Natürlich… lebendig…

Maedeh Amini arbeitet als Fotografin, bietet Indoor und Outdoor Einzel-Shootings an, auch speziell mit Babybauch oder „A Baby’s Diary“ sowie Event- und Hochzeitsreportagen. Sie hält gerne Reise-Augenblicke im Bild fest und stellte zudem das Projekt „Hör mich an“ auf die Beine.

Über all das berichte ich euch. Oder nö, besser ich stelle die Fragen und Maedeh antwortet. Hier und jetzt mal eben:

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„Irgendwie fesselte mich das Spiel mit den Perspektiven, den Farben, dem Licht und der Tiefenschärfe“

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JJ: Maedeh, erzähle mal bitte, wie du als Schülerin durch Zeichnen in andere Welten eingetaucht bist.

Fotografin Maedeh Amini

Saskia, fotografiert von Maedeh

Maedeh Amini: Als Kind war ich ganz verrückt nach Animes wie „Sailor Moon“ oder „Dragonball“. Ich las, bis ich ca. 18 war, diverse Mangas und kannte alle Animes, die es im deutschsprachigen Raum zu der Zeit gab. Das inspirierte mich natürlich. Dementsprechend zeichnete ich – ich erinnere mich noch sehr gut daran – ab der 5. Klasse exzessiv Mangas und kreierte meine eigenen Figuren und Welten neben der tristen Welt des Schulunterrichts. In der Oberstufe hatte ich immer weniger Zeit und vernachlässigte leider das Zeichnen.

JJ: Was hat dann deine erste richtige Handy-Kamera mit dir gemacht?

Maedeh: Ich erinnere mich noch sehr gut daran! Meine Mutter und ich waren spazieren, als es plötzlich anfing zu regnen und die kleinen Schnecken auf den Fußwegen herumliefen. Ich fand sie so schön, dass ich mein Handy auspackte, einen kleinen Ast neben die Schnecke hinlegte und anschließend nach der perfekten Perspektive suchte.

Das Handy hatte ein tolles Carl Zeiss Objektiv, welches mir die Möglichkeit gab, die Dinge zu fokussieren. Irgendwie fesselte mich das Spiel mit den Perspektiven, den Farben, dem Licht und der Tiefenschärfe.

Ich fotografierte anschließend alles, was ich in die Hände bekam. Mein Bruder hatte auf seinem Rechner diverse Bildbearbeitungsprogramme, an denen ich mich anschließend austobte. Mich überkam das selbe schwerelose Gefühl, wie ich es einst beim Zeichnen hatte.

JJ: Du liebst es, „die Dinge aus dem Moment heraus zu fotografieren“ und für dich steht in der Fotografie „der Charakter eines jeden Menschen im Vordergrund“, Maedeh. Dadurch möchtest du jedes Bild leben lassen. Ist es ein technischer Vorgang, der das ermöglicht, eine Frage deines Standortes, die Motivwahl… was auch immer? Plaudere mal bitte aus dem Fotografinnennähkästchen.

Maedeh: Als ich ca. 2007 anfing das Fotografieren zu üben, kannte man professionelle Bilder ausschließlich aus dem Fotostudio. Diese waren, wie man es eben in der Regel aus Fotostudios kennt, gestellt. Natürlich sind sie technisch perfekt, aber irgendwas hat gefehlt…

Fotografin Maedeh Amini

Patty, fotografiert von Maedeh

Ich habe selbst nach der Schule, und noch vor meinem Studium, in einem professionellen Fotostudio gearbeitet und gesehen, wie das alles funktioniert. Eine Freundin von mir kaufte sich irgendwann eine eigene Spiegelreflexkamera, die wir natürlich gemeinsam sofort ausprobierten. Doch nicht im Fotostudio, sondern draußen in der Natur. Ich sagte ihr jedoch nicht, wie sie posen soll – ich gab ihr lediglich kleine Anweisungen, um gewisse Dinge zu unterstreichen, doch mischte mich nicht in ihr „Sein“ ein.

Daher bitte ich die Models auch oft darum, kein Make-Up zu tragen. So hole ich alles aus meinem Gegenüber heraus, ohne sie in ihrem Charakter zu verstellen.

Irgendwann hatte ich meine eigene Kamera und immer mehr Freunde fragten mich, ob ich sie fotografieren könne. Ein Satz, den ich jedesmal hörte war: „Deine Fotos sind so natürlich und lebendig. Nicht so gestellt, wie man es sonst so kennt!“. Ich lasse beispielsweise meine Models beziehungsweise Kunden – bis heute – oft zur Seite schauen, anstatt in die Kamera, weil es dadurch viel natürlicher wirkt. Es hat etwas von einer Momentaufnahme. Der Zuschauer ahnt nicht, dass es bewusst geplant ist. Wie bereits erwähnt, war diese Art von Fotografie damals nicht so gängig wie heute…

Dementsprechend ist es für mich weniger eine Frage des Standorts oder der Motivwahl. Natürlich muss ich als Fotografin wissen, wie ich bestimmte Dinge technisch unterstreichen kann, doch der Mensch an sich kann zu jeder Zeit und an jedem Ort natürlich und er selbst sein, wenn man ihm als Fotografin das Gefühl gibt, sich fallen lassen zu können.

JJ: Ist für dich ganz persönlich das fertige Bild die Faszination Fotografie oder der ganze Weg dahin?

Maedeh: Der Weg ist das Ziel!

JJ: Ich kann mir gut vorstellen, dass du viel Feedback bekommst. Was macht es mit dir? Kann es deine Arbeit beeinflussen?

Maedeh: Das ist eine sehr interessante Frage! Ich glaube, dass jeder Künstler sich über Feedback freut, aber gleichzeitig sein eigener und größter Kritiker ist. Des Weiteren gibt es heutzutage viele Arten des Feedbacks. Ich glaube, dass sich viele geniale Künstler durch diverse Social Media Netzwerke wie Instagram und Facebook verlieren oder gar einschüchtern lassen, weil sie den Fokus auf Likes und Follower legen.

Lamacra, Foto Amini Photografie.

Lamacra, Foto: Amini Photografie

Da ich bereits 2011 und 2012 auf diesen Plattformen mit meinen Bildern unterwegs war, habe ich den riesen Sprung sozusagen live miterlebt. Das heißt, dass ich anfangs auf diesen Plattformen die volle Aufmerksamkeit hatte und sehr viel Feedback bekam, da sonst nur wenige auf die Idee kamen, ihre Kunstwerke zu präsentieren. Inzwischen wurden die Reichweiten drastisch eingeschränkt und man erhält dementsprechend weniger Feedback. Ich löste mich relativ schnell von dem Irrglauben, dass meine Arbeit durch Likes oder Follower an Wert verliert oder dazu gewinnt.

Außerdem gibt es sicherlich auch Menschen, die meine Fotos nicht schön finden. Jeder Mensch sieht, denkt und fühlt anders – und das ist völlig in Ordnung so. Wichtig ist es für einen Künstler, zu tun was er liebt. Dann macht er es richtig. Diese Denkweise lege ich jedem Künstler ans Herz!

Was mich sehr glücklich macht, sind natürlich Veröffentlichung in diversen Magazinen, tolle Zusammenarbeiten, Stammkunden und das positive Feedback meiner Kunden. Es macht mich stolz, wenn ich sehe, dass ich mit meiner Art zu „malen“, jemandem eine Freude bereiten kann. Schlussendlich kann man wohl sagen, dass nur Feedback der Menschen mich beeinflussen kann, die im direkten Kontakt zu meiner Kunst stehen – aber Freude bereiten sie mir alle.

JJ: Wenn du einen Auftrag bekommst, Maedeh, für was auch immer, haben die Kunden sicher gewisse Vorstellungen (mehr oder weniger). Du hast deine Arbeitsweise, deine eigene Art. Beschreibe mal bitte, wie das ineinander verschmilzt.

Maedeh: Genau! Daher ist inzwischen ein Vorgespräch vor jedem Shooting unumgänglich. Mir liegt es am Herzen, dass meine Kunden nicht nur eine Dienstleistung buchen, sondern ein ganzes Erlebnis – dies schließt den Wohlfühlfaktor mit ein. Ich bringe zunächst in Erfahrung, welche Wünsche und Visionen der Kunde hat. Welche Bilder er aus meinem Portfolio ansprechend findet und welche er für sich persönlich weniger interessant findet. Schließlich kommt er oder sie aus einem bestimmten Grund zu mir.

Bei Hochzeitsreportagen spielen noch viele weitere und wichtige Faktoren eine große Rolle. Sobald ich weiß, was der Kunde möchte, baue ich um seinen Wunsch auf. Wenn der Kunde ein Haus wäre, ist er das Fundament. Wenn das Fundament nicht stimmt, kann das Haus noch so schön sein: es wird dennoch ineinander fallen.

JJ: Was passiert im Idealfall, wenn sich Besucher deiner Webseite deine Fotos und Texte zu deinen Sardinien- oder Gran Canaria Reisen anschauen beziehungsweise durchlesen?

Maedeh: …dass sie sehen, wie ich die Dinge sehe und sie sich mit mir verbundener fühlen. Wenn ich auf Homepages anderer Fotografen stöbere, dann falle ich am Liebsten über ihre Reiseblogs her. Man hat das Gefühl, selbst dabei zu sein und kann die Position des Beobachters einnehmen. Ich finde das total aufregend!

Urlaubsfoto von Maedeh Amini

Urlaubsfoto von Maedeh

So oft laufen wir an Dinge vorbei, ohne sie bewusst wahrzunehmen… Die Fotografie jedoch gibt einem die Möglichkeit, jede Einzelheit in der Umgebung aufzusaugen. Außerdem erreichen mich nach meinem Urlaub so oft Anfragen, wo man auf diesen Inseln die schönsten Plätze findet. Oftmals kann ich ihnen dann zu den Textpassagen die passenden Fotos zusenden und sagen: „Da musst du unbedingt hin!“

JJ: Maedeh, erzähle mal bitte über dein Projekt „Hör mich an“. Worum gehts dir, wie kamst du dazu, was hast du erreicht?

Maedeh: Ich bin ein sehr intuitiver Mensch. Wenn mich etwas fesselt und ich dabei noch das Gefühl habe, etwas bewegen zu können, dann lässt es mich nicht mehr los. So ähnlich ging es mir mit diesem Projekt für Einwanderer aus Syrien…

Durch mein Geschichts-Studium wurde ich hellhöriger und sehr viel interessierter, was die Weltpolitik anbelangt. Ich saß so oft in mittelalterlichen Seminaren und entdeckte Parallelen zur heutigen Zeit, was wirklich unschön ist. Wer sich intensiv mit den Fakten beschäftigt, wird wissen, was ich meine. Aber was will man als einzelner Mensch anrichten?

Für mich stand fest, dass Handeln besser ist als Schweigen. Mir geht es insbesondere darum, dass die Menschen sich aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Vorgeschichte nicht in Gruppen spalten. Sie sollen zusammenhalten, einander zuhören und sich mit Liebe und Respekt begegnen. Ansonsten geschehen die selben Dinge, die wir heute in Geschichtsbüchern lesen können. Ich habe persönlich, nach meinem Interview mit den zwei Herren, n o c h mehr Empathie für die Einwanderer empfunden.

Es würde sicherlich vielen so ergehen, wenn sie sich die Zeit nehmen würden, mit den Einwanderern zu sprechen oder Interviews zu lesen, anstatt sie direkt zu verurteilen. Letztendlich verurteilt man nur die Dinge, die man nicht kennt und die einem Unbehagen bereiten. Nach den Wahlen konnte man ja sehen, dass leider viele so denken. Das macht mich unglaublich traurig! Diese Vorurteile sollen mit dem Projekt bekämpft werden.

Bisher wurden mit dem Projekt viele liebe Menschen erreicht, die das Projekt mit ihren Mitmenschen geteilt haben. Doch da geht immer noch mehr! Das Thema ist weiterhin aktuell und darf nicht in Vergessenheit geraten… Ab 2018 werden hoffentlich weitere Geschichten zusammenkommen.

JJ: Gibt es einen Fotografinnentraum, mit dem du unterwegs bist?

Maedeh: Dass sich das Feuer, welches ich im Herzen trage, weiterhin ausbreitet und immer mehr Menschen sich an der Wärme erfreuen können. Ohje, da kommt wieder der Poet aus mir raus. 😛

JJ: Danke.

Maedeh: Ich danke dir! Das Interview hat mir sehr viel Vergnügen bereitet!

Alle Fotos und weitere Informationen: Webseite von Amini Photography oder facebook Seite von Amini Photography

2 Kommentare:

  1. Ein sehr schönes Interview und auch wenn sie meine Freundin ist, habe ich einen kleinen Einblick bekommen in die Gedankenwelt von ihr, die ich vorher nicht kannte…
    Ich weiß, dass Maedeh eine talentierte Künstlerin ist und ich danke jedem, der dies so zum Ausdruck bringen kann wie in diesem Interview.

  2. Unglaublich schönes Interview! Sehr schöne wohl-überlegte Fragen und sehr ehrliche und teils bewegende Antworten einer sehr interessanten und authentischen Künstlerin. Vielen Dank auch für das Engagement des Interviewers! Diese Seite hat ein brillantes Konzept! Die beste Art einen Einblick in die Seele einer Künstlerin/ eines Künstlers zu bekommen. So etwas sollte es öfters geben im Netz!

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