Und plötzlich Bundesliga

 

Maren Tellenbröker spielt seit Dezember 2015 für den FF USV Jena Fußball. Zunächst im Nachwuchsbereich.  Im Oktober 2016 wurde sie während der laufenden Saison vom U17 ins Bundesligateam berufen und debütierte gegen Mönchengladbach.  Begonnen hatte sie im Alter von sieben Jahren beim TuS 08 Senne, von wo sie über den  VfL Theesen in die männliche C-Jugend des SC Verl wechselte.

Maren-Tellenbröker-im-blauen-Trikot-beim-Erstliga-Debüt; Foto: Jürgen Scheere/USV

Maren Tellenbröker im blauen Trikot beim Erstliga Debüt; Foto: Jürgen Scheere/USV

Ihre Mannschaftskollegin im Bundesligateam, Annalena Rieke, beschreibt Maren so: „Mit ihr verstehe ich mich persönlich sehr gut. Da wir uns schon aus der Westfalen-Auswahl kannten, lag es nah, dass wir uns in Jena ein Zimmer auf dem Internat teilen. Ich bin sehr glücklich darüber, da wir sehr viel Spaß miteinander haben und über alles reden können. Ich bin sehr stolz auf Maren, da sie als U17-Spielerin bei uns bereits den Sprung in die 1. Bundesliga geschafft hat und ihre Spielzeiten dort bekommt. Das ist nicht selbstverständlich.“

Ähnlich schwärmt Mitspielerin Annalena Breitenbach: „Maren ist dieses Jahr neu in unsere Mannschaft gekommen, ist eine der jüngsten und macht ihre Sache echt gut.“

Nun aber lassen wir die Nachwuchs-Nationalspielerin selbst zu Wort kommen:

 

„Nicht jedes Mädchen hat mit 16 Jahren schon so eine Chance“

 

JJ: Maren, erzähle bitte ein wenig über die Zeit beim TuS 08 Senne, erinnerst du dich gerne zurück? Und warum bist du ausgerechnet zum Fußball gegangen?

 Maren Marie Tellenbröker:  Mit circa vier Jahren spielte ich sehr gerne im Garten mit den Bällen, die dort rumlagen, Fußball. Schnell merkten meine Eltern und ich, dass es zu meiner Leidenschaft  wurde. Ich spielte von Tag zu Tag mehr. Nachdem meiner Mutter es leid war, dass die Blumen darunter litten, brachte sie mich in den Verein Tus 08 Senne 1. Mit ein paar Startschwierigkeiten, weil ich nicht ganz damit einverstanden war, spielte ich bis zur D-Jugend in Senne.

Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit zurück, da es nur positive Erinnerungen gibt. Oft gucke ich mir noch alter Bilder an und zaubere mir so ein Lächeln ins Gesicht. Die Jungs haben mich super aufgenommen, da hat es einfach Spaß gemacht. Diese Zeit werde ich nie vergessen.

 JJ: Dass Mädels in Jungenteams mitspielen, ist im Nachwuchsbereich heutzutage völlig normal. Deshalb gehe ich davon aus, dass alle – Jungs und Mädchen – auch völlig entspannt damit umgehen. Wie aber ist es, wenn du männliche Gegenspieler der etwas rustikalen Art hattest, haben die dir gegenüber den Ellenbogeneinsatz unterlassen und weniger nachgetreten?

Maren Marie Tellenbröker:  Ich denke, dass diese völlig normal, wie gegen jeden anderen auch, gespielt haben. Allerdings war es für viele ein Anreiz, da sie gegen ein Mädchen keinen Zweikampf verlieren wollten (lacht).

JJ: Hattest du das Gefühl, dass Ihr Mädchen – menschlich – euer Jungs-Team in irgendeiner Weise verändert  hattet? Wurden die Rabauken ruhiger, freundlicher, verständnisvoller?

Maren Marie Tellenbröker:  Nein, ich denke nicht. Die Jungs blieben so wie sie immer waren. Von jeder Sorte war einer dabei, der eine laut und aufgedreht, andere ruhiger und zurückhaltend. Dennoch hat mich jede Mannschaft sehr nett aufgenommen und respektvoll  behandelt. Ich denke, wenn die Mädchen bei den Jungs mithalten können, werden diese wie ,,Jungs“ angesehen und somit verändern diese das Team nicht.

 JJ: Und die letzte Frage zu dem Thema, Maren. Da du inzwischen bei den Frauen in der Ersten Bundesliga aktiv bist: Gibt es aus deiner ganz persönlichen Erfahrung heraus außer der Athletik noch andere Unterschiede zwischen Mädchen- und Jungen, zwischen Frauen- und Männerfußball?

Maren Marie Tellenbröker:  Zum einen bekommt der Männerfußball mehr Ansehen, obwohl meiner Meinung nach der heutige Frauenfußball dies auch verdient hätte.

JJ: Was fasziniert dich am Fußballsport als Zuschauerin und was als Aktive auf dem Platz?

Maren Marie Tellenbröker:  Mich fasziniert beim Zuschauen, wie viel man auch für sich dabei lernen kann. Mir macht es sehr viel Spaß, bei anderen Mannschaften  Spiele anzusehen, da man unterschiedliche Mannschaften mit unterschiedlichen Spielweisen kennenlernt. Außerdem sieht man, mit wie viel Elan und Motivation Spieler, Trainer, aber Zuschauer dabei sind, was einen selbst auch motiviert.

Maren Marie Tellenbröker, Foto: Jürgen Scheere/FF USV

Maren Marie Tellenbröker, Foto: Jürgen Scheere/FF USV

Als aktive Spielerin kann ich einfach alles um mich herum abschalten und nur das tun, was mir am meisten Spaß macht. Ich mache es so oft in der Woche, doch für mich wird es nie langweilig.

 JJ: Wie war es, als du während der laufenden Saison vom U17-Team ins Frauenteam berufen wurdest, wie hat es der Coach begründet?

Maren Marie Tellenbröker:  Der Coach hat es mit meinen konstanten guten Trainingsleistungen in den letzten Wochen begründet. Außerdem erwähnte er meine gute Rückmeldung des DFB nach der EM-Qualifikation in Lettland: Ich hätte es verdient.

JJ: Erinnerst du dich an dein Gefühl in dem Moment?

Maren Marie Tellenbröker:  Ich konnte es nicht glauben, habe mich aber natürlich riesig über diese Nachricht gefreut. Nicht jedes Mädchen hat mit 16 Jahren schon so eine Chance. Dementsprechend war ich sehr aufgeregt und hatte sehr Respekt vor der vor mir liegenden Aufgabe.

JJ: Wie war dein erstes Spiel (ein 1:0-Sieg über Borussia Mönchengladbach im Oktober 2016), ab welchem Moment warst du die coole Maren wie sonst, ab dem Anpfiff oder vorher schon?

Maren Marie Tellenbröker:  Ich war sehr aufgeregt und habe mich konzentriert. Cool war ich in dem Moment eher nicht. Doch da ich es erst kurzfristig erfahren habe, konnte ich mir nicht allzu viele Gedanken machen. Trotzdem konnte ich erst nach dem Abpfiff  die „coole Maren“ sein.

JJ: In der U17 hast oder hattest du die „10“, wenn ich richtig informiert bin. Das deutet auf die Spielmacherposition hin bzw. die hinter den Spitzen. Spielst du da auch bei den Frauen?

Beschreibe mal bitte deine Art, im Mittelfeld zu agieren (bist du die Arbeitsbiene, die Zerstörerin, die kreative Aufbauspielerin und Ballverteilerin, ziehst du selbst Richtung Tor?)?

 Maren Marie Tellenbröker:  In der U17 spiele ich meistens auf der „10“ oder auf der „6“. Bei den Frauen dagegen bin ich Innenverteidigerin.

Durch meine gute Spielübersicht würde ich mich als kreative Ballverteilerin, die auch selbst den Weg zum Tor sucht, einschätzen. Außerdem bin ich eine zweikampfstarke Spielerin.

JJ: In einer Zeitung, die über deine Auftritte im Nachwuchs berichtete, stand der Satz: „Da haben einige mit den Augen gerollt, wie einfach und effektiv sie spielt!“ Siehst du deinen Spielstil selbst so: Einfach und effektiv?

Maren Marie Tellenbröker:  Ja, von „Hacke, Spitze, eins, zwei, drei“ halte ich nicht viel. Einfach spielen ist für mich am sinnvollsten. Der einfachste Pass ist für das gesamte Team am hilfsreichsten.

 JJ: Wie haben dich die Damen des Bundesligateams aufgenommen, wie schnell hast du dazu gehört?

 Maren Marie Tellenbröker:  Meine Mitspielerinnen haben mich direkt von der ersten Sekunde an aufgenommen. Sofort fühlte ich mich wohl. Das richtige Gefühl  dazuzugehören kam natürlich erst mit der Zeit. Die anderen jungen Mitspielerinnen halfen mir natürlich dabei. Die Altersunterschiede gleichen sich aus und machen sich nicht stark bemerkbar. Jeder versteht sich mit jedem.

 JJ: Was für ein Wind weht in der höchsten Spielklasse, was ist der spürbare Unterschied zu den Nachwuchsligen?

 Maren Marie Tellenbröker:  Ein spürbarer Unterschied sind natürlich das Spiel und die Trainingseinheiten. Ebenso die Anzahl der Einheiten und die Intensität. Neben dem Platz ist vieles sehr viel professioneller, wie zum Beispiel die Organisationen, öffentliche Arbeit oder die Vorbildfunktion für andere Nachwuchsspieler.

Anna-Lena Riedel (von links), Lara Schmidt und Maren Tellenbröker. Foto: Benedikt Bernshausen

Anna-Lena Riedel (von links), Lara Schmidt und Maren Tellenbröker. Foto: Benedikt Bernshausen

JJ: Maren, wie siehst du deine Entscheidung, nach Ostthüringen zu wechseln, jetzt? Alles richtig gemacht, alles cool?

Maren Marie Tellenbröker:  Ich bereue diesen Schritt in keinster Weise. Ich bin hier in sehr guten Händen und mehr als zufrieden. In jeder Hinsicht werde ich unterstützt.

Ich merke, dass der Verein mir Vertrauen schenkt. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt mehr erreicht als ich bisher gehofft habe.

 JJ: Bist du gerne und stolz Bestandteil der Nationalmannschaft (U16, aktuell U17), hilft es dir, Erfahrung zu sammeln und wie siehst du Deutschland in der Altersklasse im internationalen Vergleich?

Maren Marie Tellenbröker:  Ja, bin ich. Damit ist ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen. Darauf bin ich sehr stolz, da dies nicht jeder behaupten kann. Für Deutschland auf dem Platz zu stehen, ist natürlich nochmal etwas anderes. Man sammelt neue und andere Erfahrungen, die einen spielerisch wie menschlich weiterbringen.

Deutschland in meiner Altersklasse ist sehr stark. Wir gewinnen viele Spiele und holen Titel, wie zuletzt die Europameisterschaft. Natürlich gibt es auch andere Länder, die mithalten können.

 JJ: Danke.

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