Dieser Weg…

 

Als Deborah Müller nach dem 20. März Stuttgart nach einigen Wochen Aufenthalt verließ, verabschiedeten sich mit ihr gleich zwei Schauspielrollen aus der „Komödie im Marquardt“ – das Mädchen Eva, eine Referendarin und die damenhafte, deutlich ältere Marion. Der letzte Vorhang zum Theaterstück „Die Feuerzangenbowle“ nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl war gefallen.

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Der Sinn des Weges

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Dass die Darstellerin beide Frauen verkörperte, konnte ein Zuschauer nicht wirklich glauben. „Waren Sie das?“, lautete seine Frage. „Ich als Schauspielerin muss jeder der beiden Rollen einen Charakter zuweisen, voll und ganz hinein schlüpfen“, erklärt Deborah den Spagat, „es ist spannend, die verschiedenen Charaktere und mehrere Sachen fast gleichzeitig in einem Stück zu zeigen – die quirlige, frisch Verliebte und die reife Stadtfrau.“

Für Deborah Müller ist das beinah schon Alltag. Wir gehen Brötchen holen oder ins Büro und sie spielt eine, zwei oder mehrere Frauen an einem Abend auf der selben Bühne – und auch gerne mal einen Mann. „Da kann ich mich ausprobieren“, freut sich die Schauspielerin.

Foto: Deborah Müller

Foto: Deborah Müller

So nimmt es nicht wunder, dass Deborah die Frage nach der Traumrolle klar beantwortet: „Die habe ich schon gespielt!“ Damit meint sie das Theaterstück „Emmas Glück“, in dem sie an vier verschiedenen Häusern in sämtliche Rollen schlüpfte. „So viel wie da konnte ich nie zeigen“, schwärmt die Darstellerin und war besonders stolz, als ein Mann aus dem Publikum (wobei sie „Mann“ betont) ihr attestierte: „Sie haben mich berührt.“ Mehr geht nicht.

Am Beispiel jener Aufführungen veranschaulicht Deborah Müller gerne die Faszination Theater: „Ich hatte kein Bühnenbild, trotzdem ist es mir gelungen, die Leute auf eine Reise mitzunehmen, dem Publikum einen Hof, eine Küche, einen Stall mit meinen Vorstellungen zu bauen, eine Sau auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Die Leute sagten mir, sie haben alles in ihrer Fantasie gesehen. Ein großes Lob möchte ich hier auch mal meiner Regisseurin Christine Neuberger aussprechen, die das mit mir erarbeitet hat!“

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Der Beginn des Weges

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Begonnen hatte das Ganze im beschaulichen Südtirol. „Mein Papa, Kunstmaler und ein sehr bodenständiger Mensch, hatte mich immer zum Schauspiel auf unsere Dorfbühne mitgenommen. Ich habe dann auch mitgespielt und er meinte zu mir, die Leidenschaft, die er in der Malerei hat, sieht er bei mir auf der Bühne. Und mir war klar: Das will ich! Ich hatte kaum was anderes mehr im Kopf.“

Etwas an Zeit ging jedoch ins Land, bis es wirklich ernst wurde. Deborah erlernte den Beruf der Altenpflegerin. „Während der Ausbildung spielte ich das erste Mal eine Sprechrolle auf meiner Dorfbühne. Danach wollte ich dann am liebsten alles hinschmeissen, da mein Herz nach der Schauspielerei schrie! Aber ich habe die Lehre fertig gemacht und ging dann“, blickt Deborah zurück, und empfindet im Nachhinein: „Es ist auf jeden Fall gut für eine Schauspielerin, das Leben mit all seinen Facetten zu kennen. Und ein zweites Standbein ist so unglaublich wichtig.“

Parallel dazu sprach die junge Frau in zwei Münchner Schauspielschulen vor und beide sagten zu. Von 2006 bis 2009 besuchte die Südtirolerin dann die „Neue Münchner Schauspielschule“.

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Die Tücken des Weges

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„Das Studium gestaltete sich zunächst schwierig“, schaut Deborah Müller auf die Tücken des Startes, „ich bin in Südtirol aufgewachsen, sprach nur den entsprechenden Dialekt, an der Schauspielschule war aber Hochdeutsch angesagt. Das stellte mich vor große Probleme.“ Zunächst. Dann trat Erika Prahl auf den Plan. „Sie war eine ganz tolle Sprachtrainerin“, zeigt die Schülerin sich dankbar, geizte indes auch nicht mit eigenem Kampfgeist: „Es war viel Arbeit, aber wer will, findet einen Weg. Man darf sich nicht entmutigen lassen, muss immer wieder neu aufstehen. Das macht letztlich stärker.“

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Das Ziel des Weges

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Deborah, fotografiert von Chris Gonz

Deborah, fotografiert von Chris Gonz

Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind für Deborah Müller das Nonplusultra, „mit der Tätigkeit für die Werbung verdiene ich die Brötchen, Fernseh- oder Filmengagements nehme ich natürlich sehr gerne wahr, das Herz aber will ins Theater. Ich bin ein Bühnenkind“, stellt sie klar. Und so sehr sie die Probephase vor Vorstellungen schätzt („Zunächst ist nicht klar, in welche Richtung es geht, deshalb ist es eine spannende Zeit“), um so mehr wachse mit jeder Probe, jedem Tag, der Drang, „wieder raus zu müssen.“

„Es ist dann auch an der Zeit“, beschreibt Deborah die Ungeduld, in dem Moment wieder vor die Zuschauer treten zu wollen, „der Schauspieler braucht das Publikum, ich möchte etwas geben, bin gespannt auf das Feedback.“

„Doch jedes Publikum ist unterschiedlich“, beschreibt die begeisterte Theater-Darstellerin das Spezifikum Bühne, „das macht es zusätzlich so spannend. Manchmal sind die Zuschauer sehr gut zu spüren, man bekommt Reaktionen zu hören und manchmal gibt es, wie ich es nenne, ‚das schwierige Publikum‘, wo es einem vorkommt, gegen eine Wand zu spielen und die Leute nicht zu erreichen. Was aber nicht unbedingt heißen muss, dass die Leute nicht voll und ganz da sind. Beim Applaus ist dann aber deutlich zu spüren, wie gut es ihnen doch wieder gefallen hat. Schwierig zu beschreiben, aber jeder, der schon mal auf einer Bühne gestanden hat, weiss, wovon ich spreche.“

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Das Auf und Ab des Weges

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„Zwar hatte ich bislang immer einen Job, aber man weiß nie, was morgen kommt“, weist Deborah auf eine Besonderheit ihres Berufes hin. Nach dem Theater-Engagement in Stuttgart geht’s zu Fotoshootings. „In Sachen Werbung kommen Anfragen oft kurzfristig“, stellt die vielseitige Darstellerin fest und freut sich auf die Ausstrahlung einer bereits abgedrehten „Rosenheim-Cops“ Folge Mitte des Jahres.

Foto: Deborah Müller

Foto:
Deborah Müller

Auch wenn Regisseure, Kollegen, Fotografen oder Produzenten Deborah Müller wegen ihrer freundlich-fröhlichen Art und ihrer Zuverlässigkeit zu schätzen wissen, bleibt sie selbstkritisch. ‚Da muss doch noch mehr gehen‘ denkt sie dann und will mehr aus sich rauskitzeln.

Wer sich auf ihrer Website umschaut, sieht eine weitere und andere Form jenes Herauskitzelns – Fotos, die sie selbst schoss. „Ich will mit meinem Können die Leute begeistern, nicht mit meinem Aussehen“, erläutert Deborah ihre Motiv-Auswahl, „das ist in unserer Branche manchmal nicht einfach. Deswegen darf auf meiner Website das eine oder andere Grimassen-Foto nicht fehlen. Das bin ich! Ich bin Komödiantin, da braucht es auch mal den Mut, nicht schön zu sein!“

JJ

Foto Startseite: Max Kyle

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