früher eher auf Kriegsfuß am Ostseestrand und hat diese mit Quallen beworfen. Aber ich muss sagen, ich war schon froh, an so einer renommierten Schule studieren zu dürfen, und die Stadt Leipzig entwickelte sich rasend. Es war 1994, als ich dort anfing, und Leipzig selbst war noch ein großer Abenteuerspielplatz. Es war eine spannende Zeit.

JJ: Plaudere mal bitte ein wenig über die Zeit damals, hattest du von Beginn an das Gefühl, dass eine Schauspielschule genau der Ort ist, an den du gehörst? War es verrückt, schön, lehrreich, prägend…?

Björn: Ja, ich hatte ja vorher eine Kochlehre absolviert. Da wurde mir aber schnell klar, dass die Schauspielschule eher der Ort ist, an den ich gehöre, als die Küche.

JJ: Welche Erinnerungen hast du an deine Einsätze am Leipziger Schauspielhaus damals?

Björn: Das interessante an der Ausbildung in Leipzig ist, dass man nur zwei Jahre an der Schule unterrichtet wird und die letzten beiden Jahre – neben der Ausbildung – schon am Theater eingesetzt wird. Der Vorteil: Der Praxisschock beim Erstengagement ist nicht ganz so groß.

Bjoern Grundies, Foto: Christiane Zenkert

Bjoern Grundies,
Foto: Christiane Zenkert

Mein erstes Stück am Schauspielhaus Leipzig war „Frühlingserwachen“, Regie hatte damals Johanna Schall, es war eine tolle Arbeit für mich. Weitere prägende Regisseure in der Zeit waren Wolfgang Engel und Konstanze Lauterbach. Natürlich haben wir auch viel von den Schauspielern gelernt, die dort engagiert waren und mit uns kleine Szenenstudien erarbeitet hatten.

JJ: Egal, ob Bühne oder Kamerast, Björn, wenn deine Momente angesagt sind, du dein Stichwort oder das „Bitte“ des Regisseurs hörst und in eine Rolle schlüpfen musst; wie tief schlüpfst du, was denkst, fühlst, spürst du dabei? Wie viel Björn bleibst du?

Björn: Meistens denke ich: „Mist, jetzt gibt’s kein zurück mehr!“ Und ich habe sehr großes Lampenfieber. Bei der Erarbeitung der Rollen bin ich eher der Techniker, handwerklicher als emotional, was aber nicht heißen soll, dass die Figuren dadurch weniger Tiefe haben. Aber wenn ich spiele, vergesse ich mich nicht, ich bleibe da schon sehr ich und schaue von außen drauf.

JJ: Wie wichtig sind für dich, deinen Auftritt, deine Authentizität, dabei deine gut aufgelegten Kolleginnen und Kollegen? Was machen sie mit dir?

Björn: Wenn ich spiele, ist es mir schon sehr wichtig, ein gutes Verhältnis zu den Kollegen zu haben. Am liebsten arbeite ich mit Freunden zusammen, freue mich immer, wenn ich in Stablisten bekannte Namen lese, mit denen ich schon mal gut zusammen gearbeitet habe. Schreiende Regisseure, arrogante, eingebildete Kollegen machen mir Angst, da kann ich dann nicht frei spielen und quäle mich eher durch die Proben oder Drehzeit.

JJ: Björn, eine Kollegin von dir, die ich auch schon interviewen durfte, musste letztens in einer Rolle als friedliche Mutter und Ehefrau in Notwehr einen Verbrecher erschießen. Das hat mich ins Grübeln gebracht – ohne Resultat… Wie gehst du als Schauspieler, als Profi, mit solchen extremen Situationen um? Oder ist die Herausforderung nicht anders als würdest du als Kassierer an der ALDI Kasse sitzen (Routine, Handwerk, Technik)?

Björn: Jede Rolle ist eine neue Herausforderung und jedesmal hat man die Angst, ihr vielleicht DIESES Mal nicht gerecht zu werden. Gerade wenn man sich auch aus seiner schauspielerischen Komfortzone heraus begibt. Aber genau dies ist das Spannende an diesem Beruf. Ob Mörder, Liebhaber, Postbote… jede Rolle weckt gleichermaßen Lust, Interesse, Versagensängste, Spielwut.

JJ: Was hat ein Film, der dich – je nach dem – im Sitz fesselt beziehungsweise vom Hocker reißt?

Björn: Ein gutes Drehbuch und die dazu passenden guten Schauspieler.

Bjoern Grundies, Foto: Christiane Zenkert

Bjoern Grundies,
Foto: Christiane Zenkert

JJ: Gibt es Schauspielerinnen oder Schauspieler, egal ob national oder anderswo, die dich immer wieder faszinieren? Wenn ja – wer, warum?

Björn: Ich mag alle Schauspieler, die un-eitel und zweifelnd sind. Es hat sich bisher immer bestätigt, das sind die besten.

JJ: Björn, was liegt beruflich gerade an, was hättest du – realistisch gedacht – gerne anliegen, und wovon träumst du eventuell?

Björn: Realistisch geträumt wäre es schön, wieder in einem festen Ensemble Serie zu drehen. Da fühle ich mich am wohlsten und auch am geschütztesten. Und dann wäre es natürlich super, wenn diese auch noch im Norden produziert werden würde!

JJ: Danke und Gruß in den Norden.

Weitere Informationen: Björns Profil auf der Agenturseite

Foto Startseite: Christiane Zenkert

2 Kommentare:

  1. Angelika Echerer

    Lieber Björn Grundies, ich kenne dich nur von der Serie Sturm der Liebe. Du hast damals deine Rolle sehr beeindruckend gespielt. Seitdem habe ich von im Fernsehen leider nichts mehr mitbekommen. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit.

    • Hallo liebe Angelika, danke für dein Kompliment!! Freut mich, das der olle Harry dir gefallen hat!!;-) als nächstes bin ich in der ARD Komödie 13 uhr mittags auf ARD zu sehen, und in einer der neuen folgen von Großstadtrevier. Würde mich freuen wenn du mal reinschaust!!;-) ganz liebe grüsse und danke für deinen netten Kommentar!!

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