Das Leben ist ernst genug

 

Ina Cross ist Schauspielerin. Irgendwie genauso wie alle in dem Metier, wenn sie „Emotionen beim Spiel“ empfindet und es „einfach nur herrlich ist, ein anderer Mensch sein zu dürfen“. Und gleichwohl bewegt sie sich mit der Eventschauspielerei abseits von Kamerasets oder Theaterbühnen und genießt „den Moment, in dem der Kontakt zum Gegenüber geknüpft ist“. Was sie dann wieder alle eint, ist die

 

„Freude am Spielen“

 

JJ: Ina, erstmal ganz allgemein, worin besteht für Sie die Faszination Schauspiel?

Ina Cross: Die Faszination für diesen Beruf ist sehr unterschiedlich, je nachdem, in welcher Sparte ich gerade arbeite. Im Theater sind es die Blicke, die ich buchstäblich auf meinem Körper spüre, und die Emotionen, die ich beim Spiel empfinde, obwohl ich gleichzeitig neben mir stehe und mich beobachte.

Ina Cross, Fotografiert von Oliver Bethke

Ina Cross, Fotografiert von Oliver Bethke

Als Eventschauspieler ist es mehr der Moment, in dem der Kontakt zum Gegenüber geknüpft ist, die Verbindung steht und sich die Bälle zugespielt werden. Bei Fernseh-Rollen ist es wie bei Theaterrollen einfach nur herrlich, ein anderer Mensch sein zu dürfen.

Letztendlich ist die Faszination bei allen Sparten die Freude am Spielen, die Erwachsene eher selten ausleben können. Schauspieler verdienen im besten Fall ihr Geld damit!

JJ: War beizeiten, also in der Kindheit schon, abzusehen, dass aus Ihnen mal eine Schauspielerin wird?

Ina Cross: Ich hatte das Glück, in einer sehr guten Laienschauspielschule einmal in der Woche üben zu dürfen. Das war das Highlight meiner Kindheit. Von da an hegte ich auf jeden Fall den Wunsch. Aber wie es so ist, musste ich mir diese verrückte Idee erst einmal erlauben. Einen künstlerischen Beruf zu erlernen stand in unserer Familie nie zur Debatte.

JJ: Und wann war der Moment, in dem Sie wussten, das wird Ihr Beruf und sonst keiner?

Ina Cross: Ich hatte eine Lehre als Tierarzthelferin absolviert, ich mochte diesen Beruf sehr. Das Theater war mir auch wichtig, deshalb bat ich meinen Chef, zwei Tage in der Woche kürzer arbeiten zu können, um Theater zu spielen.

Als mir bewusst wurde, daß es eine Altersbegrenzung gab, um Schauspielausbildungen an Schulen zu absolvieren, musste ich es einfach versuchen. Dieser Schritt war sehr schwer für mich, denn ich hatte erst einmal keine Aussicht auf finanzielle und moralische Unterstützung.

Ausserdem war ich ja der Meinung, daß ich doch nicht Schauspielerin werden könne… sowas außergewöhnliches… das gab es nur im Film. Doch der Wunsch war stärker als die Sorge! Als ich dann nach Vorsprechen in Wien und Hannover die Bestätigung bekam, daß ich talentiert wäre und es weiter versuchen sollte, sprach ich in Köln am „Theater der Keller“ vor.

Alle Mitbewerber fragten sich, was sie tun sollten, wenn sie nicht genommen würden. Ich fragte mich, was ich nur tun sollte, falls ich genommen würde. Als ich meinem Vater freudig berichtete, ich sei angenommen, erwiderte er: „Und, wovon willst Du jetzt leben?“ Das waren die besten Vorraussetzungen, um sein Geld in Zukunft mit Schauspielerei zu verdienen.

Ina Cross, fotografiert von Oliver Bethke

Ina Cross, fotografiert von Oliver Bethke

Immer schön auf dem Teppich bleiben. In meinen Augen ist ein Schauspieler berühmt, wenn er von seiner Arbeit leben kann. Die wenigen Prozent, die wir im Fernsehen oder im Kino sehen, sind bei der Vielzahl an Schauspielern die Ausnahme. Die meisten Schauspieler halten sich mit anderen Jobs über Wasser. Deshalb bin ich froh, daß ich meine Einsatzmöglichkeiten gefunden habe.

JJ: Egal ob vor der Kamera oder auf einer Bühne, was geht in Ihnen vor, wenn Sie in der Rolle sind?

Ina Cross: Ich denke wie sie… ich bewege mich wie sie… dann stellen sich die authentischen Gefühle ein… und ich höre auf zu spielen.

JJ: Wie lange brauchen Sie, um hinein- und wieder heraus zu schlüpfen?

Ina Cross: Meine Comedy-Rollen, die ich auf Events spiele, sind mir so vertraut, das dauert eine Sekunde und ich bin drin. Raus komme ich auch schnell, sobald ich das Kostüm ausziehe. Sehr emotionale Rollen kleben etwas… die muss ich schon mal bewußt abschütteln.

JJ: Ihr Hauptbetätigungsfeld sind Events, Ina. Ich kann mir vorstellen, dass da der Kontakt zum Publikum besonders direkt ist. Richtig?

Ina Cross: Angesicht zu Angesicht, auf der kleinsten Bühne der Welt – Schuhgrösse 41! Nun gut, es gibt kleinere Bühnen 🙂 In den ersten Sekunden zu überzeugen ist wichtig und gelingt nicht mit einer lustigen Plastiknase im Gesicht. Meine Taktik ist: Vertrauen schaffen und dann auffallen… unerbittlich charmant.

Fakt ist: Mein Publikum hat keine Karte gekauft, um mich zu sehen. In der Regel bin ich eine Überraschung. Da ist es wichtig, beim ersten Kennenlernen zu landen und sich somit die Eintrittskarte zu den Herzen der Gäste zu erspielen.

JJ: Und wie beeinflusst Sie ein gut aufgelegtes Publikum?

Ina Cross: Gut aufgelegt heißt nicht unbedingt, daß ich ein einfaches Spiel habe. Natürlich ist es immer leichter, wenn ich Angebote bekomme, denn mein Spiel beruht hauptsächlich auf Improvisation. Doch zu gut aufgelegt bedeutet auch manchmal, daß der Gast nicht mehr zuhört, selber witzig sein möchte, lauter und besser sein will oder stark aloholisiert ist… dann braucht man gute Ideen, um den Gast dahin zu bringen, sich auch mal zu entspannen und sich mit Unterhaltung verwöhnen zu lassen.

JJ: Erzählen Sie bitte ein bisschen, um was für Events handelt es sich, was zeigen oder machen Sie da?

Ina Cross: Die Veranstaltungsvielfalt ist groß – von der Mitarbeiterparty der Lufthansa mit 2000 Gästen bis zur Weihnachtsfeier mit 13 Geschäftspartnern. Es gibt Veranstaltungen der Pharmaindustrie oder aber private Veranstaltungen wie Geburtstage und Hochzeiten.

Dann gibt es noch Stadtfeste oder Einweihungen von Restaurants. Auch auf Messen trete ich auf. Jede Veranstaltung braucht eine andere Unterhaltung. Ich agiere gerne aus meinen drei festen Rollen heraus; Clodett, eine Französin, die meist als Comedy Kellnerin agiert und überall dort zum Einsatz kommt, wo gegessen und getrunken wird.

Margarete Engel, eine Bauernschlaue, die gerne Pläusche hält, ideal als falscher Gast auf Familienfeiern und Stadtfesten, denn jeder liebt sie. Sie kann jedoch auch in viele andere Rollen schlüpfen und hat schon Ärztinnen, Flugbegleiterinnen und Professorinnen gespielt.

Dann noch die kölsche Gabi, die als Touristin oder Putzfrau agieren kann. Bei der improvisierten Unterhaltung geht es darum, die Gäste aus ihrem Alltag zu entführen und mir speziell ist es wichtig, daß ein gutes Gefühl bleibt. Denn ich bin nicht der Mittelpunkt der Veranstaltung, ich bin ein Teil davon, der dazu beiträgt, daß am Ende das Fest ein Erfolg wird.

Ina Cross in Aktion

Ina Cross in Aktion

Hingegen dienen Business-Theater-Verantaltungen dazu, den Mitarbeitern spielerisch etwas zu übermitteln. Das ist dann genau wie eine Theateraufführung, nur daß es selten um Shakespeare, sondern zum Beispiel um die neuen Aufgaben der Abteilungen nach der Fusion zweier Firmen geht.

JJ: Was ist für Sie besonders, anders oder reizvoll an Comedy?

Ina Cross: Das Leben ist ernst genug. Deshalb finde ich Comedy für Events ideal, denn die meisten Menschen lachen gerne. Ausserdem habe ich festgestelt, daß die meisten Menschen gerne nett zueinander sind. Irgendwie verbinde ich Komik mit Psychologie. Ich manipuliere. Jedoch nur positiv. Interessanterweise gelingt es mir häufig, die Menschen durch meine Art so zu öffnen, daß zwischendurch sogar ernste Gespräche geführt werden, oder es wird philosophiert. Ich nenne es „sich aussprechen mit Pointe“.

JJ: Und was am Job der Erzählerin?

Ina Cross: Erzählerin? Sie meinen Sprecherin? Ich muss ehrlich zugeben, es ist fein, mal nichts auswendig lernen zu müssen. Ich liebe es, vorzulesen. Durch meine Kinder habe ich die Übung. Ich bin zum Beispiel von Beginn an bei „Lesesport“ dabei, ein unterhaltsamer Abend, an dem vier Schauspieler oder Sprecher vier Texte aus der Schublade von Autoren lesen, die vielleicht nie Gehör gefunden hätten. Die Veranstaltung findet in einem Boxring in Köln statt. Die Lesungen gibt es auch als Podcast.

JJ: Was haben Sie beruflich noch vor, Ina, was planen Sie, wovon träumen Sie vielleicht?

Ina Cross: Genau gesagt gibt es drei Wünsche: Gerne würde ich eine Kommissarin spielen, die ihre Kollegen immer mit selbstgebackenem Kuchen verwöhnt und so nett ist, daß man sie eigentlich kaum ernst nehmen kann. Allerdings ist sie das komplette Gegenteil, wenn es darum geht, Verbrecher zu stellen und zu verhören. Ich mag Action und Brüche in Figuren.

Außerdem möchte ich eine Geschichte schreiben, die schon skizziert ist. Ein Buch aus dem Genre Dramedy, eine Mischung aus Drama und Comedy… so wie unser Leben nun mal ist.

Für dieses Jahr rückt auch noch ein weiteres Projekt in mein Scheinwerferlicht: www.partisan.academy, hinter dieser Adresse steht ein Team, deren Ziel es ist, die Idee hinter einem Unternehmen mit Hilfe der Kreativität zu unterstützen. Dort arbeite ich als Seminarschauspielerin und bin Werkzeug für Weiterentwicklung und positive Veränderung. Seminarschauspiel ist mein Herzblut, denn ich kann meine Schauspielkunst für die Entwicklung der Persönlicheit von Menschen einsetzen. Man schaut nicht nur, man lernt mit mir.

JJ: Gibt es Schauspielerinnen oder Schauspieler, die Sie gerne in Aktion sehen?

Ina Cross: Ich sehe alle Schauspieler gerne in Aktion, die Anfänger und die Fortgeschrittenenen, die Berühmten und die Unbekannten. Denn an jedem gibt es etwas zu entdecken und durch jeden kann ich lernen. Als Kind jedoch beeindruckten mich besonders Jerry Lewis und Doris Day! Die Mischung aus grossartiger Schauspieler und grossartiger Mensch ist das Besondere!

JJ: Danke

Foto Startseite: Oliver Bethke

Weitere Informationen: Inas Facebook Seite

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