Nicht einfach nur Sport

 

Egal wie berühmt oder wie brillant sie sind, die großen Stars, alle haben sie mal klein angefangen. Klein an Körpergröße, jung an Jahren, aber auch meist in einem kleinen Amateurverein irgendwo auf dem Land. Oder am Rande der Stadt.

Übungsleiter und Betreuer haben sie geformt und begleitet. Und die hatten oft einen langen Arbeitstag hinter sich und nebenher noch eine Familie zu versorgen.

Julia mit Co-Trainer Tim Bruns, Foto von Markus Abels

Julia mit Co-Trainer Tim Bruns, Foto von Markus Abels

Nicht anders läuft das bei den Basketballern der SG Bergische Löwen, zusammengeschlossen aus den Vereinen TV Bensberg, TV Herkenrath und TV Hoffnungstal. Die Jungs der U16 coacht Julia Niedenhoff, die mal in der Damen Basketball Bundesliga Körbe warf und Rebounds griff, und jetzt, nach einer Verletzung,  in der Oberliga mitmischt.

Sie erzählt uns von der Faszination ihres Sportes, von ihrem Team und ihrem Verein.

 

„Mit Freunden auf dem Feld als eine Einheit zu stehen ist einfach ein tolles Gefühl“

 

JJ: Julia, gehen wir mal auf Anfang. Wie bist du als Kind zum Basketball gekommen, durch den Vater, den großen Bruder, den Onkel?

Julia: Mein Großcousin hat Basketball gespielt. Damals auch beim TV Bensberg. Und mit neun Jahren dachte ich dann, geh einfach mal hin. Das ist nun 16 Jahre her.

JJ: Warum ausgerechnet zum Basketball? Was hat dich als Kind daran fasziniert, was hat dich dabei gehalten?

Julia: Mir hat es einfach ab dem ersten Moment Spaß gemacht. Von Beginn an wurde man akzeptiert und gehörte dazu, das ist unter Mädchen nicht überall so. 14 Jahre haben wir immer zusammen gespielt, bis es sich durch verschiedene Studien etwas verlaufen hat. Aber befreundet sind wir alle noch.

JJ: Zum Hier und Jetzt: Wenn du als Zuschauerin ein Basketballmatch verfolgst, was fasziniert dich an dem Sport, egal ob live oder Fernsehen, egal ob Regionalliga oder NBA?

Julia Niedenhoff, Foto Juergen Busch

Julia Niedenhoff, Foto Juergen Busch

Julia: Am meisten fasziniert mich, dass jedes Team die Chance hat, den Sieg zu holen und es bis zur allerletzten Sekunde spannend bleiben kann. Und natürlich, dass es so viele tolle Aktionen gibt. Sei es der Dunk im Fastbreak, der Dreier mitten ins Gesicht, oder der Buzzer, der das Spiel entscheidet.

JJ: Wenn du selbst spielst, früher DBBL, jetzt Oberliga, was fasziniert dich dabei, was ist das Schöne?

Julia: Für mich ist das nicht einfach nur Sport. Es ist ein Teil meines Lebens geworden. Ich liebe es, auf dem Feld zu stehen und es dem Gegner auf der einen Seite schwer zu machen, zu scoren, und ihm auf der anderen Seite Punkte einzuschenken. Aber auch mit Freunden auf dem Feld als eine Einheit zu stehen ist einfach ein tolles Gefühl.

JJ: Am 3. August 2012 warf die Australierin Elizabeth Cambage den ersten Dunking einer Frau in der Geschichte der Olympischen Sommerspiele. Sie ist 2,03 Meter groß. Hattest du mal diesen Traum, abzuheben, zu fliegen, immer höher… und zu stopfen? (Oder nicht, weil es eh nicht klappt bei etwas über 1.70 Körpergröße?)

Julia: Da bin ich sehr realistisch, ich bin 1,74, da ist das als Frau einfach nicht machbar 🙂 Aber klar kann ich bei Livespielen auch nicht ruhig sitzen bleiben, wenn der eine oder andere Dunk im Herrenspiel passiert. Mir reicht es aber, den Männern dabei nur zuzusehen.

JJ: Hast du vor deiner Verletzung schon gecoacht und was macht dir Spaß daran?

Julia: Es ist jetzt meine dritte Saison als Coach in der U16. Ich liebe es einfach, den Kids Dinge beizubringen, die auch mir schon beigebracht wurden. Zu sehen, wie die Jungs sich entwickeln und hart an sich selbst arbeiten, ist einfach toll.

JJ: Julia, als ich mal eine Fußball Kreisklassemannschaft gecoacht habe, war ich am Spielfeldrand innerlich immer noch irgendwie Spieler, habe mich in die Jungs hinein versetzt, wollte am liebsten mitmischen. Ich glaube, ein böser Fehler für einen Trainer. Wie ist es bei dir, bist du da an der Seitenlinie 100% nur Coach?

Julia: Auch ich spiele innerlich mit, wenn die Jungs auf dem Feld stehen. Man wird auch niemals erleben, dass ich am Spielfeldrand sitze und still bin. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, auf dem Feld mitmischen zu wollen. Vielleicht liegt es daran, dass ich Jungs coache und keine Mädchen. Oder aber daran, dass es mir Spaß macht, dem Spiel meiner Jungs das Taktische dazu zu geben, und zu sehen, wie sie es möglichst schnell umsetzen.

Die U16, ganz rechts Julia, Foto: SG Bergische Löwen

Die U16, ganz rechts Julia, Foto: SG Bergische Löwen

JJ: Erzähle doch mal von deinen Jungs, wie sind sie so drauf, spielerisch… menschlich…

Julia: Meine Jungs sind spielerisch nicht alle auf einem Level, trotzdem spielt und kämpft jeder für jeden. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass nicht nur das Basketballerische gut ist, sondern vor allem der Teamzusammenhalt und die Teamchemie. Ich bin der Meinung, dass dies ein Weg zum Erfolg sein kann.

JJ: Läuft die Saison gut, nicht nur, was die Tabelle anbelangt?

Julia: Unsere Saison läuft sehr gut. Wir sind mit 9:0 Siegen ungeschlagener Tabellenführer. Allerdings habe ich oft den Gedanken, dass es für die Jungs besser gewesen wäre, wir hätten im Frühjahr die Qualifikation zur NRW-Liga geschafft. Das haben wir leider nicht. Somit geben wir alles, um am Ende der Saison auf Platz 1 der Regionalliga zu stehen und uns individuell, als Team, und menschlich weiter zu entwickeln.

JJ: Was meinst du selbst, Julia, bist du als Coach eher Taktikfuchs, eher Motivator, eher die Trainerin, die die Jungs individuell besser macht?

Julia: Ich als Coach bin eher der Motivator und der, der die Jungs als Team besser macht. Ich selbst habe es in meiner Jugend so gelernt und gebe dies nun anscheinend genau so weiter.

JJ: Und was meinst du, wann Spieler, beispielsweise deine Jungs, einen Coach, beispielsweise dich, respektieren und achten? Wieso glauben sie dir, wieso machen sie vielleicht das was du sagst, obwohl sie es gerne anders machen würden?

Julia: Ich denke, dass es sehr viel mit gegenseitigem Respekt zu tun hat. Was für mich auch eine sehr wichtige Eigenschaft ist, die man mitbringen sollte.

Ich denke schon, dass man als Junge oft denkt, wieso soll ich jetzt hören, was eine Frau mir sagt; aber ich bin sehr darauf bedacht, Dinge zu erklären –  warum ich etwas genau so haben möchte oder warum eben nicht. Und vielleicht tun sie auch genau das, was ich sage, weil es in 95% der Fälle immer klappt. 😉

JJ: Julia, wie leicht oder wie schwer ist es, den Jungs die Wichtigkeit von Defense zu vermitteln?

Julia: Es ist unheimlich schwer, den Jungs zu vermitteln, wie wichtig die Defense ist. Man muss schaffen, dass sie daran Spaß haben und nicht nur aufs Feld gehen, um selbst zu punkten, sondern auch, um seinem Gegner so wenig Möglichkeiten zu geben wie es nur geht. Aber sobald sie einmal Spaß daran gefunden haben, ist es auch kein Problem mehr, diese Dinge im Training hart weiter zu trainieren.

JJ: Hast du Lust, irgendwann mal ein Team der obersten Spielklasse zu coachen? Lieber Männer oder lieber Frauen?

Julia: Ich denke, dass ich durch meinen Beruf einfach nicht die Zeit dafür habe. In der Regionalliga ist es schon sehr aufwendig. Wenn ich da an JBBL Coaches denke, was sie alles an Zeit aufwenden. Davor habe ich großen Respekt. Sollte es allerdings doch mal dazu kommen, dann käme für mich nur der Herrenbereich in Frage.

Julia Niedenhoff, Foto: Juergen Busch

Julia Niedenhoff, Foto: Juergen Busch

JJ: So, zum Schluss mal eben: Erzähle bitte ein bisschen über deinen Verein (geht es familiär zu, kennt jeder jeden)?

Julia: Unser Verein ist schon wie eine große Familie. Durch die Zusammenschließung der SG vor zwei Jahren sind viele neue Gesichter überall dazu gekommen. Aber trotzdem lernt man sich auf dem einen oder anderen kleinen Turnier oder Camp wieder kennen.

Und auch so sieht man oft viele ehemalige Gesichter, bei dem einen oder anderen Heimspiel, die sich gerne an ihre frühere Zeit in einem der drei Vereine erinnern.

JJ: Danke

Foto Startseite: Juergen Busch

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