Die Relativität der Korbhöhe

 

Lena Büschel spielt in der kommenden Saison bei den Halle LIONS im Nachwuchsbereich für die u19, in der ersten Regionalliga und der Damen Basketball Bundesliga. Die 1.85 m große 17jährige geht in die 12. Klasse und macht ihr Abitur im Jahr 2018. Sie erzählt uns, warum Defensive der erste Schritt zur Offensive ist, was Centerinnen wollen, wenn sie mit dem Rücken zum Korb stehen, und was Hip-Hop mit Basketball zu tun hat:

 

 „Aggressivität und Konzentration auf dem Feld faszinieren mich“

 

JJ: Lena, als für dich alles begann mit dem Basketballsport, war damals der Korb gefühlt so weit weg wie der Himmel? Wie bist du ausgerechnet zu dieser Sportart gekommen und was hat dich als Kind dabei gehalten?

Lena: Als ich mit Basketball angefangen habe, war ich circa acht Jahre alt. Damals war der Korb noch ganz schön hoch. Es gab an meiner Schule eine AG, die Basketballtraining angeboten hat. Mir hat es von Anfang an sehr viel Spaß gemacht und so habe ich angefangen, im Verein zu trainieren und zu spielen.

JJ: Kommen wir gleich mal zur Faszination Basketball. Was begeistert dich, wenn du Zuschauerin bist? Und was begeistert dich, wenn du selbst spielst?

Lena: Als Zuschauerin begeistert mich häufig das Zusammenspiel von Teams. Zu sehen, wie Spielzüge funktionieren und wie gut Spieler/Spielerinnen aufeinander abgestimmt sind, fasziniert mich. Natürlich aber auch die Schnelligkeit und Kraft des Spiels. Basketball ist ja eine sehr athletische, intensive Sportart.

Lena Büschel (Mitte); Foto von Thomas Brüning

Lena Büschel (Mitte);
Foto von Thomas Brüning

Als Spielerin begeistert mich vor allem, wie sich innerhalb des Teams eine Gewinnermentalität entwickelt. Die gute Stimmung, die Aggressivität und Konzentration auf dem Feld faszinieren mich.

JJ: Gibt es bei euch Mädels auch den Ruf „Defense, Defense!“ und warum ist die Abwehrarbeit gerade im Basketball so wichtig?

Lena: Ja, auch bei uns gibt es den Ruf „Defense, Defense“. Ich finde, dass eine gut funktionierende, aggressive Defense der Schlüssel zum Gewinn ist. So kommt man vor allem in die Köpfe der Gegner. Wenn man als Team hart verteidigt und die Gegner nur wenige offensive Chancen haben, macht man sie nervös und frustriert. Wenn man sich über die Defense ins Spiel bringt, fällt meiner Meinung nach die Offense automatisch leichter.

JJ: Ich habe gelesen, Lena, dass du dich eher als Flügelspielerin fühlst, aber oft auf der großen, der Center-Position, ran musst. Deshalb beantworte mir bitte die folgende Frage für beide Positionen: Was ist die Aufgabe der Flügel- bzw. der Centerspielerin, was magst du daran und was befähigt dich dazu?

Lena: Eine Centerspielerin reagiert viel auf die Aktionen der Flügel- und Aufbauspielerinnen. Ich denke, dass das Post Up (mit dem Rücken zum Korb den Ball einfordern) und vor allem die Rebounds die Schlüsselaufgabe einer Centerin sind. Auch Blöcke stellen und andere taktische Mittel muss eine Centerin beherrschen.

Lena Büschel (Mitte); Foto von Thomas Brüning

Lena Büschel (10);
Foto von Thomas Brüning

Eine Flügelspielerin hingegen muss attackieren und von außen werfen können. Ich mag beide Positionen sehr gerne. Beide Spielertypen müssen sehr physisch agieren. Da ich relativ groß, aber auch recht athletisch  bin, kann man mich eigentlich auf beiden Positionen einsetzen. Obwohl ich mich auf dem Flügel meist wohler fühle.

JJ: Die 2,03 m große australische Centerspielerin Elizabeth Cambage hat 2012 den ersten Dunking einer Frau bei Olympischen Spielen gezeigt. Hast du das live von einer Frau schon mal gesehen? Hast du – rein theoretisch – Bock, dich auch mal hochzuschrauben und den Ball in den Korb zu stopfen?

Lena: Also live habe ich so etwas noch nie gesehen! Ich denke es ist schon ein tolles Gefühl, dunken zu können. Klar würde ich das auch gerne mal machen.

JJ: Gibt es für dich persönlich etwas Ähnliches im Spiel wie für Fußballer den Torerfolg, also was ganz Besonderes; ist das eher ein Dreier, eher ein raffinierter Assist, ein Steal, einfach nur ein Korbleger? Oder ist die Frage im Basketballsport Quatsch?

Lena: Ich denke, dass in einem Basketballspiel so viele Dinge passieren, dass es schwierig ist, so eine bestimmte, besondere Situation herauszufiltern. Aber meiner Meinung nach ist ein Korberfolg nach einem konsequent ausgeführten Spielzug mit vielen raffinierten Pässen schon etwas Besonderes.

JJ: Wann war für dich ein Spiel ein gutes Spiel, Hauptsache gewonnen, oder gehört mehr dazu?

Lena: Es ist natürlich toll zu gewinnen! Aber ich denke, ein gutes Spiel war es, wenn die Forderung der Coaches gut umgesetzt und als Team gut zusammengespielt wurde. Wenn ich nach dem Spiel mit mir zufrieden bin, also meine Stärken optimal ausnutzen konnte, ist es auch für mich persönlich ein gelungenes Spiel gewesen.

JJ: Soweit ich weiß, hast du im Nachwuchsbereich für die Nationalmannschaft gespielt. Wie war das Gefühl – und was denkst du, wie schneidet der deutsche Damenbasketball im internationalen Vergleich ab?

Lena: Ich habe Deutschland im 3×3 (3 gegen3 mit Schiedsrichter auf einen Korb) vertreten. Das waren tolle Erfahrungen. Es ist schon etwas ganz Besonderes, international zu spielen. Es kommen ganz unterschiedliche Gegner mit noch unterschiedlicheren Spielweisen auf einen zu. Das ist sehr spannend.

Lena Büschel; Fotograf: Thomas Brüning

Lena Büschel;
Fotograf: Thomas Brüning

Deutschland ist im 3×3 nicht so erfahren. Deshalb fiel es uns manchmal schwer, gegen eingespielte Teams zu spielen. Ich denke auch, dass andere Nationen mit durchaus mehr physischer Härte spielen als Deutschland. Aber das hilft, um Erfahrungen mit in den Ligabetrieb mitzunehmen.

JJ: Welche Basketballer oder Basketballerinnen siehst du gerne auf dem Parkett zaubern, die üblichen Verdächtigen aus der NBA?

Lena: Aus der NBA beeindruckt mich Kevin Durant. Er ist sehr groß, aber trotzdem total schnell und beweglich und hat einen guten Wurf. Ein richtiger Allrounder. Aber ich gucke auch Frauen total gerne zu. Natürlich einigen aus der WNBA. Vor allem Elena Delle Donne ist eine unglaubliche Spielerin. Die amerikanischen Spieler und Spielerinnen machen immer sehr spektakuläre Sachen. Da schaut man gerne zu!

JJ: Bist du noch mit dem Herzen in der Stadt Jena, beobachtest du die Basketball-Männer dort, die jetzt BBL spielen?

Lena: Was Jena im Bereich Männerbasketball und Jugendförderung in den letzten Jahren aufgebaut hat, ist wirklich toll. Da ich nicht so häufig zu Hause bin, schaue ich mir die Spiele gerne im Livestream an.

JJ: Hörst du Musik, wenn du zum Spiel unterwegs bist, welche gibt dir Kraft?

Lena: Ich höre auf dem Weg zum Spiel gerne Musik. Aber das meist noch zur Ablenkung und gegen die Aufregung. Wenn dann in der Halle Musik läuft, ist das toll zur Motivation. Vor allem Hip-Hop macht sich da gut.

JJ: Lena, wie ist dein Gefühl für die kommende Saison, habt Ihr ein schlagkräftiges Team beisammen, mit dem Basketball Spaß macht?

Lena: Also ich denke, dass das Team in der kommenden Saison echt was reißen kann! Dadurch, dass viele aus dem alten Kader da sind und einige wirklich gute neue Spielerinnen dazu gekommen sind, ergibt sich eine tolle Mischung. Ich freue mich total auf die Saison und mit dem Team zusammen zu trainieren und zu spielen.

JJ: Vielen Dank, Lena, viel Erfolg und vor allem viel Spaß dabei.

Foto Startseite: Thomas Brüning

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