Liane und ein Hauch von Magie

 

Liane Evers stand mit ihrer Zwillingsschwester bereits als Teenager für eine internationale Werbekampagne vor der Kamera. Sie hat eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester und zur Schauspielerin absolviert, singt, spielt Alt-Saxophon und Querflöte. Ihre erste Single „infinity life“ inklusive Musikvideo ist ab dem 21. April überall als Download erhältlich.

Liane Evers; Foto von Robert Bartha

Liane Evers

Über Gratwanderungen, tschechische Märchen, ihre innere Stimme und einen gespielten Einsatz als Kommissarin an einer Tankstelle erzählt uns Liane hier und jetzt:

 

„Ich möchte gerne in diesem Leben etwas hinterlassen“

 

JJ: Liane, gehen wir doch gleich mal in die Vollen; stelle dir mal bitte vor, du spielst eine Ärztin oder Krankenschwester in einer der einschlägigen Krankenhausserien. Wirst du dann als examinierte Krankenschwester in einen Gewissenskonflikt kommen, weil der Serienalltag meilenweit am wirklichen Leben vorbei geht (kein Arzt schiebt den Patienten höchstpersönlich vom Krankenzimmer in den OP oder besucht ihn zuhause, um seine privaten Probleme zu lösen, so putzig der Gedanke sein mag)?

Liane Evers: Es ist eine Gratwanderung, zum einen weiß ich als examinierte OP Schwester, wie die Prozesse in einem Krankenhaus im realen Leben ablaufen – zum anderen verstehe ich aber als Schauspielerin auch die Intension des Regisseurs, der den Zuschauer mit einer intensiven Story und kurzweiligen Handlungssträngen fesseln möchte.

Es ist kaum denkbar, dass der Regisseur beziehungsweise die Filmproduktion eine Vorstellung davon haben, wie es sich im wahren Krankenhausalltag abspielt. Oft muss alles ganz schnell gehen und alles muss perfekt organisiert sein. Von der Notaufnahme, OP bis hin zur Intensivstation – alle müssen an einem Strang ziehen und im Team zusammen arbeiten. Bei einigen Operationen oder Notfällen, wie zum Beispiel einer Notsectio (Notkaiserschnitt), kann es in wenigen Sekunden zum Verlust des Kindes oder der Mutter kommen.

In solchen Fällen muss im Operationssaal schon alles vorbereitet sein, samt Pflege- und Ärzteteam. Da bleibt der Ärztin oft keine Zeit, die Patienten selbst in den OP zu fahren. Viele Regisseure nehmen wertvolle Tipps dankend an, so, dass es dann doch noch zu der einen oder anderen spontanen Änderung im Drehbuch kommt, um so realitätsnah wie möglich zu sein.

JJ: Und jetzt mal auf Anfang. Entstand dein Wunsch, Schauspielerin zu werden, schon beizeiten, in der Kindheit? Wann wurde aus dem vagen Gedanken der feste Entschluss?

Liane Evers: Ich bin auf dem Land in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen. Die Liebe zur Musik, Natur und Kunst wurde mir förmlich in die Wiege gelegt.

Schon als Kind habe ich mich gerne über die Musik oder den Tanz ausgedrückt. Immer wenn ich konnte, habe ich getanzt, gesungen oder mit der Familie musiziert.

Liane Evers; Foto von Robert Bartha

Liane Evers

Ich erinnere mich noch daran, dass ich mir mit meiner Zwillingsschwester tschechische Märchen angeschaut habe, die wir anschließend nachgespielt haben. Dabei sind wir in verschiedenste Rollen geschlüpft – von der Prinzessin bis zum Prinzen oder auch vom Esel bis zum Pferd ;-). Wir haben oft einen kleinen Zirkus aufgebaut, indem wir uns als Clowns oder Akrobaten inszenierten und damit etwas Taschengeld verdienten. Ich glaube, wir nahmen 50 Pfennig Eintritt damals ;-).

Durch die Schule und die folgende Ausbildung zur examinierten Krankenschwester bin ich dann vorübergehend etwas von diesem Weg abgekommen, nicht zuletzt auch durch den gut gemeinten Rat der Eltern („Kind, lern doch etwas Vernünftiges…“). Mit dem Dreh einer Werbekampagne, zusammen mit meiner Zwillingsschwester, war allerdings schnell wieder klar, was ich wirklich wollte.

Es wuchs nicht nur erneut der starke Drang, mich künstlerisch auszudrücken, sondern auch der Mut, vom Land in die Stadt zu ziehen und meinen eigenen Weg einzuschlagen. Ich bewarb mich an einigen Schauspielschulen und konnte in einem Casting eine Schauspielakademie mit namhaften Dozenten aus dem Bereich „Film und TV“ überzeugen.

JJ: Ich habe gelesen, dass du breit gefächert unterwegs bist; Stunt,- Synchronisations- und Moderationstrainings absolviert, ein Bauchsprechseminar besucht und an Coachings und Workshops teilgenommen hast. Zudem singst du, spielst Alt-Saxophon und Querflöte. Was treibt dich an?

Liane Evers: Es ist eher eine innere Stimme oder der Ruf, dem ich folge. Dieses starke Gefühl, mich auf irgendeine Art und Weise mitzuteilen oder auszudrücken, ist meine Leidenschaft. Ich kann mich an vielen Dingen immer wieder neu inspirieren. Ich möchte gerne in diesem Leben etwas hinterlassen, selbst wenn es nur der Anstoß oder eine Inspiration für andere Menschen ist, dem inneren Ruf zu folgen.

Wenn man etwas wirklich ganz tief spürt, sollte man sich von niemandem abbringen lassen, es zu leben und zu tun. Denn aus Mut wird irgendwann Erfüllung und Leichtigkeit. Vielleicht ist es auch eine ganz große Liebe, die ich in mir spüre… Diese möchte ich irgendwie zum Ausdruck bringen und der Welt mitgeben…

In meinen Augen gibt es nichts Wichtigeres, als die bedingungslose Liebe zu den Menschen und der Welt. Was du ausstrahlst, fühlst und auch wie du handelst, hat immer eine Wirkung auf deine Umwelt.

Liane Evers; Foto von Robert Bartha

Liane Evers

Viele Menschen haben das leider vergessen. Doch über Botschaften anhand von Musik, Ausdruck und Kunst habe ich bemerkt, dass selbst die härtesten Menschen wieder zu sich kommen und wieder beginnen, in ihr Inneres reinzufühlen.

Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen werden weicher und liebevoller – das wirkt sich wiederum auf ihre Umwelt aus. Es ist also dieses Tröpfchen Glück, Liebe und Harmonie unter die Menschen zu bringen, was mich antreibt und erfüllt!

JJ: Wie spannend, leerreich, vielleicht verrückt war für dich die Zeit an der First- Take Schauspielakademie in Köln?

Liane Evers: Die Zeit an der Schauspielakademie „First Take“ war für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe viel über mich selbst erfahren und gelernt. Es fühlte sich an, als hätten sich tausend Fesseln gelöst.

Wir hatten gute Dozenten, die sich wirklich für jeden Einzelnen intensiv Zeit genommen haben. Jeder Mensch hat seine individuelle Geschichte, seinen Rucksack.

Trotzdem haben die Dozenten alle einzeln wahrgenommen und entsprechend gefördert. Es war sehr spannend, die jeweilige Entwicklung der Studenten zu beobachten und auch, wie wir uns entfalten können, wenn das Potential, dass in jedem vom uns steckt, genutzt wird.

Ein sehr intensives Fach war für mich die Rollenarbeit. Wie wir über kleinste Trigger plötzlich eine ganz andere Haltung und Gestallt einnahmen und trotzdem noch hundertprozentig wir selbst dabei waren – verschmolzen mit einem anderen, fremden Charakter. Diesen zum Leben erwecken, mit Authentizität füllen und sich der Rolle vollkommen hingeben – das ist die Kunst des Schauspiels.

Ein Beispiel: Wir bekamen einige Stunden Zeit, um uns in eine Rolle hinein zu fühlen – dann durften wir mit diesem Charakter in die Öffentlichkeit gehen und den Tag komplett in dieser Rolle gestalten. Am Ende des Tages sollten wir unsere Erfahrungen berichten.

Ich war Kommissarin. Als ich in eine Tankstelle kam und die Kassiererin fragte, ob sie am Morgen eine Gang Jugendlicher beobachtet hätte, wurde sie ganz nervös und nahm mich mit in das Tankstellenbüro, indem sie mir das Video vom Morgen zeigen wollte. Ich hielt sie dann aber auf und klärte sie über unsere Stunde in der Schauspielakademie auf.

Liane Evers; Foto von Robert Bartha

Liane Evers

Ehrfürchtig hatte sie mir die Rolle komplett abgekauft! Das war ein schönes Gefühl.

Auch im Fach „Gesang“ haben mich viele Dinge fasziniert, unter anderem, welch fabelhaftes Instrument unser Körper ist und wie facettenreich wir dies anwenden können. Natürlich ist man in vielen Fächern oft an seine Grenzen gestoßen, was einerseits auch mal harte Kritik mit sich brachte, andererseits hat es einen aber auch stärker gemacht hat.

JJ: Du stehst am Set, Liane, die Kamera zeigt auf dich und der Regisseur sagt „Bitte“, was geht in dir vor? Was bedeuten dir diese Momente?

Liane Evers: In einem solchen Moment nehme ich nichts anderes mehr wahr, nur noch die Energie und Präsenz des Augenblicks in meiner Rolle.

Es ist schwer mit Worten zu beschreiben… Alles wird plötzlich unwichtig, nur noch das Gefühl und dein Charakter sind präsent. Dazu kommt ein Hauch von Magie, der sich um dich und diesen Moment legt. Es fühlt sich gut an, in völliger Hingabe eine Rolle zum Leben zu erwecken.

JJ: Schwenken wir mal kurz zur Musik. Was fasziniert dich daran, was gibt sie dir?

Liane Evers: Ein Leben ohne Musik wäre für mich unvorstellbar. Sie hüllt jeden Moment in etwas Besonderes.
Sie taucht Dunkelheit in Farbe. Musik ist die Sprache der Seele. Ich kann mit ihr ausdrücken, was man nicht greifen kann. Mit Klängen, Melodien und Kompositionen bietet sie Platz zum Träumen, inspiriert und schenkt uns Mut.

Musik hat eine starke, heilende Wirkung. Sie kann beruhigen und jeden zurück in seine Kraft bringen. Manchmal hilft sie mir, in einigen Szenen in die richtige Stimmung zu gelangen und dient förmlich als Trigger.

Schon als kleines Mädchen habe ich mir immer gewünscht, auf einen Knopf drücken zu können und Musik erklingen zu lassen, wann und wo auch immer. Für mich müsste überall Musik sein. Sie begleitet mich durch mein Leben wie ein guter Freund, mit dem man weinen und auch wieder lachen kann. Außerdem ist Musik die universelle Sprache, die uns Menschen weltweit verbindet – ohne jegliche Barrieren.

JJ: Ich stelle mir das Spielen eines Saxophons auch als technischen Vorgang vor, gibt es einen Unterschied für dich, Emotionen mit deiner Stimme oder mit einem Instrument zu transportieren?

Liane Evers: Ich sehe die Stimme auch als Instrument. Der einzige Unterschied ist, dass ich meine Stimme zu jeder Zeit dabei habe ;-).

Ansonsten ist es mit beiden Instrumenten möglich, Emotionen zu transportieren – in beiden Fällen kommt es von/aus mir heraus. Deshalb kombiniere ich gerne auch beides. Selbstverständlich muss man sowohl stimmlich als auch mit dem Saxophon technisch versiert sein, damit es gut klingt. Mindestens so wichtig ist aber auch Talent und das richtige Feeling für ein Instrument.

JJ: Egal, ob du schauspielst oder musizierst, Liane, machst du das in erster Linie aus dir heraus, oder denkst du schon an die Reaktion der Zuschauer/Zuhörer?

Liane Evers: Wie ich bereits zuvor erwähnte, gibt es für mich nichts Schöneres, als die Menschen wieder zu sich selbst zurückzuführen. In die Liebe, ihre eigene Kraft, und zu den Individuen, die sie wirklich sind, ganz ohne Ego. Dass sie sich ihrer Stärken besinnen und sie wieder entfachen können.

Liane Evers; Foto von Robert Bartha

Liane Evers

Viele haben leider vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben und wie es funktioniert, glücklich zu sein. Durch die Kunst habe ich schon viele Ketten sprengen gesehen. Der Mensch, der gerade die Kunst genießt – sei es Musik, ein Theaterstück, ein guter Film oder Malerei – kommt, zumindest temporär, wieder zu sich. Manchmal kommt es mir so vor, als würden einige Menschen schlafen und durch die Kunst ganz sanft wieder erweckt werden.

JJ: Und auch egal, ob Schauspiel oder Musik, willst du den Menschen etwas geben?

Liane Evers: Ich möchte den Menschen immer etwas geben – egal ob mit der Musik oder dem Schauspiel. Einfach mit meinem Sein.

JJ: Wir haben hier in der idyllischen Rhön noch drei Wunschfeen. Wenn ich eine zu dir schicke, wünscht du dir den Auftritt mit deinem Saxophon auf einer Bühne mit P!nk, tatsächlich die durchgehende Hauptrolle in der Arztserie, oder möchtest du in einem der vielen richtig guten deutschen Kinofilme ganz vorne dabei sein? Oder ganz was anderes?

Liane Evers: Schwer zu sagen. Natürlich ist es ein großer Wunsch, auf der Bühne zu stehen und viele Menschen mit meiner Musik zu erreichen und glücklich zu machen. Aber auch der Traum eines jeden Schauspielers ist, einmal in einem bekannten Kinofilm dabei zu sein oder sogar eine Hauptrolle zu spielen.

JJ: Welche Schauspielerin, welchen Schauspieler siehst du gerne?

Liane Evers: Als Schauspieler habe ich Robin Williams geliebt, er war so facettenreich und tiefsinnig. Zu meinen Favoriten zählen auch Julia Roberts, Drew Barrymore und Cameron Diaz.

Es gibt so viele großartige Schauspieler, die als Charaktere auf der Leinwand brillieren. Dennoch möchte ich natürlich mit meinem eigenen, unverwechselbaren Stil die Menschen erreichen.

JJ: Danke.

Weitere Informationen: Lianes facebook Seite und Lianes Webseite

Alle Fotos: Robert Bartha

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