Teufel komm raus!

 

François Goeske spielte unter anderem im Fliegenden Klassenzimmer und in der Schatzinsel Hauptrollen – zwei Klassiker. In „Armans Geheimnis“ (läuft über Ostern in der ARD) verkörpert er mittlerweile in der zweiten Staffel die Titelrolle.

François Goeske; Foto von Dennis König

François Goeske; Foto von Dennis König

Wenn es nach den ersten Eindrücken von Streetcastern gegangen wäre… wer weiß… Die suchten Jungs fürs Fliegende Klassenzimmer und gaben auf einem Schulhof beinah jedem einen Flyer. Bis auf François.
Wie der im französischen Saint Doulchard geborene junge Mann die Fäden dann auf abenteuerliche Weise selbst in die Hand nahm, erzählt er uns hier. Und viel mehr:

 

„Ich liebe es, Abenteurer zu spielen“

 

JJ: François, ich bin in einem Dörfchen namens Pferdsdorf in der Rhön aufgewachsen und vor Ewigkeiten da weggezogen, fühle mich aber nach wie vor als Pferdsdorfer. Wie ist das bei dir, fühlst du dich als Dolchardien?

François Goeske: (lacht) Ich fühle mich nach wie vor mit Frankreich sehr verbunden, obwohl ich – seit ich denken kann – in Deutschland lebe und mich hier auch sehr wohl fühle. Wobei ich Frankreich stark mit meiner Mutter verbinde, da sie dort lebt und wir uns leider nicht so oft sehen.

JJ: Wenn ich richtig recherchiert habe, warst du zunächst in deiner Kindheit eher in Sachen Musik unterwegs. Aktuell kenne ich dich als fleißigen Film- und Fernsehschauspieler. Hast du für dich da eine Art Wandel erlebt, bist du in beiden Bereichen unterwegs oder trennst du gar nicht, denn Kunst ist Kunst?

François: Ja, ich habe als kleiner Junge im Kinderchor der Bayerischen Staatsoper gesungen. Klavier, Geige und Gitarre habe ich auch gespielt, wobei ich heute eigentlich vor allem meine Stimme nutze, wenn ich meine Songs komponiere. Musik war und ist etwas, was ich nicht missen möchte, weil sie mir auf einer anderen Ebene Ausdruck verleiht.

Einen Wandel gab es, als Streetcaster eines Tages auf dem Schulhof standen und Flyer für das Casting zum Kinofilm „Das fliegende Klassenzimmer“ ausgeteilt haben. Ich war damals erst elf Jahre alt und irgendwas in mir versuchte, auf Teufel-komm-raus eines dieser Blätter zu bekommen.

François Goeske; Foto von Dennis König

François Goeske; Foto von Dennis König

Als ich den Scout fragte, meinte er, ich würde nicht passen, während die meisten meiner Freunde einen Flyer ausgehändigt bekamen. Ich habe mir dann einen von einem Freund ausgeliehen und ihn im Lehrerzimmer kopiert – das war nicht erlaubt, aber ich tat es trotzdem.

Ich ging zum Casting und bekam meine erste große Rolle: Kreuzkamm Junior, das Mathe-, Physik-, Chemie-Genie und Sohn des Direktors im Film. So fing das irgendwie alles an…

JJ: Gab es für dich irgendwann mal einen anderen Plan A als den des Schauspielers oder einen ernsthaften Plan B?

François: Ich habe mir da keine Gedanken gemacht. Ich habe mich in der Schule einfach nur unwohl gefühlt und es über mich ergehen lassen. Ich habe viel gelitten in der Zeit und konnte durch meine neue Aufgabe als Schauspieler wieder aufleben!

Alles ergab irgendwie Sinn und dann war klar, dass es keinen wirklichen Plan B gab. Ich habe später sogar die Schule für den Film abgebrochen! Bis heute bereue ich meine Entscheidung nicht und lebe gut mit einem Hauptschulabschluss.

JJ: Beschreibe mal bitte deine persönliche Faszination Schauspiel.

François: Boah… wo fange ich da am Besten an?! Ich picke mir mal einen Punkt heraus: Die Menschen können sich hier auf dieser Welt noch so sehr unterscheiden. Egal ob wegen ihrer Nationalität, Hautfarbe, ihrer Persönlichkeit, egal mit welcher Vorgeschichte. Jeder, absolut jeder Mensch weiß tief in seinem Inneren, wie sich zum Beispiel Trauer oder Glück anfühlt. Gefühle sind, glaube ich, universell.

Und wenn ich als Schauspieler es schaffen kann, viele Menschen in einem Raum gleichzeitig – durch zum Beispiel einen Film – zum Lachen oder Weinen zu bringen, dann verbinde ich diese Menschen miteinander, obwohl sie sich vielleicht gar nicht mal kennen… Ich glaube, das ist heilsam, wichtig und finde es absolut faszinierend, wenn man das über einen Bildschirm oder eine Leinwand schaffen kann.

JJ: Ich habe in der Vergangenheit in einige Folgen von „Armans Geheimnis“, wo du mitspielst, reingeschaut. Da ich mit Mystery indes wenig anfangen kann, wirklich nur kurz reingeschaut. Das bringt mich auf die Frage: Gibt es Film-Genre, egal welche und unabhängig von Mystery, mit denen du als Zuschauer François nichts anfangen kannst – und vor allem, wie gehst du damit um, wenn du für solch ein Projekt ein Angebot bekommst?

François: Ich kann ironischerweise selten etwas mit der Erzählweise und den Themen in den Filmen der Deutschen anfangen. Ich weiß nicht, ob es an meinem Alter liegt oder dass ich einfach anders ticke.

Aber dennoch ist es mein Job, als Schauspieler damit umzugehen, und ich kann dadurch auch viel lernen. Ich mag keinen Horror, würde so ein Filmangebot aber deshalb nicht zwangsweise absagen, weil es trotzdem tierisch Spaß machen kann, so etwas zu drehen. Ich muss mir den Film ja am Ende nicht mal ansehen. Das überlasse ich den Menschen, die ich damit glücklich machen kann.

François Goeske; Foto von Dennis König

François Goeske; Foto von Dennis König

Wobei man bezüglich „Armans Geheimnis“ sagen muss, dass das eine großartige, selten hochwertige Kinder- und Jugendserie ist und ich es gerade deshalb toll finde, dass Mystery/Fantasy in Deutschland den Raum hat. Von mir aus darf es mehr von dem Genre geben!

JJ: Erzähle mal bitte ein bisschen über deine Erinnerungen an „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Die Schatzinsel“, François, zwei Filme, die sicher nicht nur ich mit großer Freude und in verschiedenen Versionen gesehen habe.

François: Danke, das freut mich! Ja, das waren tolle Zeiten, als ich „Das fliegende Klassenzimmer“ gedreht habe! Das Casting ging über ein Jahr, es wurde deutschlandweit gecastet. Alles war neu für mich, diese damals noch riesige Kamera, die auf dich gerichtet war und dich verfolgte. Der ganze Aufwand und Ablauf am Set…

Es ist noch heute faszinierend zu sehen, wie jedes einzelne Teammitglied inklusive meine Schauspielkollegen und ich wie Zahnräder ineinander und miteinander arbeiten, jeder seine Aufgaben hat und herum wuselt und macht und tut. Bis zum Moment, wo der Regisseur sein „Bitte!“ ruft und die Szene aufgenommen wird… Nach dem „Aus!“ geht die Maschinerie wieder los…

„Die Schatzinsel“ war der Grund, warum ich die Schule abgebrochen habe. Wir haben vier Monate in Thailand, England und Berlin gedreht. Ich sollte die Hauptrolle neben Jürgen Vogel, Christian Tramitz, Tobias Moretti und vielen anderen namhaften Kollegen spielen. Da konnte ich nicht Nein sagen. Es war eine großartige Zeit, in der ich viel – auch im Stunt-Bereich – gelernt habe. Am Set wurde Englisch gesprochen und ich habe riesige Fortschritte gemacht! (Schade, dass das kurz vorher in der Schule irgendwie so zäh ablief). Meinen 18. Geburtstag habe ich am thailändischen Strand gefeiert und bekam vom thailändischen Team eine Thaibox-Montur geschenkt! Die waren echt klasse…

JJ: Jetzt zu der Frage, die ich so oder ähnlich schon vielen Schauspielerinnen und Schauspielern gestellt habe – und auf die ich immer wieder andere Antworten bekomme. Was fühlst, spürst, denkst du exakt in dem Moment, in dem du vor die Kamera trittst und der Regisseur „Bitte“ sagt?

François: Ich denke: ‚François, lass dein Gesicht entspannt!‘. Ich flüstere schwierige Textstellen, die gleich drankommen werden.

Ich fühle Spannung, bin hochkonzentriert, spüre in meinen Körper, was er mir sagt und mache kleine Bewegungen, die das Gefühl, das ich brauche, unterstützen. Und wenn alles stimmt und ich nur noch auf das „Bitte!“ warte… wird womöglich alles abgebrochen, weil im Hintergrund eine Lampe ausfällt.

François Goeske; Foto von Chris Hirschhäuser

François Goeske; Foto von Chris Hirschhäuser

In solchen Momenten geht viel Kraft, die man gebündelt hat, verloren. Ähnlich vielleicht, wie bei einem Boxer, der seine ganze Kraft in den Schlag setzt, um seinen Gegner zu Boden zu bringen, aber der Schlag ins Leere geht und die Energie verpufft… Aber das gehört dazu und man ist um so erfüllter, wenn die Szene im Kasten ist.

JJ: Aus meiner Sicht hast du schon einige Rollen gespielt, die durchaus die Bezeichnung Traumrolle verdienen. Sind für dich persönlich noch berufliche Träume offen, und wie konkret sind diese, François?

François: Ich liebe es, Abenteurer zu spielen und Rollen, die bestimmte Werte wie Respekt für andere und sich selbst transportieren. Momentan kann ich mich freuen, denn in der zweiten Staffel der Mystery-Serie „Armans Geheimnis“, hat „Arman“, die Titelfigur, die ich spiele, genau solche Grundzüge, ohne dabei langweilig oder zu ‚moralisch‘ zu sein, denn er hat ein Geheimnis, das er selbst noch nicht kennt, aber in sich trägt.

Ich finde es toll, dass die Rolle im Vergleich zur ersten Staffel enorm ausgebaut wurde. In Zukunft möchte ich mich auch noch mehr bei internationalen Projekten einbringen. Aktuell laufen die Vorbereitung für eine kanadisch-mexikanische Koproduktion, bei der ich auch eine der Hauptrollen spielen werde. Das wird ein großes Abenteuer quer durch die Welt, aber mehr darf ich leider noch nicht verraten! (lacht)

JJ: Welche Schauspielerinnen oder Schauspieler, egal ob national oder international, egal ob weltberühmt oder unbekannt, siehst du gerne in Aktion, wer reißt dich vom Hocker oder zu Tränen?

François: Meryl Streep, Leonardo di Caprio, Ken Duken zum Beispiel.

JJ: Du mischt in der Schweizer Stiftung „WWF“ mit, eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen, deren Wappentier der Große Panda ist. Was veranlasste dich dazu und wie lebst du im Alltag Umwelt,- Natur- oder Tierschutz?

François: Ich sehe mich als internationalen, weltoffenen Filmschauspieler, der jungen Leuten ein Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz und damit den Wert der Natur näher bringen möchte. Der WWF erreicht viel für Mensch und Natur und leistet großartige Arbeit, um biologische Vielfalt aufrecht zu erhalten.

François Goeske; fotografiert von Dennis König

François Goeske; fotografiert von Dennis König

Ich selbst trenne Müll, benutze vorwiegend den vollelektrischen Tesla, fahre ansonsten Fahrrad oder nehme die „Öffentlichen“, drucke meine Drehbücher und Mails nur sehr selten aus, um Papier zu sparen und nehme zum Einkaufen meinen eigenen Rucksack mit, statt jedes Mal eine neue Plastiktüte zu kaufen. Ich bewege mich dadurch im Alltag viel mehr, es hält meinen Kopf fit und macht mich einfach noch glücklicher! Man sollte nicht verkrampft, sondern mit Spaß an die Sache ran gehen und mit kleinen Dingen im Alltag anfangen.

JJ: Danke.

François: Na klar! Danke auch!

Weitere Informationen: François auf Instagram und facebook Seite von François sowie François Webseite

Foto Startseite: Dennis König

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