Der Pass zum Alley oop

 

Lennart Steffens Eltern spielten in der ersten Basketballliga Deutschlands. Sein Onkel, Stephan Baeck, gehörte zum Europameister-Team von 1993. Klarer Fall also, dass der Sohn und Neffe ebenfalls die orange Kugel durchs Korbnetz schickte? „Nicht sofort“, blickt der Kölner zurück, „ich spielte zunächst Klavier und Tennis, erst als Neunjähriger trainierte ich außerdem Basketball, und mit 14 wegen des höheren Trainingsaufkommens nur noch.“

Ein Schritt zurück, zwei Schritte vor

 

Der Station Nachwuchsbasketballbundesliga (NBBL) in seiner Heimatstadt folgten zwei Jahre Rhöndorf in der ProB. „Dort hatte ich einen Bandscheibenvorfall mit neun Monaten Spielpause“, macht Lennart deutlich, warum der Ruf aus Köln, den sportlichen Schritt zurück in die erste Regionalliga zu gehen, für ihn in der Situation genau richtig war. „Das war ganz gut, um wieder reinzukommen.“

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Da die Rheinstars aufstiegen, eine Klasse übersprangen und sich in die ProA katapultierten, erwies sich der vermeintliche Schritt zurück als zwei nach vorne. „Der Unterschied von der ProB zur ProA ist sehr groß, es weht ein komplett anderer Wind“, befindet Lennart, „es wird viel intensiver gespielt, mehr Wert auf Feinheiten gelegt, ich habe weniger Zeit zum Wurf, zum Pass… die Spieler sind einfach besser.“

Ein bisschen reicht nicht

 

Wenngleich der 23jährige sich derzeit in Verein und Liga wohl fühlt, scheut er nicht den Blick nach oben. „Als Leistungssportler will ich immer so hoch wie möglich agieren. Erstmal natürlich in und mit Köln. Es läuft ganz gut, jedes Jahr kommen mehr Zuschauer…“

Und nicht nur die Rheinstars entwickeln sich, auch der Shooting Guard: „In der Jugend habe ich ungern verteidigt. Es erfordert harte Arbeit und den Willen. Angreifen machte einfach mehr Spaß. Und ein bisschen verteidigen reicht nicht aus. In der ProA schon mal gar nicht!“ Deshalb zeigt sich Lennart seinem aktuellen Trainer Arne Woltmann gegenüber dankbar. „Er hat mir eingetrichtert, wie wichtig die Defensive ist. Inzwischen gehe ich mit Spaß daran, die Systeme der Kontrahenten zu zerstören und deren Schlüsselspieler aus dem Match zu nehmen.“

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Dabei sieht Lennart sich als der klassische Shooting Guard oder Flügelspieler. „Ich komme gerne über außen, kreiere die Abschlussmöglichkeiten für andere oder nehme selbst den Dreier“, erzählt er. Das Sahnehäubchen für ihn, die spektakulärste Aktion, ist dabei der Alley oop. In seinem Fall der Pass dazu: „Zum selber hoch fliegen fehlen mir die Sprungfedern in den Beinen. Es geht schon, aber andere können es besser!“

Schnell hin und her

 

Generell liebt Lennart an seinem Sport jenes Spektakel. „Es gehört viel dazu“, fasst er zusammen, „Athletik, Technik, Emotionen. Und Übersicht. Es geht sehr schnell hin und her. Die Führung wechselt ständig. Weder bei 20 Punkten vorne ist das Spiel gewonnen, noch bei 20 hinten verloren.“

Wenngleich der Kölner die Großen des Basketball auch übern Teich, in der NBA, ortet, wie beispielsweise und vor allem Stephen Curry („sein Spielwitz, sein Wurf“) von den Golden State Warriors, so weiß er auch in Europa fantastische Kollegen unter Vertrag. Milos Teodosic bei CSKA Moscow beispielsweise oder die Teams in Madrid und Barcelona beobachtet er gerne. „Während in der NBA, auch auf Grund der individuellen Klasse, eher Eins-gegen-eins-Basketball gezeigt wird, sehen wir in Europa eher Mannschaftssport“, ordnet Lennart die Unterschiede grob ein.

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Lennart Steffen; Foto von Gero Müller-Laschet

Jetzt, und wohl noch einige Jahre, jagt der junge Mann aus der Kölner Basketballfamilie erstmal weiter der orangefarbenen Kugel nach. Für die nächste Zukunft – und vielleicht weiterhin – bei den Rheinstars in Köln, derzeit ProA. Wo die Reise hin geht, ist offen. Den Plan B, den Plan auch für viel später, das BWL-Studium, verfolgt Lennart Steffen gegenwärtig weiterhin, wenn auch nur nebenher.

JJ
Foto Startseite: Gero Müller-Laschet

 

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