Nur keine Hektik

 

So wirklich ein Wunder ist es nicht, dass Dominik Balkow Regisseur wurde. „Ich liebe Filme. Meine Großeltern hatten eine Disney Sammlung und in meinem Elternhaus wurden alle James Bond Filme geschaut“, blickt er zurück in die Kindheit und Jugend. Und so richtig ein Wunder ist ebenso nicht, dass der Berliner hauptsächlich als Macher von Musikvideos Renommee erlangte. „In der Schule habe ich viel mit Musikern rumgehangen, gehörte irgendwie zur Schulband dazu, obwohl ich kein Instrument spielen kann, und die Eltern von einigen Freunden waren Musikproduzenten“, erzählt er von seiner wilden Zeit.

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Gedanken, Fragen

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Den Moment, als der Groschen fiel und Dominik den zumindest ersten Schritt Richtung Beruf ging, wenn auch zunächst in Form von Gedanken und Fragen, kann er in ungefähr beziffern: „Im Alter von 13/14 waren wir in Dänemark im Urlaub, schauten einen Film über Samurai, inclusive Bonusmaterial, und ich stellte mir die Frage, was muss ich tun, um Filme zu machen?“

Dominik Balkow, Foto: Michael Krüger

Foto von Michael Krüger

Dann kam eins zum anderen. Dominik Balkow erledigte Hausaufgaben, so die Lehrer es zuließen, in Form von Videos – mit dem vom eigenen Zeitungsaustragegeld finanzierten Camcorder. Nach Armeezeit und Zivildienst („Ja, ich musste damals tatsächlich beides machen!“) nahm das Hobby recht schnell, recht klar, professionelle Dimensionen an. „Das ging nur mit Unterstützung meiner Eltern“, betont der Sohn immer wieder und zitiert mit „mach‘ es 100 Prozent oder gar nicht“ seine Mutter.

Während des Regiestudiums (Abschluss 2012) vollzog Dominik alles andere als das sprichwörtliche faule und unnütze Studentenleben. Er gestaltete erste eigene Musikvideoprojekte. Beim Berliner Musikmagazin „YAGALOO TV“, wo er ein Praktikum absolvierte, sammelte er weitere Erfahrungen als Kameramann und Cutter. Beworben hatte sich Dominik bei dem Unternehmen mit einem Streifen über einen Nina Hagen Konzertabend.

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Geschichten erzählen

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Außer dem schon erwähnten Interesse an Filmen und dem Drang, selbst welche zu machen, faszinieren den Regisseur an seinem Beruf „die Interaktion mit Menschen, das kreative, knifflige Arbeiten und ganz schlicht das Erzählen von Geschichten“, dabei müsse er selbst „nicht unbedingt im Vordergrund stehen.“

Bevor Dominik mit seinem jeweiligen Team direkt am Set solche Geschichten erzählen und mit der Kamera einfangen lassen kann, erlebt er durchaus, „je nach Größe des Projekts und bei viel vorhandener Zeit eine schöne Vorproduktion.“ Kurz gesagt, müssen die Dinge erst eingefädelt, dann organisiert werden. „Wenn aber wenig Zeit da ist, bedeutet es viel Stress!“

Am Set von "Seebestattung" Foto: Ingo Heye

Entspannt mit seinen Hauptdarstellern am Set von „Seebestattung“; Foto: Ingo Heye

Das eigentlich Schöne sei die Tätigkeit am Set, das ist auch der Teil den der Außenstehende primär wahrnimmt. „Dabei ist die Zeit immer zu kurz“, weiß der Regisseur, „das Team wächst zur Familie zusammen. Durch den stets im Kopf existenten Plan B oder C vermeide ich Hektik, falls mal was dazwischen kommt. Die Situation soll entspannt sein, Spaß machen. Ich lege auch großen Wert darauf, dass bei aller Eile im gesamten Team immer Gelegenheit für die Wörter ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ bleibt und ein höflicher Umgang miteinander.“

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Schön, erfüllend

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Daran ändert überhaupt nichts, dass gerade am Set eine gewisse Hirarchie herrschen müsse, berichtet Dominik Balkow. „Da muss der Regisseur oben stehen, es muss schnell gehen, da ist wirklich Zeit Geld. Ich habe die Entscheidungsgewalt und alles fällt auch auf mich zurück. Besser fühle ich mich durch die Chefrolle nicht.“

Fällt irgendwann die letzte Klappe, ist der Drops noch lange nicht gelutscht. Es geht in die Postproduktion. „Mit dem Cutter gemeinsam verschiedene Schnittmöglichkeiten ausprobieren und mit dem Komponisten schauen, was man wie mit Musik untergelegt und einfach zu erleben, wie das Endprodukt entsteht, das ist die erfüllende Phase“, fasst Dominik zusammen. Danach folge „die Spannung, wie der Film ankommt und durchaus auch mal Stolz.“

Was der vielseitige Regisseur, der selbst Streifen von Hitchcock oder Polański mag, plant, ist „eine Umfocusierung Richtung Spielfilm. Mein erster Langfilm war ‚Himmel im Kopf‘. 2015 folgte mein erster komplett in den USA gedrehter Kurzfilm ‚Living an American Dream‘. Auch habe ich die Rechte an einem Roman erworben und arbeite gerade an einem Drehbuch.“

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Selbst und ständig

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Arbeiten im Genre Dokumentation lässt Dominik Balkow dementgegen auf sich zukommen. Ende 2016 möchte er beispielsweise einen Film abdrehen, den er gut zwei Jahre davor begann. „Ich wurde auf den sehr offen mit seinem Erleben umgehenden, überaus fleißigen Schauspieler Nikolai Will aufmerksam, der viele Engagements absolviert und bei dem es finanziell trotzdem gerade so zum Leben reicht. An seinem Beispiel möchte ich aufzeigen, was dieser Beruf allgemein bedeutet. Deshalb begleite ich Nikolai eine geraume Zeit dabei, wie er sowohl filmisch als auch privat unterwegs ist. Ausgang offen.“

Immer in Aktion, am Set von 'Himmel im Kopf Foto: Alexander Hopf

Immer in Aktion, am Set von ‚Himmel im Kopf; Foto: Alexander Hopf

Bei allem, was der Regisseur in seinem Job unternimmt, lässt sich das Wort „selbstständig“ gut erklären. Aus „selbst“ besteht es bedingt, denn Dominik versteht sich als Teamplayer, aus „ständig“ besteht es bedingungslos. „Das war eine wichtige Entscheidung“, betont er, „ich bin 24 Stunden täglich am arbeiten, denke non stop daran. Das hat auch Schattenseiten. In der Musikbranche bin ich mittlerweile bekannt und viele Produzenten kommen auf mich zu. Das schafft den Luxus, auch mal Anfragen abzulehnen, um mehr Zeit für eigene Projekte zu haben.“

Wie erwähnt, so richtig überraschte es nicht, dass Dominik Balkow Regisseur wurde. Überraschungen in Zukunft sind aber nicht ausgeschlossen.

JJ

Weitere Informationen: http://www.dominik-balkow.de/

Foto Startseite: Michael Krüger

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