Katharina und die Sprache

 

Der Prolog

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Als ich mit einer Synchronsprecherin telefonierte, um über sie ein wenig schreiben zu können, tauchten in mir Bilder auf. Bilder, die ihre Stimme erzeugte und solche, die aus dem resultierten, was sie mir erzählte. Fünf kleine Kriegerinnen wirbelten durch meine Gedanken, die im Auftrag von Königin Euphoria das Reich „Jubelland“ retten sollten. Mittendrin das Mädchen Emily Anderson. Deren manchmal schelmische und meist kämpferische Stimme verspricht Staunen und Erschrecken genauso wie Zuversicht und Mut. Aufgeben und Verzagen verspricht sie nicht.

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Doch damit nicht genug. Einmal in Fahrt geraten, meint meine Phantasie dabei zu sein, wie jene mitreißende Stimme den Mittelpunkt der Erde erforscht, den Mars oder den Pluto…

Hinter dieser Kraft, Kinder- und Erwachsenenträume gleichwohl zu wecken, Fiktionen und Visionen zu erzeugen, steckt indes mehr als einfach nur eine, wenn auch talentierte, Artikulation. Dahinter stecken zudem Fleiß, Wissen, Erfahrungen und Disziplin. Dahinter steckt Katharina von Daake.

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Die Geschichte

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‚Den Schauspieler kenne ich doch irgendwo her‘, denke ich oft und zermartere mir den Kopf, aus welchem Film oder welcher Serie. Dabei orientiere ich mich immer optisch – an Mimik, Gestik, den Augen, der Größe…

Bei Katharina ist das ein bisschen anders. „Schon als Kind erkannte ich Schauspieler an ihrer Stimme“, blickt sie zurück und erinnert sich an vergangene Zeiten und die beiden Serien „Unsere kleine Farm“ und „Ein Engel auf Erden“, in denen ein und derselbe Sprecher zwei grundverschiedene Rollen synchronisierte. „Ich wunderte mich, dass die zur Stimme gehörigen Menschen andere waren und fragte meine Mutter, warum der gleiche Schauspieler so anders aussah.“

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Wie ein roter Faden

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Stimme hatte schon in sehr jungen Jahren eine große Bedeutung für Katharina. Sie trug in der zweiten Klasse bei Aufführungen Texte vor, die eigentlich für die Kinder der vierten Klasse angedacht waren, ging in eine Schule, an der Schauspiel ein ganz normales Unterrichts-Fach war, mischte in einer entsprechenden AG mit und übernahm später dann – mit 18 – Jobs in Synchronstudios, im Alter von 20 absolvierte sie einen Sprecherkurs.

Der rote Faden also im Leben der jungen Frau aus Mecklenburg-Vorpommern, welcher sich mittlerweile auch durch das berufliche Geschehen zieht. Auf der Basis von Stimm- und Sprechunterricht unter anderem bei Christian Rode, sowie Einzelunterricht bei Irina von Bentheim und Schauspielunterricht unter Henry Redecker praktiziert Katharina von Daake seit mittlerweile 2004 als Sprecherin und leitet Synchronworkshops auf Messen.

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Talent sieht sie als eine wichtige Voraussetzung an, die Tätigkeit auszuüben. „Es ist etwas ganz anderes als Theater spielen beispielsweise“, erklärt Katharina, „wo es Proben gibt, und die Darsteller im Spiel miteinander und vor Publikum Emotionen entwickeln können. Ich weiß, wenn ich zu einem Job gehe, oft nur den Titel des Films, manchmal die Rolle, den Text bekomme ich erst vor Ort. In kürzester Zeit muss ich Gefühle ausdrücken und lippensynchron – selbstverständlich fehlerfrei – sprechen, passend zur Figur. Nur bis zu einem gewissen Grad kann man das lernen.“

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Der Ton macht die Musik

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Da die 28jährige früh begonnen hat, wuchs sie peu à peu hinein in die Aufgabe. Das bewahrte sie indes nicht davor, einen gewissen Anlauf zu benötigen, als sie mal eine längere Pause als Sprecherin hatte. „Da brauchte ich erst mal eine Rolle, um wieder hinein zu finden, erstens lippensynchron und zweitens emotional sein zu können.“

Besonders mag Katharina Figuren, die kämpferisch sind, die Welt retten wollen. So wie die Emily in der Serie „Glitter Force“ beispielsweise. „Weil sie nie aufgibt“, begründet die Sprecherin ihre persönliche Sympathie. „Eine böse Rolle reizt mich aber auch, das durfte ich bislang nur einmal kurz und hätte das gerne mehr ausgeführt.“

Fotografiert von Photo Haas

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Nicht nur beruflich fasziniert die Sprecherin aus Waren an der Müritz, was vom Stimmband erzeugte Töne alles vermögen. „Jede Stimme hat irgendwas“, ist sie sicher, „sie kann viel transportieren, die gleichen Worte kann ich zynisch sprechen oder mit Liebe und Leidenschaft. Der Ton macht die Musik. Ich persönlich lese aus Stimme mehr als aus Mimik und Gestik.“

Wenngleich sich die Liste der Figuren, die Katharina von Daake bereits gesprochen hat, liest wie eine unendliche Geschichte, sieht sie sich noch lange nicht in einem Ziel. „Ich lerne nie aus, bin nie fertig“, sieht sie die Dinge im Fluss und reflektiert ihre Arbeit immer wieder selber. Ein bisschen ein Ziel, ein bisschen ein Traum, könnte jedoch sein, einer fremdsprachigen Schauspielerin dauerhaft die deutsche Stimme zu geben und diese in verschiedensten Facetten zu begleiten.

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JJ

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Weitere Informationen: https://www.facebook.com/KatharinavonDaake

Alle Fotos : https://www.facebook.com/photographyhaas/

 

 

 

 

 

 

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