Mittendrin

 

Stephanie Simbeck, in Chicago geboren, wuchs in Detroit als Tochter einer alleinerziehenden Mutter unter vier Geschwistern auf. Sie stand schon beizeiten auf der Bühne und hat viele Jahre gemodelt. An der University of Michigan studierte die mittlerweile Münchnerin Innenarchitektur und Fotografie, jobbte in einem Modeladen als Verkäuferin und Dekorateurin und kreierte eigene Mode.

 

„Nur nicht den ganzen Tag sitzen“

Stephanie Simbeck; Foto Stefan Bösl, Dirndl: AninaW-Anja Wuerttemberger

Foto von Stefan Bösl, Dirndl von AninaW-Anja Wuerttemberger

 

Auch als Kamindesignerin arbeitete Stephanie, ohne dass sie „das Sitzen und Zeichnen den ganzen Tag“ erfüllte. Zudem waren die krebserregenden Stoffe, die verarbeitet wurden, nicht ihr Ding. Die Tätigkeit am „Fox Theatre“ in Detroit schon eher. Die fleißige junge Frau organisierte zudem für eine Non-Profit-Organisation Veranstaltungen.

Nach Deutschland übergesiedelt, hielt Stephanie nicht inne, modelte, wirkte in Industriefilmen mit, entwickelte ihre schauspielerischen Fähigkeiten in Workshops (u.a. in Prag, London) oder verkörperte in einigen Folgen der ZDF-Serie „Alle meine Töchter“ ein kalifornisches Hausmädchen. Zudem arbeitet sie in der Bookingagentur für Komiker Fatjoke mit.

Lange Rede, kurzer Sinn – die inzwischen zweifache Mutter und seit 13 Jahren mit dem Schauspieler und Comedian Florian Simbeck verheiratete 1,68 Frau steht mit beiden Beinen fest im Leben. Oder besser gesagt, sie tänzelt behende hindurch, nimmt die Höhen mit und steht nach den Tiefen flink auf.

Demnächst möchte die sportliche und vielseitige Stephanie ein Buch darüber schreiben. „Keine Biografie, aber vieles ist wirklich passiert“, gibt sie eine erste Vorschau.

 

„Ich habe extra eine Army-Hose angezogen“

 

Im Schauspielbereich fühlt sie sich „wie ein Fisch im Wasser“. Und so richtig quicklebendig wie eine Forelle in einem Gebirgsbach wird die Schauspielerin, wenn sie vom Anruf eines guten Freundes direkt vom Set während des Drehs des deutsch-US-amerikanischen Filmdramas „Snowden“ erzählt: „Er beriet den Regisseur Oliver Stone, wenn es um Situationen im Zusammenhang mit Soldaten und der Armee ging. Für die Rolle eines CIA-Agenten war zwar ein männlicher Darsteller vorgesehen, Oliver Stone aber, ein Perfektionist bis in die kleinste Szene, war nicht zufrieden. Da im Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten durchaus auch Frauen tätig sind – auch schwarze Frauen – schlug mein Bekannter mich vor und der Regisseur sagte, ich solle ans Set kommen und dann schaun mer mal.“

Foto Privat; Simbeck-Family

Foto Privat; Simbeck-Family

Gesagt – getan. „Ich habe mir extra eine Tarnhose der U.S. Army und ein passendes T-Shirt angezogen“, blickt Stepanie zurück, „der Regisseur kam auf mich zu, sagte ‚Hi Steph, I am Oliver, come with me‘. Schweißnass vor Aufregung erklärte ich ihm, was ich wie tun würde und er entschied: ‚See you tomorrow‘.“

Eine Szene von zwei Minuten Länge entstand, zeitlich kurz bemessen, gleichsam weitreichend an Bedeutung. In dem Moment erkannte Edward Joseph Snowden deutlich, dass es so nicht weiter geht in seinem Leben. Eine Schlüsselszene also. Irgendwie auch für Stephanie.

 

„Viel gelernt von Oliver Stone“

 

Im Nachhinein betrachtet ist die Darstellerin einfach nur dankbar, mit dem mehrfach prämierten Oscarpreisträger und Golden Globe Award- Gewinner „den Alltag am Set erlebt und den Unterschied gespürt zu haben“. „Oliver Stone arbeitet hochprofessionell und sehr kreativ. Ich habe viel gelernt. Noch so eine Chance – und ich bin dabei“, freut sich Stephanie Simbeck.

Steht sie am Set, Auge in Auge mit der auf sie gerichteten Kamera, und sagt dann der Regisseur „Bitte“ oder „Action“, habe ihre Gefühlslage „mit der Rolle zu tun“. Auf jeden Fall sei sie „voll konzentriert“ und die Ruhe in sich. „Wichtig ist, im Charakter zu bleiben“, mahnt Stephanie an, „es muss souverän und authentisch sein.“

 

„In meinem Element“

 

Und dann macht sie ihn wieder, den Fisch-im-Wasser-Vergleich: „Ich bin am Set in meinem Element. Egal wie groß die Rolle ist, ich bin glücklich! Um so mehr, wenn beispielsweise der Drehbuchautor dabei ist und ich in seinen Blicken spüre oder aus seinen Worten entnehme, dass es ankommt, was ich spiele. Was für andere das Büro, ist für mich das Set.“

Dort, in ihrem Element, sieht Stephanie Simbeck die Kollegen als sehr wichtig: „Es ist wie in einem Boot zu sein. Rudert einer zurück und einer vor, dann geht es nirgendwo hin. Ich muss an die Schauspielpartner denken; sie, das Drehbuch, den Regisseur respektieren. Wir sind eine Mannschaft und ich sehe in ihren Augen, ob ich sie erwischt habe.“

Die Müncherin will sich weiter entwickeln, Projekte mit Qualität angehen. „Ich muss daran glauben“, benennt sie das Hauptkriterium und blickt optimistisch nach vorne: „Die beste Rolle kommt noch!“

 

„Sie macht mir Gänsehaut“

 

Was die Schauspielerin gerne sieht, sind „wahre Geschichten“. Sie mag Schauspielerinnen wie Viola Davis, Angela Bassett oder Lena Horne (Musical) und männliche Kollegen wie Sidney Poitier oder Denzel Washington. Geradezu verzaubert wirkt Stephanie von der Bandbreite der Sängerin und Schauspielerin Cher: „Sie ist so authentisch und wandelbar, sie macht mir Gänsehaut!“ Gleichwohl kommt sie über eine deutsche Schauspielerin ins Schwärmen: „Suzanne von Borsody, ich sehe sie einfach gerne spielen – und das um so mehr, seit ich sie persönlich kenne.“

Foto von Gabriele Werndle

Foto von Gabriele Werndle

Stephanie Simbeck steht fest im Leben. Klar, sie ist in Chicago geboren 😉 und hat eine Familie mit zwei Kindern. Sie weiß um die „harte, instabile Branche“, in der sie sich wie ein Fisch im Wasser fühlt; sie weiß, dass außer „Talent auch Glück und Verbindungen eine große Rolle spielen“ im Schauspiel-Bussiness. Und sie ist sich sicher, „es muss und es wird weiter gehen!“

JJ.

Foto Startseite: Gabriele Werndle

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