Pinky lässt’s krachen

 

Wenn Drumsticks durch die Gegend wirbeln wie Kolibriflügel und aus Schlagzeugen Töne klingen, zu Rhythmen werden, Füße wippen und Menschen tanzen lassen, dann waren früher mal John Bonham von Led Zeppelin oder Phil Collins am Werk. Oder heutzutage im Ländle Melanie Albrecht, in Fachkreisen „Pinky“ genannt. Gut möglich aber auch, dass es in ihrer „Pinkys Rhythm School“ Kinder oder erwachsene Schüler krachen lassen.

„Eine andere Welt“

 

JJ: Melanie, was sagst du zu den Drummereinlagen von Phil Collins in “I can feel it coming in the air tonight…”?

Melanie Albrecht: Dazu fällt mir nur eins ein, legendär. Es gibt niemanden, der diesen Drumfill nicht kennt. Es ist immer wieder cool zu beobachten, wenn der Song läuft, alle Zuhörer, nicht nur Schlagzeuger, diesen Tom Fill mitsingen oder in der Luft mitspielen. Mit so einfachen Sachen kann man Menschen zusammen bringen.

Melanie Albrecht in Aktion

Melanie Albrecht in Aktion

JJ: Gab es für dich irgend ein Musikstück, es muss nicht von Phil Collins oder aus dem Pop-Genre sein, das der Auslöser für war, auf Trommeln einzuschlagen?

Melanie Albrecht: So einen richtigen Auslöser an Musikstücken gab es für mich nicht. Es war immer das Instrument, das für mich interessant war. Die erste Musik, die ich zum Schlagzeugspielen cool fand, war von Metallica und Extreme.

JJ: Jetzt gerade fällt mir ein, eignen sich die Drumms besser als Gitarre, Bass oder Tasteninstrumente, Spannungen abzubauen oder sich wenigstens richtig ins Zeug zu legen?

Melanie Albrecht: Das ist eine gute Frage. Kann ich so direkt nicht beantworten, da ich weder Gitarre noch Bass spiele. Aber aus der Erfahrung heraus ist Schlagzeug das beste Mittel, um Spannung abzubauen. An dem Set kann man seine ganze Wut rauslassen und diese dabei völlig los werden. Besser als ein Boxsack:-) Dabei kommen immer wieder andere Rhythmen raus, die einen zusätzlich motivieren, diese zu verfeinern.

JJ: Wie fühlst du dich, wenn du am Schlagzeug sitzt?

Melanie Albrecht: Wenn ich Schlagzeug spiele, bin ich eine ganz andere Person. Ich mache das, was mich glücklich macht und bin dann völlig ausgeglichen. Da geht es nicht darum, zu zeigen was ich kann, ganz im Gegenteil, ich spiele mich in eine andere Welt.

Wenn ich mit einer Band zusammen spiele und den Zuhörern gefällt es, beziehungsweise sie tanzen und haben Spaß, ist es das schönste Gefühl der Welt.

JJ: Hast du das Drummerhandwerk von der Pike auf gelernt? Wie?

Melanie Albrecht: Ja, ich habe ganz klassisch in der Musikschule angefangen zu lernen. Das erste Jahr war ich nur an der kleinen Trommel (Snare Drum), um Noten, ein wenig Technik, Handhaltung und das Gefühl fürs Trommeln zu lernen.

Danach bin ich ziemlich schnell in den Musikverein eingestiegen. Dort habe ich auch Lehrgänge vom Kreisverband besucht. Erst 2001 habe ich angefangen, das moderne Schlagzeugspiel in einer sehr guten Schlagzeugschule zu lernen.

JJ: Hast du in Bands oder Orchestern gespielt?

Melanie Albrecht: Ja, in einigen. Orchester habe ich mit zwölf angefangen zu spielen. Mit 18 kam ich dann zusätzlich ins Kreisjugendorchester Ludwigsburg. Ab und an spiele ich heute noch aushilfsweise in einigen Orchestern (Musikvereinen) oder Projektorchestern mit.

Melanie Albrecht

Melanie Albrecht

In einigen Bands habe ich auch schon gespielt. Die erste war mit ein paar Freunden aus dem örtlichen Musikverein. Jedoch ohne live zu spielen. Ich habe auch mal in der Kirchenband im Ort mitgespielt.

Danach kamen einige Metal- und Pop-Projekte, bei denen ich auch ein paar CDs eingespielt habe. Zurzeit spiele ich in zwei Bands. Die erste ist „Somethin Special“, bei der wir American Roots Music spielen. Die andere ist „Remind“, eine Coverband, die Rockclassiker aus den 60ern und 70ern spielen.

JJ: Mittlerweile gibst du in deiner „Pinkys Rhythm School“ Unterricht. Erzähle bitte einfach mal ein bisschen über die Entstehungsgeschichte.

Melanie Albrecht: Das wird bisschen länger. Ich kam 2008 an den Lehrerjob in einer Musikschule (bei der ich heute noch sehr gerne unterrichte). Von da an hatte ich so viel Spaß daran, dass ich angefangen habe, einige Privatschüler aus dem Ort zu unterrichten. Da kam das erste Mal das Gefühl zum Vorschein, ich will eine eigene Schlagzeugschule.

Ich wollte eine Schule, die das Thema „Spaß und Motivation“ hat. Ohne Lehrpläne, einfach das, was den Schülern Spaß macht. Natürlich darf man die Themen Noten, Handhaltung und Technik niemals vergessen. Aber ich finde, das kann man in Spaß verpacken. Die Schüler sollen nach einem anstrengenden Tag in der Schule nicht das Gleiche beim Schlagzeugunterricht haben. Ich will, dass sie mit einem Lachen aus dem Unterricht gehen und Spaß am Lernen haben.

Das konnte ich aber nur alles nebenher machen, da ich ja zwei kleine Kinder habe und den beiden Mädels meine volle Aufmerksamkeit schenken möchte. Heute sind sie schon so groß, dass ich meine Leidenschaft und den Wunsch der eigenen Schule weiter aufbauen kann. Die jetzige Band (Somethin Special) hat mir den Namen Pinky gegeben, weil ich immer irgendwas pinkes trage. So wurde ich als Drummerin „Pinky“ zu einem kleinen Gesprächsthema, bei dem immer wieder erwähnt wurde, dass ich Schlagzeugunterricht gebe.

Melanie Albrecht, Pinky

Melanie Albrecht

Damit war der Grundstein einer eigenen Schlagzeugschule gelegt. Es hat von der Idee bis zum Konzept der heutigen „Pinkys Rhythm School“ ungefähr ein Jahr gedauert, wobei die endgültige Fertigstellung dessen mit Hilfe von Elke Schwan-Köhr (http://federfuehrend-media.de/) zustande kam. Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar, und finde, sie ist die beste Geschäftspartnerin, die es gibt.

JJ: So weit ich weiß, gibt es deine „Pinkys Rhythm School“ noch nicht allzu lange. Ziehe bitte mal ein Zwischenfazit, wie läuft’s? Macht es dir Spaß?

Melanie Albrecht: Stimmt, so lange gibt es die Schule noch nicht. Das Interesse ist dennoch schon recht groß. Die Schüler, die schon in der „Pinkys Rhythm School“ sind, sind alle begeistert und freuen sich jedes Mal auf den Unterricht.

Definitiv, es macht tierischen Spaß. Das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, bekomme ich nach jeder Unterrichtsstunde von den Kids mit einem Lächeln bestätigt.

JJ: Kommen mehr Jungs oder Mädels? Männer oder Frauen?

Melanie Albrecht: Bis jetzt sind es mehr Jungs und Männer, aber die Mädels und Frauen sind im Vormarsch 🙂

JJ: Sind Drummer, ähnlich wie Tormänner im Fußball, eine besondere Spezies?

Melanie Albrecht: Hihi… das glaub ich nicht. Tormänner im Fußball sind genauso wichtig wie es Schlagzeuger in einer Band sind. Da würde ich keinen Unterschied machen. Ohne jeden Einzelnen geht es nicht. Keiner sticht heraus, alle sind gleichgestellt und keine besondere Spezies.

JJ: Ist das Musik- oder Rhythmusgefühl, das Schlagzeuger/innen auszeichnen muss, anders als für andere Instrumente oder die Stimme?

Melanie Albrecht: Nein, jedes Instrument zu spielen braucht Rhythmus oder Musikgefühl. Jeder Musiker hat seine eigene Art zu spielen oder zu singen. Bei Schlagzeugern hört man, wer gerade die Drums bedient. Siehe an deinem Beispiel Phil Collins. Das ist bei jedem anderen Instrument auch so. Jeder Musiker hat seine eigene Stimme, die er dem Instrument gibt. Das sind Wiedererkennungswerte, die jedes Instrument oder jede Stimme besitzt.

JJ: Gibt es ein ideales Einstiegsalter? Können auch Jungs wie ich, also aus dem letzten Jahrhundert, Schlagzeug lernen?

Melanie Albrecht: Man sagt, das ideale Einstiegsalter wäre acht Jahre. Wobei ich dem nicht ganz zustimme. Ich habe einige Schüler, die mit fünf oder sechs Jahren angefangen haben, Schlagzeug zu spielen. Man muss es nur spielerisch verpacken.

Ja, so Jungs wie du ;-), aber auch Frauen, die ein wenig älter sind, können durchaus das Schlagzeugspiel lernen. Das hat nichts mit Alter, sondern mit Spaß und Interesse an dem Instrument zu tun. Ich habe einige erwachsene Schüler, die sehr viel Talent und Spaß daran haben.

JJ: Danke, Melanie

Weitere Informationen: http://pinkys-rhythm-school.de/

Foto Startseite: Melanie Albrecht

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