Charakter plus Ausstrahlung gleich Schönheit

 

Lamacra stand für mehrere Fotografen für Kataloge, Flyer, Zeitungen, Zeitschriften vor der Kamera. Sie lief für Designer über den Laufsteg und spielte in Musikvideos und verschiedenen Filmen mit.

Lamacra; Foto von Oliver Fotoclassica

Lamacra; Foto von Oliver Fotoclassica

Bevor sie ihre Modelkarriere startete, musste sich die junge Frau aus Bonn aber erstmal verlaufen. In München.

Besser, sie erzählt alles selber. Hier und jetzt mal eben:

 

Falsche Bahn, falscher Ausgang – richtig angekommen

 

JJ: Lamacra, was charakterisiert aus deiner ganz persönlichen Sicht, nicht für das Lexikon, nicht stellvertretend für alle, ein Model.

Lamacra: Gute Frage, ein Model sollte für mich Persönlichkeit und Ausdruck besitzen und dies auch auf Bildern oder auf dem Laufsteg gut rüberbringen können.

JJ: Wie sollte ein Model aussehen, was sollte ein Model können oder auszeichnen – und was bringst du mit an Talenten und Fähigkeiten?

Lamacra: Das kommt ganz darauf an, in welche Richtung ein Model gehen möchte, für Fashion gibt es zum Beispiel oft eine Standardgröße und so weiter. Aber ich denke, das Wichtigste ist etwas Besonderes zu haben, einen eigenen Stil und eine eigene Persönlichkeit.

Kunden achten natürlich auch darauf, ob ein Model zu ihrer Marke passt oder nicht, worauf man dann allerdings nur wenig Einfluss nehmen kann. Aber ein Model sollte nicht nur einfach „schön“ sein, Schönheit ist sowieso subjektiv.

Ich höre immer wieder von anderen, dass ich sehr wandlungsfähig bin. Ich mache ja auch sehr viele unterschiedliche Bilder, vielleicht auch weil ich so viele Facetten habe, die ich gerne zeige, es aber auch liebe, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen.

Lamacra, Foto Isabelle Herbert

Lamacra, Foto Isabelle Herbert

Außerdem versuche ich immer eine bestimmte Emotion und auch immer einen Teil meiner Persönlichkeit über das Bild beziehungsweise den Ausdruck an den Betrachter zu vermitteln, was mir – hoffe ich jedenfalls – auch ganz gut gelingt. Ehrgeiz und Professionalität spielen natürlich auch eine große Rolle.

Man sollte beispielsweise nicht zu spät oder mit abgesplittertem Nagellack oder ähnlichem zu einem Job erscheinen, darauf achte ich sehr. Klar, ein gewisses Talent gehört natürlich auch dazu, man sollte wissen wie man sich bewegt und wie man auf Bildern oder dem Laufsteg wirkt und wie man Emotionen vermitteln kann.

JJ: Wie hat bei dir das Modeln angefangen, beizeiten als Kind?

Lamacra: Als ich 16 Jahre alt war, war ich mit einer Freundin auf dem Weg zu einem Nachtclub in München. Wir sind zuerst in die falsche Bahn eingestiegen und als wir dann endlich bei der richtigen U-Bahnstation waren, sind wir aus Versehen auch noch beim falschen Ausgang nach oben gegangen und wussten nicht, in welche Richtung wir gehen sollten.

Wir haben dann einen Mann nach dem Weg gefragt. Der entpuppte sich als Fotograf und hat gefragt, ob er uns irgendwann mal fotografieren darf. Mit den Bildern habe ich mich damals bei einer Website für Models angemeldet und im Laufe der Zeit habe ich immer mehr Anfragen bekommen.

JJ: Gab es einen Auslöser oder war es ein Prozess?

Lamacra: Naja, das war dann wohl der Auslöser, aber natürlich entwickelt man sich im Laufe der Zeit auch weiter. Man bekommt immer mehr Buchungsanfragen und Aufträge, hat immer häufiger die Chance, an tollen Projekten mitzuwirken und irgendwann wird aus einem Hobby ein Beruf. Aber man muss dafür auch hart arbeiten, von nichts kommt nichts.

JJ: Was hat das Ganze aus deiner Sicht mit Schönheit zu tun? Was ist Schönheit für dich?

Lamacra: Das kommt darauf an, was genau man mit „Schönheit“ meint, es gibt auch Frauen oder Männer, die von der Mehrheit vielleicht als „schön“ bezeichnet werden, aber auf Bildern einfach keinen Ausdruck rüberbringen können oder nicht wissen, wie sie sich vor der Kamera oder auf dem Laufsteg bewegen sollen.

Lamacra, Foto von Amini Photography

Lamacra, Foto von Amini Photography

Dann gibt es eher „unscheinbare“ Menschen, die vor der Kamera aufblühen. Da man Schönheit sowieso nicht allgemein definieren kann, ist das sowieso schwer zu sagen. Ich finde es eigentlich sehr schade, dass viele ein Model immer gleich nur mit Schönheit assoziieren, denn es steckt so viel mehr dahinter.

Schönheit für mich hat viel mit dem Charakter und der Ausstrahlung zu tun und vor allem wie man zu sich selbst steht. Mir ist dabei aber auch Natürlichkeit sehr wichtig, ich mag keine aufgesetzten oder falschen Persönlichkeiten.

JJ: Fühlst du selbst dich schön oder bist du eher unzufrieden, siehst Makel, die andere nicht sehen?

Lamacra: Naja, Makel hat doch jeder, aber genau das ist in meinen Augen ja das Schöne. Ich bin sehr zufrieden so wie ich bin, aber ich denke, das hat vor allem etwas mit der inneren Einstellung einer Person zu tun.

JJ: Lamacra, du machst Gothic- und Burlesque Fotos, einfach nur weil du optisch der Typ dafür bist oder auch weil du thematisch nahe dran bist?

Lamacra: Gothic- und Burlesque macht ja nur einen kleinen Teil meiner Arbeit aus, das meiste geht ja in eine andere Richtung. Ich habe sehr viel mit der Mittelalter- und Metal Szene zu tun, höre unter anderem die Musik und gehe auch auf solche Festivals.

Lamacra; Foto von Daniele Atzori

Lamacra; Foto von Daniele Atzori

Aber ich würde mich keiner Szene zuordnen, weil ich mich als Person keiner Szene zuordnen könnte. Ich liebe beispielsweise auch alles aus den 60er und 70er Jahren, wäre gerne bei Woodstock dabei gewesen und mache sehr viele Bilder in diese Richtung.

JJ: Wo liegt für dich der Reiz bei Foto-Shootings und wo auf dem Laufsteg?

Lamacra: Ich finde es spannend, verschiedene Seiten von mir zu zeigen, aber auch mal in eine andere Rolle schlüpfen zu können und das dann auch an den Betrachter zu vermitteln.

Das Modeln ist für mich eine Art, mich künstlerisch auszudrücken, vor allem mithilfe der Fotografie. Auf dem Laufsteg ist es wahrscheinlich eher der Adrenalinkick und die Möglichkeit, die Arbeiten der Designer tragen und präsentieren zu dürfen. Außerdem habe ich in meinen Job so viele tolle Menschen kennengelernt und konnte so viele verschiedene Locations besuchen, die ich sonst wahrscheinlich nie live gesehen hätte.

JJ: Hattest du schon immer beziehungsweise lange vor, auch für Film, Fernsehen, Werbung und Musik-Video aktiv zu sein oder bist du eher zufällig reingerutscht?

Lamacra: Da bin ich damals total zufällig reingerutscht. Ich habe vor ein paar Jahren eine Anfrage von einem Fotografen, mit dem ich bereits zusammengearbeitet habe, für ein Musikvideo bekommen und fand das sofort interessant. Es gibt einige Fotografen, die auch in diesem Bereich arbeiten, und so kommt man dann auch an weitere Rollen.

JJ: Worin besteht für dich die Faszination Schauspiel?

Lamacra: Die Schauspielerei fordert einen noch einmal auf eine andere Art und Weise heraus, macht aber gerade deswegen umso mehr Spaß. Es geht ja nicht nur um einen Moment, der eingefangen werden muss.

Lamacra; fotografiert von Oliver Fotoclassica

Lamacra; fotografiert von Oliver Fotoclassica

Aber trotzdem ist es im Großen und Ganzen das, was mich auch am Modeln begeistert. Ich finde es zudem immer wieder spannend zu sehen, wie beispielsweise Maskenbildner arbeiten und wie sie mich oder andere Schauspieler verändern können oder auch zu sehen, wie ein Set entsteht.

JJ: Gibt es einen Model- oder Schauspielerinnentraum, mit dem du unterwegs bist, Lamacra?

Lamacra: Natürlich gib es noch den einen oder anderen Fotografen oder Designer, mit dem ich gerne mal zusammenarbeiten oder den ein oder anderen Job, den ich noch gerne bekommen wollen würde. Aber DEN einen „Model- oder Schauspielertraum“ habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich.

Mein Ziel ist es, weiter in der Branche arbeiten zu können und vor allem weiterhin so viel Spaß dabei zu haben. Natürlich ist es ein tolles Gefühl, begehrte Jobs zu bekommen, aber ich mache das hauptsächlich, weil es mir Spaß macht und nicht weil ich damit beispielsweise bekannt werden will.

JJ: Was liegt demnächst an, woran arbeitest du aktuell?

Lamacra: Da ich aktuell meine Bachelorarbeit vorbereite, habe ich das Modeln etwas zurückgeschraubt. Insofern stehen aktuell keine größeren Projekte an, weil ich mich hauptsächlich darauf konzentrieren möchte.

JJ: Danke.

Lamacra: Ich danke dir 🙂

.

Weitere Informationen: facebook Seite von Lamacra und Lamacra auf Instagram oder http://shine-management.de/julia-w/

Foto Startseite: Oliver Fotoclassica

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*