Hamburger Deern

 

Als ich kürzlich im  Blog der von mir hochgeschätzten Tina Kaiser und einer Freundin von ihr herum stöberte, wurde ich auf einen weiteren Blog aufmerksam. Von Blog zu Blog zu Blog also. Eine Hamburgerin stellt da ihre Stadt und ihre Rezepte vor – mal ganz grob zusammengefasst.

Vor allem indes: Sie macht das aus ihrer ganz persönlichen Sicht und Erfahrung. Da bin ich doch mal eben hellwach und frage nach:

 

Typisch Norden? Nee, typisch Christin!

 

JJ: Christin, in Hamburg war ich zwei oder drei Mal und nur wenige Stunden. Ich empfand die Stadt als interessant und sehenswert. Du als Hamburger Deern kannst sicher euphorischer und überzeugender schwärmen als ich, alleine schon, weil du die Elbmetropole wirklich kennst. Lege mal bitte los.

Hamburger Deern Blog

Foto: Hamburger Deern Blog

Christin: Ich glaube, Hamburg ist nach wie vor das Tor zur Welt. Wer das Bedürfnis nach Weite hat, der kommt hierher und besucht den Hafen, die Landungsbrücken und natürlich die Alster. Gerade mit unserer Hafencity wird das Freiheitsbewegung-Gefühl nochmals verstärkt, und auch wenn wir Hamburger sehr über den Bau der Elbphilharmonie geschimpft haben, sind wir, glaube ich, alle ein bisschen stolz auf dieses neue Wahrzeichen unserer Stadt, das viele, viele, viele Touristen anzieht. Kurzum: Hamburg ist wirklich eine Reise wert.

JJ: Wie hattest du Hamburg als Kind erlebt?

Christin: Irgendwie ganz anders als es heute ist, was bestimmt auch damit zu tun hat, das ich als Kind in ganz anderen Ecken unterwegs war. Das Hamburg meiner Kindheit ist nostalgisch und irgendwie gelblich eingefärbt mit Marktbesuchen mit Oma und Opa, Mini-Karussell-Pferden auf dem Dom, alten Straßenlaternen, Wasserspielen in Planten un’ Blomen… ruhig und langsam. Nicht das Tempo, das ich heute an den Tag lege.

JJ: Was erzählst du in deinem Blog über Hamburg, für wen, und wie entstand die Idee in dir?

Christin: Die Idee entstand bereits 2008 mit Agenturfreunden, damals aber noch mit einem ganz anderen Thema und es ist auch nie etwas geworden. Fünf Jahre später bin ich dann mit einem eigenen Blog gestartet – aus dem Wunsch heraus, Franzbrötchen zu backen, zu fotografieren und vorzustellen. Ich brauchte einen Grund, um den Aufwand anzugehen… wann macht man mal eben Franzbrötchen…?

In meinem Blog stelle ich seitdem aber nicht nur eigene Rezepte vor, sondern auch Restaurants und gastronomische Tipps aus Hamburg, sowie sogenannte „Hamburger Perlen“. Also Menschen aus Hamburg, die etwas Besonderes machen.

Für wen? Für Hamburger, Quiddjes, Hamburg-Liebhaber und die, die es noch werden wollen.

JJ: Du stellst auch Rezepte vor. Typisch Norden?

Christin: Nee, typisch Christin: easy, gesund, lecker. Und manchmal auch mit Fisch.

JJ: Muss ich, um deine Rezepte nachzukochen, einen oder mehrere gut sortierte Spezialläden in der Nähe haben, um an die Zutaten, Gewürze oder Kräuter zu kommen?

Christin: Um Gottes Willen – NEIN! Ich bin für eine ausgewogene, normale Küche. Man findet fast alles auf dem Markt oder im Supermarkt. Da mich aber, von Haus aus, neue Dinge interessieren, bewege ich mich manchmal auch im Bereich Foodtrends und da kann es schon mal vorkommen, dass ich Hanfsamen, Quinta oder Sonstiges einsetze. In den meisten Fällen kann man diese Lebensmittel aber auch weglassen oder ich nenne Alternativen.

Hamburger Deern-Mohnblini

Hamburger Deern-Mohnblini

JJ: Ich bin selbst kein Rezeptkoch. Ich schaue, was im Haus ist und lege los. Keine Tomatensoße gleicht der anderen, jedes Bratkartoffelgericht ist ein Unikat… Woher stammen deine Rezepte, manchmal auch aus der Kreativquelle?

Christin: Das geht mir auch so. Ich verstehe Rezepte immer als Vorschlag. Das gilt genauso für meine eigenen Rezepte, die ich mir meistens selbst ausdenke – beim Kochen. Ich habe immer und überall Augen, Nase und Ohren offen – heißt: ich finde überall Inspirationsquellen – auf Foodmärkten, Wochenmärkten, in Magazinen, Restaurants, auf Reisen… überall.

JJ: Kann ich als Nichtfleischesser, der zudem Milchprodukte nicht verträgt, bei dir Rezepte finden, die mich anregen und auf neue Ideen bringen?

Christin: Ja, natürlich. Tatsächlich verwende ich in den seltensten Fällen Kuhmilch, weil ich die eben auch nicht vertrage. Unser Lifestyle ist zum größten Teil nachhaltig. Ich mache vieles selbst, achte darauf, regionale und saisonale Lebensmittel zu verwenden.

Wir essen eher selten Fleisch, und wenn, dann wissen wir wo es herkommt. Unter der Woche ernähren wir uns meistens vegetarisch, wobei ich dennoch auf eine ausgewogene Ernährung achte, die Fisch- und auch Fleisch beinhaltet. Neben Smoothies auf Basis von Mandelmilch findest du also auch einen Krabbensalat oder einen Erdbeer Tarteletts und inzwischen viele Gerichte für die gesamte Familie. Auch wenn kleine Esser mit am Tisch sitzen.

JJ: Wie ist das mit deinen Kinder-Rezepten, Christin; schmecken die den Lütten einfach nur, sind sie gesund, speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten?

Christin: Ja, ja und ja. Zu Anfang, als die Kinder aus der Breiphase heraus gewachsen waren und am Familienessen teilgenommen haben, habe ich darauf geachtet, dass die Bedürfnisse erfüllt werden – also dass die Konsistenz stimmt. Was nicht heißt, dass die Kinder nur Mus bekommen haben, sondern, dass sie viel alleine essen konnten – Stichwort gesundes Fingerfood.

Ich bin mit unseren Kindern und ihrem Essverhalten natürlich auch mitgewachsen. Inzwischen kann ich sagen: die Kinder (fast drei Jahre) essen fast alles, was wir auch essen – von A wie Ananas bis Z wie Zander.

JJ: Erzähle mal bitte ein bisschen über „Family Kitchen“, Christin.

Christin: Family Kitchen ist mein Herzensprojekt: ein E-Book zum Gratis Download, das sich mit dem einfachen Start in eine gesunde Familienküche beschäftigt. Wie eben gesagt, kommt es zu Anfang der Familientischzeit darauf an, dass das Essen bei den Kindern vom Teller in den Magen gelangt. Und nicht die Hälfte auf dem Boden landet, weil die Konsistenz nicht stimmt oder die Gerichte kleinen Ess-Anfängern nicht schmecken.

Christin Siegemund, Hamburger Deern Blog

Christin Siegemund, Hamburger Deern Blog

Nichts ist stressiger als Kinder, die nicht essen, weil sie gefrustet sind – man selbst die Nerven verliert, weil man sich fragt, wofür man eigentlich in der Küche stand. Kinder brauchen Erfolge und sind stolz wie Bolle, wenn sie selbständig etwas hinbekommen haben. Das fängt beim Essen an. Und wir Eltern freuen uns mit. Und schon ist eine Grund-Harmonie da. Das heißt aber nicht, daß es ausschließlich Nudeln in Buttersoße geben soll.

Als wir in die Familienküche gestartet sind, war selbst ich als Foodbloggerin überfordert und habe mich gefragt, was ich denn jetzt auf den Tisch bringe. Also habe ich mich auf die Suche gemacht, aber außer besagten Nudeln nichts gefunden, was meinen Ansprüchen an eine gesunde und ausgewogenen Küche gerecht wurde.

Also habe ich selber Rezepte entwickelt, tief in unsere Familienrezeptekiste gegriffen und neu interpretiert, getüftelt und getestet. Herausgekommen sind über 25 Rezepte, die leicht sind in der Zubereitung, die lecker sind, den Kindern eine Grundlage geben zum Wachsen und uns Mamas Power für den Alltag geben und Papas auch satt werden lassen.

JJ: Es klang eben schon mal an, ich liebe Tomatensoße, auch Thüringer Klöße (ohne Fleich dazu) oder neuerdings Süßkartoffeln. Was ist dein Lieblingsrezept oder Lieblingsessen? Was favorisieren deine Kinder?

Christin: Unser aller Highlight: Pfannkuchen in allen Variationen. Besonders, seitdem ich an dem tollen Kinder-Rezeptbuch „Pinipas Pfannkuchenbäckerei“ mitarbeiten durfte. Und Fischstäbchen. Das Rezept für die gesunde Variante gibt es übrigens in meinem E-Book.

Heidelbeer-Pfannkuchen, Hamburger Deern Blog

Heidelbeer-Pfannkuchen, Hamburger Deern Blog

JJ: Nochmal zurück zum Ausgangspunkt Hamburg. Hast du andere Städte oder Landschaften, in Deutschland oder wo auch immer, kennengelernt, die dich faszinierten?

Christin: Sylt ist für mich immer wieder ein Highlight, ich liebe die Schönheit der Insel ebenso wie die Vielfalt: einsame Strände im November mit Regen von vorne, hinten und oben, damit man sich anschließend in der kleinen Teestube mit Tee und Blaubeerpfannkuchen aufwärmen kann. Ich liebe aber auch die Fahrradtouren im Sommer über Land, vorbei an Schafen und Rindern, heiße Tage am Strand mit Lunch in einer der unzähligen Strandbars. Und egal zu welcher Jahreszeit mag ich einfach die Weite, die das Auge entspannen – und weiß, blau, beige und grün, die typischen Inselfarben, ineinander verschmelzen lässt.

Paradoxerweise liebe ich sehr den schnellen Beat und den Spirit von New York City, wo es an jeder Ecke pulsiert und wo ich mich irgendwie zuhause gefühlt habe, wie sonst nur in Hamburg (was höchstwahrscheinlich an den New Yorkern liegt, die alle keine sind). An diese Stadt habe ich ein bisschen mein Herz verloren. Aber psst – erzähl das mal nicht meiner Heimatstadt!

JJ: Danke.

Christin: Ich danke dir!

Weitere Informationen: http://hamburgerdeernblog.com/

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