Mitgestalten

 

In einer Szene aus dem Gerhard Polt/Frederick Baker Film „Und Äktschn“ spielte Erni Mangold eine Frau, die mit dem Dackel zum Schäferhund Casting kommt und behauptet: „Mei Wasti is so guat, der spielt ihnen jeden Schäferhund“. Durfte er aber nicht.

Barbara Lehner, Foto Denis Todorut

Barbara Lehner, Foto Denis Todorut

 

„Ich bin nicht jemand anders, ich suche in mir selbst“

 

„Wirklich alles spielen ist nicht möglich“, befindet auch die Schauspielerin Barbara Lehner. „Die Figur, die ich verkörpern werde, beginne ich bereits ab dem Lesen des Drehbuchs in mir zu suchen“, erzählt sie, „luxeriös ist es, wenn dann noch eine Probe stattfindet. Drehtage beginnen sehr früh, gleich nach dem Aufstehen geht’s zum Set. Dann helfen Kostüm und Maske, den anderen Teil in mir zu entdecken. Für die Rolle bin ich nicht jemand anders, ich suche in mir selbst.“

Wenn es dann ernst wird, der Regisseur „Bitte“ sagt, die Kamera läuft und das Mikrofon vor ihrer Nase baumelt, ist für Barbara „die Zeit der Vorbereitung und Vorfreude vorbei und es ist wie bei einem Skifahrer, der los fährt“. Um authentisch zu bleiben, „darf es nicht zu technisch werden“, meint sie, „die Orientierung am Set und zur Kamera speichere ich so ab, dass ich während des Drehens nicht mehr daran denken muss und mich voll auf die Szene konzentrieren kann“.

Die Wienerin sieht die Herausforderung oder Bestimmung ihres Berufsstandes dabei als maßgeblich: „Wir sind die, die die Figur zum Leben erwecken und mehr als nur Erfüller oder Marionetten.“ Deshalb ist es für sie angebracht und macht vor allem Spaß, „Rollen im Team zu erarbeiten und mit zu entwickeln“.

 

„Die Leute erreichen“

 

Das Gefühl ‚ich bin Schauspielerin‘ hatte Barbara irgendwie schon sehr früh und irgendwie auch nicht. „Es war eher eine Entwicklung“, erinnert sie sich, „schon in der Schule, am Schultheater, habe ich gemerkt, dass es mehr ist für mich. Wenn meine Arbeit wertgeschätzt wird, wenn ich die Leute erreiche und berühre, dann bin ich Schauspielerin.“

Barbara, fotografiert von Carmen Trappenberg

Barbara, fotografiert von Carmen Trappenberg

Dem Selbstlauf hat die 1,76 Frau mit den braun-grünen Augen dabei nichts überlassen. An der Schauspielschule Krauss in ihrer Heimatstadt hat sie im Jahr 2005 mit Diplom abgeschlossen und fügte 2012 den Bachelor of Arts in Theater-, Film- und Medienwissenschaft hinzu. „Die Schauspielschule Krauss ist eine private Schule mit eigenem Prüfungsrecht für das staatliche Diplom“, erklärt Barbara. Nicht umsonst haben dort in der weiteren Vergangenheit Größen wie beispielsweise Karlheinz Böhm, Erni Mangold oder Barbara Wussow studiert.

„Es war für mich eine schöne Zeit, wir waren ein guter Jahrgang“, gerät die Schauspielerin ins Schwärmen, „ich konnte mich viel mit mir selbst beschäftigen und auseinandersetzen. Auf jeden Fall war ich in der familiären Atmosphäre, bei diesen Dozenten und in diesem Metier genau richtig.“

 

„Mitten im Weinberg, mit Blick auf die Stadt“

 

Genau richtig weiß sich die Österreicherin auch in ihrer Stadt. „Wien… ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…“, setzt sie zur Laudatio an, „… hohe Lebensqualität, gute Luft, das gute Wiener Hochquellwasser (Leitungswasser mit exzellenter Trinkqualität). In Neustift am Walde, einem Ortsteil von Döbling, in dem ich lebe, gibt es Weingärten direkt in der Stadt.“

Barbara im Wiener Stadtpark, Foto Herbert Jamnig

Barbara im Wiener Stadtpark, Foto Herbert Jamnig

Dort freut sich Barbara über „die vielen Heurigen und Buschenschenken, lokale Weinbauern, die nur zu bestimmten Zeiten ausg’steckt haben. Beim ‚Zimmermann‘ sitzt man mitten im Weinberg mit Blick auf die Stadt… mit einem Achterl Grünen Veltliner.“

Einmal im Flow, fasst die Heimatverliebte ihre Faszination über die Wiener Kaffehauskultur in Worte: „Ein eigenes Kapitel… In einem Wiener Kaffeehaus kann man einen ganzen Nachmittag mit einer Melange sitzen und Zeitung lesen, ohne gedrängt zu werden oder etwas zu bestellen. Gemütlichkeit wird groß geschrieben. Wenn man in einem Lokal, in dem ich gerne esse, nach einem Platz fragt, ist es erst mal schwierig, doch dann blättert der Oberkellner im Reservierungsbuch, streift sich mit der Hand durchs Gesicht, schiebt die Lesebrille hoch und findet doch immer noch ein freies Platzerl ;-).“

Anschließend schlägt Barbara eine Brücke zurück zu Film und Fernsehen, berichtet von „zahlreichen typischen Wiener Serien, wie zum Beispiel ‚Kaisermühlenblues‘, ‚Ein echter Wiener geht nicht unter‘, ‚MA2412‘ oder Filme wie zum Beispiel ‚Muttertag‘, ‚Hinterholz 8‘, und natürlich auch ‚Hallo Dienstmann‘ mit Hans Moser“.

So nimmt es nicht wunder, dass die Schauspielerin, auf Kolleginnen und Kollegen, die sie gerne auf Bildschirm und Leinwand sieht angesprochen, nicht zum Flug über den Atlantik ansetzen muss. Sie nennt Erni Mangold, („mit ihren 90 Jahren wie ein junges Mädel“), Maria Hofstätter („riesige Bandbreite, authentisch, privat sehr sympathisch“), Georg Friedrich („verbiegt sich sprachlich nicht“) oder Josef Hader und Christoph Waltz. Und dann doch… Meryl Streep.

Barbara Lehner, Foto Heinz Drstak

Barbara Lehner, Foto Heinz Drstak

 

„Die Traumrolle“

 

Barbara Lehner hat kürzlich mit Kollegin und Freundin Christina Baumer (mit Hilfe eines Teams) „Die Traumrolle“, ein Self Made Shorty, auf den Weg gebracht. Sie dreht demnächst für die ORF Serie „Schnell ermittelt“ (mit Ursula Strauss), hat für viele Filme vor der Kamera gestanden und auch auf Theaterbrettern.

Zudem spricht sie für verschiedene Firmen, für Hörbücher und Synchronproduktionen. „Das mache ich sehr gerne“, sagt sie, „Tonstudioaufnahmen haben was filmisches, es ist sehr spannend, weil in den wenigen Minuten alles passen muss.“

Geht es um den beruflichen Traum, zögert und überlegt Barbara zwar und weiß gleichwohl genau, was sie will. „Eine taffe Kommissarin“, schwebt ihr vor, „ein Roadmovie, Thriller, etwas mit Spannung.“ Gerne natürlich, „das Ganze im Team mit entwickeln, Zeit dazu haben.“

Barbara Lehner; Foto von Stefanie Kibler

Barbara Lehner; Foto von Stefanie Kibler

Auf jeden Fall stehen die Chancen für die Wienerin, diese Träume zu leben, deutlich besser als die des Dackels vom Anfang dieser kleinen Geschichte, den Schäferhund glaubwürdig darzustellen. Und wenn irgendwann mal einem österreichischen Produzenten in den Sinn kommt, die Serie „Die Skilehrerin“ zu drehen, dann hat er die Kostenstelle der Stuntfrau eingespart. Barbara kann das selbst.

JJ

 

 

Weitere Informationen: Barbaras Webseite, Agenturseite von Barbara Lehner oder
Barbaras facebook Seite

Foto Startseite: Denis Todorut

Ein Kommentar:

  1. Danke für den schönen Beitrag! Liebe Grüße aus Wien, Barbara

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