Passen, Werfen? Egal. Basketball!

 

Der 20jährige Simon Kutzschmar spielte in der abgelaufenen Basketball-Saison in Lich bei den Basketbären (ProB) und in Gießen (BBL). Der 1,94 Meter große Guard legt sich in der Sommerpause nicht gelangweilt auf die faule Haut. Er macht ganz was Verrücktes: Basketball spielen und trainieren.

Warum ihm die Jagd nach der orangen Kugel und das Werfen mit ihr auf den Korb so viel Spaß bereitet und was er in der kommenden Saison so plant, erzählt uns Simon hier und jetzt:

 

„Im Basketball ist das Spiel als Team essenziell“

 

JJ: Simon, beschreibe mal bitte deine ganz persönliche Faszination Basketball.

Simon: Los ging es mit meiner Faszination für den Basketball mit einem Bundesliga Spiel in Ludwigsburg und in der Grundschul-AG, die ich anschließend besuchte. Das schnelle dynamische Spiel hat mich absolut gefesselt. Allerdings war ganz am Anfang erst einmal wichtig, einfach nur einen Korb zu machen, und noch einen, und noch einen…

Simon Kutzschmar; Foto von Heiko Kutzschmar

Simon Kutzschmar; Foto von Heiko Kutzschmar

Neben der Dynamik hat mich auch schon immer fasziniert, wie viele Facetten dieser Sport hat. So reichen Schnelligkeit und Athletik nicht unbedingt, kommt es doch immer wieder vor, dass ältere, vielleicht auch etwas weniger bewegliche Spieler den jungen Athleten einfach ihre Grenzen aufzeigen, nur aufgrund von Erfahrung und Köpfchen. Auch körperlich unterlegene Teams können durchaus wettbewerbsfähig sein, wenn sie Zusammenspiel und Spieltaktik beherrschen.

Wenn man mit Hochgeschwindigkeit beim Korb ankommt, braucht man immer noch das Gefühl, den Ball in den Korb zu legen und beim Wurf ist viel Gefühl gefragt. All diese Aspekte machen Basketball zu dem für mich interessantesten Sport überhaupt.

JJ: Siehst du dich selbst einfach nur als Guard oder speziell als Point- oder Shootingguard?

Simon: Ich sehe mich mittlerweile nicht auf einer Position speziell, sondern als Guard allgemein, da ich auch wieder mehr Spaß und vor allem mehr Vertrauen in meinen Spielaufbau habe. Somit helfe ich dem Team, wo immer sie mich brauchen und nicht nur als reiner Shooting- oder Point-Guard.

JJ: Was musst du für diese Position an Talenten, Fähigkeiten und Können mitbringen und was bringst du tatsächlich mit?

Simon: Als Guard sollte man hauptsächlich in der Lage sein, seinen Gegenspieler in der Defense vor sich halten zu können, egal wie schnell und wendig er ist. Offensiv gibt es viele Komponenten, die von Vorteil sind.

Simon Kutzschmar; Foto von Heiko Kutzschmar

Simon beim Wurf; Foto Heiko Kutzschmar

Als Point Guard speziell sollte man definitiv den Ball sicher vorbringen und einen Spielzug einleiten können. Man braucht aber auch ein gutes Auge für die Positionen seiner Mitspieler. Als Guard arbeite ich stetig weiter an allen Komponenten wie Ballhandling, Wurf und Pick&Roll als Ballführer, da dies ein wichtiger Bestandteil der meisten Spielsysteme ist.

JJ: Was macht dir Spaß speziell an der Guard-Position?

Simon: Besonders Spaß an den Guard Positionen machen mir die Vielseitigkeit und die Herausforderung, die jeder Gegenspieler mit sich bringt. Es gibt sehr viele verschiedene Spielertypen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, die man alle kontrollieren sollte. Und natürlich im Gegenzug sich selbst durchsetzen.

JJ: Wie auch im Fußball beispielsweise gibt es im Basketball Spieler, die diesen Mannschaftssport als Einzelsport betrachten, Simon. Warum wird das nichts mit dieser Einstellung, warum kommt es auf Teamwork an?

Simon: Im Basketball ist das Spiel als Team essenziell. Natürlich gibt es immer wieder Spieler, die herausragen und ihre Teams tragen, jedoch wäre auch das ohne die Mitspieler nicht möglich.

Einfaches Beispiel: Mit individueller Klasse kann man seinen Gegenspieler schlagen, jedoch kommt dann die Hilfe. Das Entscheidende ist also ein Extrapass und eventuell noch ein weiterer und so macht schlussendlich das Spiel als Team es dem Gegner schwer, auch einen Einzelnen zu verteidigen.

Das Spiel als Team hat viele verschiedene Dimensionen. Steht ein Werfer einfach nur in der Ecke, fragen sich viele, warum er nicht aktiv integriert wird. Jedoch zieht er alleine mit seiner Positionierung einen Verteidiger auf sich – aufgrund seiner Fähigkeit als 3-Punkte-Schütze und damit der Gefahr, die von ihm ausgeht. Dies schafft Raum für andere Spieler und somit mehr Möglichkeiten auf gute eins gegen eins Aktionen. Dies ist eine Aktion, die dem Team-Spiel hilft.

JJ: Gibt es einen Guard (oder auch Spieler auf einer anderen Position), den du besonders gerne spielen siehst, egal ob NBA, BBL oder welche Liga auch immer (wer, warum)?

Simon: In der Bundesliga schaue ich Braydon Hobbs sehr gerne zu. Ich konnte in Gießen ein Jahr mit ihm trainieren und bin fasziniert von seiner Spielweise, seinen Pässen und seiner Art, ein Spiel zu leiten.

Simon Kutzschmar; Foto Heiko Kutzschmar

Unter Bedrängnis; Foto Heiko Kutzschmar

In der NBA schaue ich gerne Guards wie beispielsweise Devin Booker, Klay Thompson, Stephen Curry zu, da man von jedem dieser Spieler lernen kann, wie man seinen eigenen Wurf kreiert, ob nun mit dem Ball in der Hand oder durch einen Off-Ball Movement.

JJ: Wie sieht für dich Traumbasketball aus (oder zumindest so nahe wie möglich am Ideal), muss der Ball laufen, muss es Dunkings und Alley oops hageln, muss die Defense bissig sein mit spektakulären Blocks und Rebounds – oder muss das Match einfach nur gewonnen sein?

Simon: Wenn aus guter Defense heraus einfache Offense resultiert, dann hat jeder Spaß am Spiel. Dies ermöglicht auch mehr spektakuläre Szenen, die dann auch den Zuschauern besser gefallen.

Das Beste ist jedoch ein Sieg. Egal ob hoch überlegen oder hart erkämpft, gewinnen ist der Hauptgrund, warum man kompetitiv Sport macht und bringt somit auch eines der schönsten Gefühle.

JJ: Wenn du während des Spiels auf der Bank sitzt, Simon, schaust du dann ein bisschen zu wie ein Zuschauer und bewunderst vielleicht manchmal, was die Jungs da bieten oder bleibst du in deiner Konzentration und in deinem Flow als Spieler, schaust, was du dann, wenn der Coach dich wieder aufs Feld schickt, taktisch oder vielleicht auch motivierend einbringen kannst? Spielt dabei eine Rolle, ob es ein Match ist, das für dich auf fünf oder aber auf 35 Minuten Einsatzzeit hinausläuft?

Simon: Auf der Bank bleibt man definitiv im Flow. Dadurch, dass man das Ganze von außen sieht, erkennt man Lücken oder Fehler, die die gegnerische Defense macht. Man versucht also, seinen Teammates zu helfen oder die erkannten Punkte selbst zu nutzen und umzusetzen, sobald man wieder auf dem Feld ist.

Auf der Bank sitzen bedeutet nicht, im mentalen Urlaub zu sein, da man jederzeit wieder eingewechselt werden kann und dann absolut bereit sein muss beziehungsweise wissen muss was abgeht. Das Ganze sollte auch unabhängig sein von der eigenen Spielzeit. Gerade, wenn man weniger spielt, sollte man noch mehr bereit sein, da man somit weniger Zeit hat, ins Spiel zu kommen und von Anfang an ready sein muss.

JJ: Ich hatte im Fußball zu meiner Zeit Riesenspaß, wenn ich Tore durch Steilpässe oder Flanken vorbereiten konnte. Selbst einnetzen war auch okay, musste aber nicht sein. Wie geht es dir? (bist du der Passer oder der Vollstrecker?)

Simon: Ich habe in den letzten Jahren meistens mehr gescort als vorbereitet. Dies liegt aber hauptsächlich an der zugewiesenen Rolle im jeweiligen Spiel. Bekomme ich also viele Catch&Shoot Situationen oder einfache Drives, werden sie gefinished.

Spiele ich auf der Point Guard Position, habe ich mehr den Ball in der Hand und kontrolliere das Geschehen. Somit bin ich auch dafür zuständig, die richtigen Mitspieler zur richtigen Zeit zu finden. Beides macht mir letztendlich gleich viel Spaß, ob nun selber werfen oder einen schönen Pass auf einen freien Mann spielen.

JJ: Simon, wie zufrieden bist du mit der abgelaufenen Saison, sowohl für Lich als auch für Gießen? Wie zufrieden mit dem Team/den Teams, wie zufrieden mit dir?

Simon: Natürlich habe ich wieder sehr viel dazu gelernt. Bei Denis Wucherer trainieren zu dürfen, ist schon etwas Besonderes. Leider lagen in der letzten Saison viele Spiele der 46ers und der Basketbären parallel, so dass kaum eine Chance bestand, mit den 46ers zu gehen. In Lich haben wir uns zu oft in Einzelaktionen verzettelt. Ich konnte nicht so helfen, wie ich das gerne hätte.

JJ: Was treibst du, was Basketball anbelangt, im Sommer, 3X3 Turniere, Zocken mit Freunden – oder Beine hoch?

Simon: Im Sommer trainiere ich viel an meiner Athletik und gehe anschließend in die Halle, um an meinem Spiel zu arbeiten. Auch mische ich in Gießen bei der Summerleague mit. Die Summerleague ist sehr gut organisiert und gibt – je nach Anzahl der Teams – viele Spiele und ein anschließendes Final Four.

Das Level ist gut, da in der Region viele gute Basketballer sind, beziehungsweise von hier stammen, beispielsweise Robin Amaize von Medi Bayreuth oder Elijah Allen, der zuletzt in der Pro A bei Gotha spielte oder auch Achmadscha Zazai vom MBC. Dieses Jahr konnte ich mit meinem Team, dem FC Samo Pravo, die Summerleague gewinnen, nachdem wir im vergangenen Jahr das Finale verloren hatten.

JJ: Steht schon fest, wo du kommende Saison spielen wirst, was war/was ist dir wichtig bei deiner Entscheidung?

Simon: In der kommenden Saison werde ich in Iserlohn spielen, worauf ich mich schon sehr freue. Ich war zu einem Probetraining dort und die Art wie der Coach Dragan Torbica, aber auch Michael Dahmen (Manager) arbeiten, hat mich gleich überzeugt.

Simon Kutzschmar; Foto Heiko Kutzschmar

Simon auf dem Weg nach vorne; Foto Heiko Kutzschmar

Ich hoffe, mich dort individuell weiterentwickeln zu können, aber vor allem dem Team wieder in die Playoffs und am besten noch viel weiter zu helfen. Ich habe die vergangenen zwei Jahre die Playoffs mit Lich nicht erreichen können, weshalb dies für mich ein noch größeres Ziel geworden ist.

JJ: Zum Schluss auf Anfang, Simon, wie bist du zum Basketball gekommen – war es beizeiten schon, als du gerade laufen konntest – oder später?

Simon: Zum Basketball kam ich tatsächlich erst Ende der 4.Klasse bevor ich dann in der 5.Klasse auch im Verein beim TV Marbach anfing. Alles ging los mit einem Spiel der damaligen ENBW Ludwigsburg in der ehrwürdigen Rundsporthalle, nachdem sich meine Begeisterung für Tennis, Fußball und andere Sportarten etwas gelegt hatte.

Die Begeisterung für Basketball hat sich jedoch nie gelegt und so stand ich von Anfang an täglich in der Halle, auch wenn wir eigentlich nur zweimal die Woche Training hatten. Die Wochenenden verbrachte ich in der Halle. Ich machte gute Fortschritte und wechselte in der U14 dann nach Ludwigsburg, wo ich gleich bei der JBBL mit dabei sein durfte.

JJ: Danke Simon und viel Spaß in der nächsten Saison.

Foto Startseite: Heiko Kutzschmar

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