Hundeleben

 

Wenn Stefanie Fink und ihre Hündin Laila herum tollen, ist die Situation locker und entspannt. Als die beiden sich kennenlernten, war das noch undenkbar. „In einem schrecklichen Tierheim in Rumänien lag sie halb verhungert am Boden und konnte kaum aufstehen“, erinnert sich die Journalistin. Nicht zufällig war sie damals mit ihrer Kamera vor Ort. „Seit ich von dem traurigen Schicksal der rumänischen Straßenhunde gehört hatte, ließ mich das Thema nicht mehr los“, blickt Stefanie zurück, „ich hatte keine Ruhe, bis ich im Sommer 2014 und noch mal im März 2015 nach Rumänien fuhr und im ganzen Land drehte – bei Hundefangaktionen, in Tötungsstationen und mit verschiedenen Tierschützern“.

 

.

Nah dran

.

Stefanie Fink bekam dabei Schreckliches zu Gesicht. „Mit meiner kleinen HD-Kamera bin ich den Menschen und Geschehnissen extrem nah gekommen“, erzählt sie, und hat gleichwohl rumänische Tierschützer kennengelernt, die ihr als „tolle Menschen“ im Gedächtnis blieben. Das dabei entstandene Film-Exposé  bot die Fernsehredakteurin allen öffentlich-rechtlichen Sendern im deutschsprachigen Raum an.  „Leider vergeblich“, zeigt sie sich enttäuscht, auch über die Gründe der Ablehnung. Beispielsweise „zu grausam, kann man dem Zuschauer nicht zumuten, zu weit weg, was geht uns Rumänien an, passt nicht ins Format“, oder völlig sinnfrei: „Wir hatten gerade was über Schlittenhunde“.

Laila vor ihrer Rettung Foto: Film Hundeleben

Laila  unmittelbar nach der Rettung
Foto: Stefanie Fink

Für Stefanie war das kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Sie entschloss sich, den 80minütigen Film „Hundeleben“ ins Internet zu stellen, „um Öffentlichkeit für die Situation der Hunde zu schaffen“. Da Kosten weit oberhalb eines Taschengeldbudgets aufgelaufen waren, musste die Journalistin, wie sie sagt, „die schrecklich aufregende  Teilfinanzierung per Crowdfunding“ in Angriff nehmen. „Schrecklich aufregend“, präzisiert sie, „weil es zum ersten Mal für mich war, einen Film übers Internet zu finanzieren und menschlich sehr bereichernd, zu sehen, wie viele Menschen mit ähnlichen Gefühlen, Zielen und Anliegen es gibt“.

.

Zu weit weg?

.

Das ganze Dilemma um die eh schon kritische Situation in dem südosteuropäischen EU-Land verschärfte sich im Jahr 2013, als „der rumänische Staat seinen Straßenhunden den Kampf ansagte. Die Streuner werden gefangen und in schrecklichen Tierheimen getötet oder einfach verhungern gelassen“, zeigt die Fernsehredakteurin die Hintergründe auf. Die Häscher in der Hauptstadt beispielsweise kassieren pro gefangenes Tier bis zu 50 Euro, was dazu führt, dass sie alles andere als zimperlich agieren und auch mal einen Familienhund von einem privaten Grundstück mitgehen lassen.

Während es Laila mittlerweile gut geht, engagieren sich in Rumänien immer noch Tierfreunde für ihre Artgenossen und stoßen dabei auf Korruption, mafiöse Strukturen und Gewalt. Zu weit weg? Passt nicht ins Format? Der Schriftsteller Christian Morgenstern gab die Antwort schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts: „Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt!“

JJ

Foto Startseite : Stefanie Fink

 

 

Ein Kommentar:

  1. Jenny Talheimer

    Unglaublich, dass die fernsehsender das material ablehnten, va wegen der tatsache, dass es „zu weit weg“ sei. Da fall ich doch glatt mal vom hocker. Wie oft laufen denn dokus über afrika und wilderer oder über indonesien?, erst gestern kam ne doku auf terra x über die südsee!! Komplett bescheuert. Schlimm genug, dass es menschen gibt, die hunde mit jeglicher gewalt einfangen, um daraus ein lukratives geschäft zu machen und die tötungsstationen betreiben. Die hunde können schließlich auch nix für, dass sie auf der straße leben. Sollte der rumänische präsident mal lieber dafür sorgen, dass die hunde einheitlich kastriert werden. Das kopfgeld, das für jeden gefangenen hund ausgegeben wird kann auch in dessen kastration investiert werden. Wowas macht mich echt so wütend. Va dass viele rumäner die situation einfach so hinnehmen wie sie ist und es vielen sonst wo vorbeigeht. Meine eigene verwandten/vorfahren usw kommen aus rumänien und wenn ich sehe, wie sie über katzen als haustiere denken oder hunde früher oft angebunden im hof lebten und die erklärung dazu kommt „das war so gang und gebe“ oder man sich drüber aufregt, dass die eigene katze jeden tag gefüttert wird oder man ihr ein transportkörbchen kauft mit decken und spielzeug…ich würde mal sagen, es müssen definitiv auch aufklärungskampanien in der rumönischen mentalität ausgeführt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*