Augen zu, einatmen und los geht’s!

 

Nyassa Alberta hat in „Der König der Löwen“, „AIDA“, „Hairspray“, „WE WILL ROCK YOU“ oder „Sister Act“ wichtige- und Hauptrollen verkörpert. Als sie dachte, mehr geht nicht, kam „The Bodyguard“. Und auch da ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Die Musicaldarstellerin träumt von der Celie in „The Color Purple“.
Dann, so sagt sie scherzhaft, könne sie aufhören mit Musical. Wird sie aber nicht. So wie Nyassa die Bühne braucht, braucht die Bühne Nyassa.

„Es gibt so viele Möglichkeiten!“

 

JJ: Nyassa, stimmt es, dass du zuerst tanzen und dann laufen konntest? Oder war es nur ungefähr so 😉 ?

Nyassa: Fast, ich habe mit drei angefangen Ballet zu tanzen, so gut konnte ich damals bestimmt noch nicht laufen. Meine Schwester hat das gemacht und ich wollte es auch. Ich stand anscheinend schon in der Windel vor dem Fernseher und habe immer mit meinen Idolen mitgetanzt, wie Whitney Houston, Diana Ross und und und…

JJ: Was hat dir der Tanz damals gegeben, was gibt er dir heute?

Nyassa: Tanz hat mir damals ganz viel Disziplin beigebracht und eine gute Haltung für den Körper. Die beiden Sachen helfen mir heutzutage noch. Ich finde, man sieht einen großen Unterschied auf der Bühne zwischen Leuten, die früher getanzt haben und Leuten die nicht getanzt haben. Ich glaube, als Tänzer ist man sich sehr bewusst vom Körper und das nimmt man immer mit auf die Bühne.

JJ: Warst du schon in der Kindheit auf den niederländischen Bühnen zuhause?

Nyassa: Als Kind hatte ich nur Vorstellungen mit meiner Ballettschule. Jedes Jahr hat meine Lehrerin Greetje Selders sich eine schöne Geschichte ausgedacht. Ich war zum Beispiel mal eine Puppe, eine Ziege, aber auch eine Prinzessin.

Nyassa Alberta, fotografiert von Dawid Medrala

Nyassa Alberta, fotografiert von Dawid Medrala

Während meiner Ausbildung an der Theaterschule hatten wir auch dreimal pro Jahr Vorstellungen. Manche mit Gesang und Schauspiel, manche nur mit Tanz. Auf einer professionellen Bühne in Holland war ich nur zweimal. Bei „König der Löwen“ in Scheveningen und bei „Nine“ in Amersfoorr.

JJ: Erzähle bitte mal ein bisschen über deine Zeit an der Theaterschool in Amsterdam, Nyassa, wird da Tanz, Gesang und Schauspiel gelehrt? War es eine prägende, verrückte, schöne Zeit?

Nyassa: Meine Zeit an der Theaterschool war, glaube ich, ziemlich turbulent. Im ersten Jahr hatten wir ganz viele verschiedene Stile von Tanz – Jazz, Klassikballett, Pointshoes, Modern Jazz, Hip-Hop, Gesang und Schauspiel, Stepptanz… ich habe mich wie ein Schwamm gefühlt, der alles aufgenommen hat.

Manche unserer Lehrer waren ziemlich hart, haben psychologische Spiele mit uns gespielt, aber ich glaube, das hat mich stärker gemacht und es hat mir vermittelt, auf mich zu hören und nicht immer anderen zu „pleasen“, sondern zu tun, was sich für mich am besten fühlt.

JJ: Wir Deutschen kategorisieren gerne, ordnen gerne ein. Wenngleich ich das nicht sooo mag, erwische ich mich manchmal doch dabei. Beispielsweise jetzt: Fühlst du dich, beruflich gesehen, als Sängerin, Tänzerin oder Schauspielerin? Oder als Musicaldarstellerin?

Nyassa: Also, ich habe mich lange Zeit als Tänzerin gefühlt. Es herrscht eine Regel, dass viele denken, dass Tänzer nicht singen können, was natürlich gar nicht so ist. Ich singe mittlerweile mehr als ich tanze, aber es hat sehr lange gedauert, bevor ich mich getraut habe zu sagen, dass ich AUCH eine Sängerin bin.

Ein Lehrer hat während meiner Ausbildung immer gesagt, dass ich die tiefe Stimme singen muss. Darum habe ich lange gedacht, dass ich nicht hoch singen kann. Ich habe dann oft während des Singens gedacht: oh oh, der Ton kommt gleich, ich hoffe ich schaffe das! Mittlerweile weiß ich, was ich kann und ich entwickle mich immer noch.

Ich finde, vor allem im Musicalbereich, dass es wichtig ist, dass man Singen, Tanzen und Schauspielen kann. Und ich finde, dass man alles so gut wie möglich machen muss. In Deutschland herrscht eine „wenn man Tanzen kann, kann man keine Hauptrolle spielen“ Mentalität.

Nyassa Alberta, Foto von Max Heydenreich

Nyassa Alberta, Foto von Max Heydenreich

Viele Leute wollen nur Hauptrollen spielen und verstehen nicht, dass man arbeiten muss, um sie zu bekommen. Ich kenne sogar Menschen, die mit Absicht schlecht tanzen bei einem Vortanzen, denn sie meinen: wenn das Team weiß, dass ich tanzen kann, bekomme ich die Hauptrolle nicht. Meiner Meinung nach soll man sein Job so gut wie möglich machen, und wenn man Musicaldarsteller ist, sollte man Singen, Tanzen und Schauspielen können.

JJ: Was ist deine persönliche Faszination Musical?

Nyassa: „The Color Purple“ oder auf Deutsch: „Die Farbe Lila“, lief schon zweimal am Broadway, und wenn ich dabei mitmachen könnte, hätte ich alles erreicht, was ich im Musical erreichen möchte! Die Geschichte, die Musik, alles großartig.

JJ: Was fühlst du, spürst du, was geht in dir vor, exakt in dem Moment, in dem du die Bühne betrittst und deinen Auftritt hast?

Nyassa: Oooh, alles mögliche, ich rede immer ein paar Worte mit mir, bevor es losgeht. Ich versuche zu atmen und ruhig zu bleiben. Man fühlt sich jeden Tag anders, ich versuche immer das Gefühl zu benutzen für die Show. Dann mache ich die Augen zu, atme ein und aus und losgeht’s!

JJ: Ich vermute mal, auch der singenden und tanzenden, meist gut gelaunten Nyassa liegt mal was quer. Beeinflussen schlechte Tage dich irgendwie auf der Bühne?

Nyassa: Nein, nicht wirklich, wie ich gerade eben geschrieben habe, ich versuche, das Gefühl was ich an dem Tag habe, für die Show zu benutzen. Richtig schlechte Laune habe ich fast nie, aber wenn das mal so ist, benutze ich auch das.

Früher habe ich immer versucht, das zu bekämpfen, aber jetzt benutze ich es. Vielleicht ist mein Charakter an dem Tag ein wenig schlecht gelaunt, das ist aber wieder eine neue Farbe und meistens ist es auch so, sobald die Show anfängt, ist das meiste wieder vergessen.

JJ: Hilft dir dabei Erfahrung?

Nyassa: Auf jeden Fall. Manchmal muss man die Sachen einfach so akzeptieren wie sie sind, in erster Linie bin ich ein Mensch mit Gefühlen und Emotionen. Auch die kann ich alle benutzen für die Rolle und das macht es spannend und jeden Tag ein wenig anders. Früher habe ich gedacht, alles muss immer das Gleiche sein, jetzt mache ich das weniger und bin viel lockerer geworden.

JJ: „Der König der Löwen“, „AIDA“, „Hairspray“, „WE WILL ROCK YOU“ oder „Sister Act“, das sind alles klangvolle Produktionen, in denen du Haupt- oder wichtige Rollen verkörpert hast. Plauder doch bitte mal ein wenig aus dem Nähkästchen, Nyassa, war dir eine Figur, ein Stück, besonders lieb? Und: sind noch Träume übrig?

Nyassa: Also, AIDA finde ich noch immer großartig, die Musik, die Geschichte… würde ich auch gerne nochmal machen. Deloris in Sister Act war auch großartig. Eine große Herausforderung durch die Songs und die viele Zeit, die man auf der Bühne ist.

Nyassa Alberta, fotografiert von Dawid Medrala

Nyassa Alberta, fotografiert von Dawid Medrala

Nach Sister Act dachte ich, da kommt nichts mehr, das größer ist, aber dann kam The Bodyguard. Eine Ehre, diese Musik singen zu dürfen und vom Schauspiel her auch sehr interessant. Ich lerne gerade ganz viel dazu.

Mein Traum? Wie gesagt, Celie in The Color Purple wäre GROSSARTIG! Wenn das passiert, kann ich aufhören mit Musicals 🙂

JJ: Ich habe gelesen, dass du auf vielen Bühnen in Häusern mit klangvollen Namen gestanden hast, in ebenso traditionsreichen Städten. Mir als Thüringer ist natürlich sofort eine deiner Stationen, Meiningen, aufgefallen. Es gilt als die Wiege des bis heute praktizierten modernen Regietheaters, ist Tradition pur. Bekommst du, wenn du auf Tour bist, so etwas mit, ist da überhaupt Zeit und Muße dazu, oder verschwimmt es, da du von einem renommierten Haus zum nächsten ziehst?

Nyassa: Es hängt davon ab, wie lange ich irgendwo bin, manchmal bekomme ich viel mit, manchmal weniger. Von Meiningen weiß ich nicht so viel, denn ich habe dort ganz kurz geprobt und dann bin ich nur angereist für die Shows.

JJ: Was machst du beruflich außer Musical? Und was liegt demnächst an?

Nyassa: Musical ist mein Hauptberuf. Es ist ein Fulltime Job.

Nebenbei habe ich letztes Jahr angefangen Gitarre zu spielen und ich mache meinen Motorrad Führerschein. Auch habe ich zur Zeit viel Schauspielunterricht, vielleicht versuche ich das mal im Fernsehen. Es gibt so viele Möglichkeiten!

Ansonsten versuche ich, mein Leben so viel wie möglich zu genießen, zu reisen, wohin ich kann. Die Welt hat so viele schöne Ecken, die ich noch sehen möchte. Bali steht als nächstes an.

Ich mache dieses Jahr im Februar mein erstes eigenes Konzert, wo ich ein paar Songs singe, die ich liebe. Wenn das gut läuft, würde ich es gerne öfter machen. Ich mag es, mich selbst herauszufordern. Eine neue Show ist auch angesagt, aber da ich das noch nicht unterschrieben habe, kann ich leider noch nichts dazu sagen, auf meiner Facebook Fanpage halte ich euch aber am laufenden!

JJ: Danke und viel Spaß.

Foto Startseite: Dawid Medrala

Weitere Informationen:Nyassas Webseite
und  Nyassas facebook Seite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*