Einfach nur ich

 

Meistens nennen mir Schauspielerinnen oder Schauspieler, wenn ich nach Kolleginnen oder Kollegen frage, denen sie gerne bei der Arbeit zuschauen, die üblichen Verdächtigen aus Hollywood, oft aber auch aus Skandinavien oder von hierzulande. Und manchmal sprechen sie mir dabei aus dem Herzen.

Sabrina, Foto Clemens Haardiek

Sabrina, Foto Clemens Haardiek

Wie Sabrina Hermann, die Dieter Mann beeindruckend findet. Mit seiner Schauspielkunst bin ich in den 60er und 70er Jahren aufgewachsen. Da hat die 1,60m große Frau mit den blau-grünen Augen noch nicht gelebt. Noch lange nicht. Die Berlinerin bezeichnet eine Begegnung mit ihm in der Jetztzeit als „prägendes Erlebnis“.

Nun aber zu Sabrina. Sie erzählt uns von schönen Momenten und Orten. Und mehr. Hier und jetzt:

 

„Seit diesem Moment gab es für mich keinen Weg mehr zurück“

 

JJ: Sabrina, was ist Schauspiel für dich? Was fasziniert dich am zuschauen, was am selbst spielen?

Sabrina Hermann: Schauspiel ist für mich, fremde und eigene Geschichten zu erzählen und Figuren Leben einzuhauchen. Beim Fernsehen beispielsweise möchte ich emotional mitgenommen werden.

Wenn ich selber spiele, möchte ich das natürlich ebenfalls. Die Leute so berühren und erreichen, dass ich Ihre Aufmerksamkeit kriege und dass ich ihnen einen Teil von mir preisgebe.

Sabrina, fotografiert von Urban Ruths

Sabrina, fotografiert von Urban Ruths

Sie sollen meine Gefühlswelt miterleben und mit auf eine Reise kommen, für ein paar Minuten ihren Alltagsstress vergessen und einfach mit mir in diesem Moment sein. Ich möchte ihnen Freude bringen, vielleicht ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder sie so berühren, dass sie schlucken und sich eine Träne verdrücken müssen.

JJ: Hat sich beizeiten abgezeichnet, dass du in die Richtung gehen wirst? Wann war dir klar, Schauspielerin ist ein Beruf und wann, Schauspielerin ist dein Beruf?

Sabrina: Ach, was für eine schöne Frage. Die beantworte ich sehr gerne. Bei mir kam nie ein anderer Beruf in Frage. Ich habe schon ganz früh angefangen Disney Filme zu gucken und ich habe zu meiner Mama gesagt: „Mama, ich möchte später mal Disney Prinzessin werden.“

Ich habe begeistert Szenen aus den Filmen nachgespielt, meine Kuscheltiere genau wie in dem Film hingesetzt – alles total detailgetreu. Meine Mama hat dann immer zu mir gesagt: „Du wirst mal Schauspielerin.“

Damals konnte ich noch gar nichts damit anfangen, bis ich dann in der ersten Klasse zum ersten Mal in meinem Leben in einem Kindertheater war. Ich weiß noch wie heute, wie das war. Das Stück hieß „Die Feuerlilie“. Das war für mich ein prägendes Erlebnis. Die Bilder habe ich bis heute im Kopf. Tolle Inszenierung.

Und von da an wusste ich, dass Schauspielerei tatsächlich ein Beruf ist, den man ausüben kann und keine Spielerei. Ich wollte das unbedingt machen. Ich habe alles dafür getan. Ab der ersten Klasse.

Darstellendes Spiel, Kindermusical und dann erstmal vorsichtig als Komparse Set-Luft schnuppern. Fürs Kindermusical ging ich sogar ins Ballett, obwohl mir das überhaupt nicht gefiel, aber leider war das eine Voraussetzung, um mit auf der Bühne zu stehen. Und als Komparse war ich so oft am Set, dass irgendwann die Regieassistentin zu mir gekommen ist und gesagt hat: „Wir haben dich schon so oft im Bild gesehen, jetzt musst du auch mal einen Satz sagen.“

Sabrina Hermann; Foto Clemens Haardiek

Sabrina Hermann; Foto Clemens Haardiek

Seit diesem Moment gab es für mich keinen Weg mehr zurück. Ich wollte mehr. Tagesrollen, Nebenrollen und dann meine erste Hauptrolle. Da war klar, nächstes Ziel Schauspielschule. Und wie sich der Kreis so schließt, jetzt kann man mich tatsächlich über eine Agentur als Prinzessin, wie zum Beispiel Rapunzel oder die kleine Meerjungfrau, für Kindergeburtstage buchen. Also bin ich am Ende wirklich Prinzessin geworden.

JJ: Hattest du an der „Starter, Berliner Schauspielschule für Film und Fernsehen“ das Gefühl, genau richtig zu sein, war es eine lehrreiche, wichtige, vielleicht auch verrückte Zeit?

Sabrina: Ja, auf jeden Fall. Ich war am Anfang sehr skeptisch, weil die „Starter“ eine Privatschule ist und ich bis dato nur an staatlichen Schulen vorgesprochen hatte. Private Schulen haben ja einen schlechten Ruf.

Damals, als ich zum ersten Mal vorgesprochen hatte, war ich noch sehr jung. Gerade mal 15, und da hat mich keine Schule genommen, obwohl ich bis in die Endrunden gekommen bin. Ich war deshalb sehr enttäuscht und habe mir gedacht, versuchst du es mal bei der „Starter, Berliner Schule für Film und Fernsehen“. Gib privaten Schulen eine Chance!

Dort wurde ich extrem überrascht. Es gab viele Bewerber und ein langes Auswahlverfahren. Nun wollte ich auf jeden Fall genommen werden. Ich zitterte und hoffte. Als ich angenommen wurde, war ich überglücklich. Ich hätte nie gedacht, dass man für den Beruf so viel wissen muss. Theatergeschichte, Einstellungsgrößen, Set Know How.

Ich hatte während der Ausbildung zum ersten Mal furchtbare Zweifel. Ich kann nicht spielen. Ich kriege das nie hin. Das ist der falsche Beruf für mich. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Für mich konnte es gar nicht genug Hausaufgaben geben. Zu jeder Zeit hatte ich Monologe drauf. Man lernt so viel über sich selbst. Das Feuer, die Leidenschaft und die Liebe zum Beruf wurde nur noch stärker.

JJ: Wann hattest du das Gefühl: „Ich bin Schauspielerin!“?

Sabrina: Witzigerweise habe ich das bis heute nicht. Ich habe mich einmal ganz kurz wie eine Schauspielerin gefühlt, als ich mein Abschlusszeugnis bekommen habe. Ansonsten bin ich gar nicht so geworden, wie ich früher immer dachte, wie Schauspieler sein müssen. Lange schlafen, ganz entspannt zum Set gehen und dann ein paar Stunden drehen und danach auf dem roten Teppich Party machen.

Sabrina Hermann, Foto Urban Ruths

Sabrina Hermann, Foto Urban Ruths

In der Realität stehe ich immer früh auf, bin selten auf irgendwelchen Roten-Teppich-Parties, und wenn ich drehe, dann gleich zehn bis zwölf Stunden. Der klassische Klischee-Schauspieler bin ich also nicht. Ich bin einfach nur ich.

JJ: Bedeutet dir Weiterbildung etwas?

Sabrina: Ich finde Weiterbildung extrem wichtig. Auch beim Film in andere Gewerke schnuppern finde ich wichtig. Es ist eine Bereicherung für den Schauspieler. Man versteht, dass man nur ein kleiner Teil vom Großen und Ganzen ist. Man versteht die Abläufe und die Wartezeiten besser. Als ich 2012 die Schauspielschule abgeschlossen hatte, besuchte ich regelmäßig Workshops, um mich weiterzuentwickeln. Als Letztes besuchte ich die Weiterbildung zum Film und Fernsehproducer. Nächste Woche ist meine IHK Prüfung.

JJ: Du stehst am Set, Sabrina, die Kamera zeigt auf dich, das Mikrofon baumelt vor deiner Nase und der Regisseur sagt „Bitte“. Was passiert in diesen Momenten in dir, mit dir, was denkst und fühlst du?

Sabrina: In dem Moment gibt es für mich nichts Schöneres. Keinen Ort, wo ich dann lieber sein würde. Das Gefühl am Set zu stehen – vor laufender Kamera – ist so aufregend und ich liebe es. Im Moment sein. Alles andere drumherum vergessen.

JJ: Wann beginnst du, in die Rolle zu schlüpfen, wie schnell bist du nach Dreh wieder raus?

Sabrina: Auch damit habe ich eigentlich keine Probleme, das geht bei mir recht fix. Ich bereite meine Szenen so gut vor, dass ich genau weiß, in welcher Situation ich als nächstes einsteige. Sobald ich mein Kostüm morgens anziehe, bin ich die Figur, und wenn ich es abends wieder ausziehe, bleibt die Figur an der Kleiderstange. Nur bei sehr emotional schwierigen Szenen brauche ich vorher kurz zwei Minuten, um das Gefühl frisch abrufbar zu haben.

JJ: Erzähle mal bitte ein bisschen über Eiskunstlauf und über dich und die Musik.

Sabrina: Sport ist für mich sehr wichtig. Als Kind habe ich mit Eislaufen angefangen. Meine Mama war früher Eiskunstläuferin und hat mir kleine Sprünge und Pirouetten gezeigt. Im Sommer laufe ich gerne Inlineskates, bis die Eishallen aufmachen.

Weil ich in der Schule auch schon immer eher kreativ unterwegs war, habe ich als als Wahlpflichtfächer Darstellendes Spiel und Musik gewählt. Das war eine super Entscheidung, weil ich dadurch auf der Bühne stand und lernen konnte, mit meiner Nervosität umzugehen.

Ich spielte in der Hardcore Percussion Schulband „BANDO“. Wir haben CDs aufgenommen und beim Karneval der Kulturen gespielt. Wir haben mit Holzsticks auf alten, leeren Ölfässern getrommelt. Das hat Spaß gemacht und mein Rhythmusgefühl gestärkt. Es hat mir auf jeden Fall auch viel fürs Schauspiel gebracht.

JJ: Sabrina, welche Schauspielerinnen und Schauspieler siehst du gerne in Film und Fernsehen beziehungsweise auf der Bühne?

Sabrina: Oh, wen ich ganz großartig fand, war Evelyn Hamann. Sie hat immer mit Humor gespielt. Dann der beeindruckende Theaterschauspieler Dieter Mann. Der hat so eine bombastische Ausstrahlung. Da komme ich in 100 Millionen Jahren nicht hin. Ansonsten war Barbara Eden in meiner Prinzessinnen-Phase in „Bezaubernde Jeannie“ mein Idol.

Sabrina, Foto von Urban Ruths

Sabrina, Foto von Urban Ruths

Bis heute toll finde ich Hugh Laurie. Wenn der spielt, glaube ich ihm jedes Wort. Aber mal vor der Kamera stehen würde ich unheimlich gerne mit Diana Amft und Florian David Fitz. Zwei unglaublich coole Säcke. Die mal live zu treffen, wäre mir eine Ehre.

JJ: Bist du mit einem Schauspielerinnentraum unterwegs?

Sabrina: Nee, eigentlich nicht. Ich möchte einfach nur weiter die unterschiedlichsten Rollen spielen dürfen und Spaß bei meiner Arbeit haben und damit meine Brötchen verdienen. Auch ’ne Festanstellung bei einer Serie mit durchgehender Rolle wäre toll. Aber ansonsten bin ich ganz glücklich, so wie es jetzt gerade ist.

JJ: Danke.

Weitere Informationen: Agenturseite von Sabrina

Foto Startseite: Urban Ruths

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