Come back stronger!

 

Annalena Breitenbach kam aus Glauchau über Leipzig nach Jena zum Fußball Bundesligaverein FF USV Jena. Nach einem Kreuzbandriss ist sie derzeit dabei, über die Rehabilitation wieder auf den Platz zurückzufinden.

„Auf Annalena kann man stolz sein, da sie den Sprung aus der Jugend direkt in die 1. Liga geschafft und letzte Saison (soweit ich weiß) fast jedes Spiel durchgespielt hat. Außerdem bin ich mir sicher, dass sie sich von ihrer Verletzung nicht unterkriegen lässt, schnell wieder auf dem Platz stehen wird und an ihre alte Leistung anknüpft. Ich wünsche ihr dabei alles Gute!“, sagt Mannschaftskollegin Annalena Rieke.

Annalena Breitenbach nach einem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen; Foto: Jürgen Scheere

Annalena Breitenbach nach einem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen; Foto: Jürgen Scheere

Und Maren Tellenbröker fügt an: „Sie ist ein ruhiger Mensch, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Annalena ist eine herausragende Spielerin, die nach dem Sprung in die 1. Frauen Bundesliga ihre Spielzeiten sammelte. Dafür hat sie meinen vollen Respekt. Ich denke, dass sie nach ihrer Verletzung noch stärker ins Team zurückkehrt: ‚Come back stronger!’“

Und was sagt die Abwehrspielerin selbst?

 

„Es nicht leicht, den Anderen zuschauen zu müssen“

 

JJ: Annalena, erzähle bitte einmal ein bisschen über die Zeit beim SV Lok Glauchau/Niederlungwitz. Wie oft pro Woche hast du da trainiert, wie intensiv, wie familiär ging es da zu?

Annalena Breitenbach: SV Lok Glauchau/Niederlungwitz ist ein kleiner Dorfverein mit sechs oder sieben Mannschaften. Jeder kannte dort jeden, es ging also sehr familiär zu. Jeder, der mittrainieren wollte, durfte mitmachen und schließlich auch mitspielen. Es ging nicht darum, aus uns Fußballprofis zu machen. Natürlich gab es auch mal das eine oder andere „Straftraining“ nach einem schlechten Spiel, aber sonst stand vor allem der Spaß am Fußball spielen mit den grundlegendsten Basics im Vordergrund.

Annalena Breitenbach, FF USV Jena. Foto: Jürgen Scheere/FF USV

Annalena Breitenbach, FF USV Jena. Foto: Jürgen Scheere/FF USV

Wir haben zweimal in der Woche trainiert, in den Wintermonaten einmal in der Halle. Jedoch haben wir uns auch neben dem Platz gut verstanden und uns öfter mal zum Bolzen getroffen. Es war auf jeden Fall eine sehr schöne mit sehr viel Spaß verbundene Zeit, ohne die ich mich vielleicht nie dazu entschieden hätte, jetzt immer noch Fußball zu spielen.

JJ: War für dich beizeiten klar, dass du Fußball spielen möchtest, gab es sportlich Alternativen? Oder konntest und kannst du dir ein Leben ohne Sport und Action nur schwer vorstellen?

Annalena Breitenbach: Um ehrlich zu sein, kam der Antrieb Fußball spielen zu wollen erst durch die WM 2006 in Deutschland und durch ein paar Jungs in der Schule. Vorher habe ich, seitdem ich drei Jahre alt war, geturnt und war in der Freizeit anderweitig sportlich aktiv. Sport hatte also damals in meiner Kindheit schon einen hohen Stellenwert.

Ein Jahr bin ich dann sowohl zum Turn- als auch zum Fußballtraining gegangen. Als sich im nächsten Jahr die Trainingszeiten jedoch überschnitten, entschied ich mich dazu, nur noch Fußball zu spielen. Im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich die richtige Entscheidung (lacht).

JJ: Für dich ganz persönlich, was ist die Faszination Fußball? Und: Existiert diese Faszination nur im Spiel oder auch im Training?

Annalena Breitenbach: Was mich motiviert, jeden Tag Fußball spielen zu wollen, ist in erster Linie der Spaß an der Sportart, jedoch vor allem aber auch, dass es eine Mannschaftsportart ist, bei der viele einzelne Faktoren zum Erfolg beitragen. Es reicht eben nicht einfach nur, schnell zu sein oder nur Kopfbälle gewinnen zu können, sondern vieles muss stimmen.

Diese Vielfalt motiviert mich jedes Training und jedes Spiel, um mich immer weiter in verschiedenen Punkten zu verbessern. Natürlich verbunden mit viel Ehrgeiz und Siegeswille.

JJ: Du kamst über Leipzig nach Jena, Annalena, wie gefallen dir Stadt, Land und Leute, wie ist die Stimmung im Verein, was für ein Team seid ihr menschlich gesehen?

Annalena Breitenbach: Ich glaube, wenn man die Städte Leipzig und Jena vergleicht, fällt jedem schnell auf, dass Jena sehr viel kleiner ist. Mir gefällt die Stadt trotzdem, vor allem weil man immer wieder Freunde und Bekannte trifft. Es ist sowohl in der Stadt, als auch im Verein alles sehr familiär.

Annalena Breitenbach im Allianz-Frauenfussball-Bundesliga-Spiel FF USV Jena gegen VfL Wolfsburg; Foto: Jürgen Scheere

Annalena Breitenbach im Allianz-Frauenfussball-Bundesliga-Spiel FF USV Jena gegen VfL Wolfsburg; Foto: Jürgen Scheere

Ich glaube, das merkt man auch im Team. Menschlich und charakterlich sind wir teilweise extrem verschieden, aber das macht uns gerade als Team aus, schweißt uns zusammen und sorgt immer für gute Stimmung.

JJ: Und was für ein Team seid Ihr sportlich gesehen: Greift Ihr an, kontert Ihr aus, kommt Ihr über die Kondition, die Athletik, Technik und Taktik – oder den Teamspirit? (Ohne jetzt die taktischen Feinheiten auszuplaudern).

Annalena Breitenbach: Wir versuchen, in jedem Spiel aufs Neue mit Kampfgeist, 100-prozentigem Wille und mannschaftlicher Geschlossenheit dem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen. Sicherlich kommen auch Kondition, Taktik oder Technik hinzu, aber an erster Stelle steht, dass wir es gemeinsam als Team machen.

JJ: Annalena, mich haben einmal eine Verletzung im Fußgelenk und eine im Knie für wenige Wochen aus dem Spiel genommen. Bei der Meniskusverletzung (mit 17) habe ich zum Leidwesen meines Vaters noch mit Gips am Bein (gab es damals noch) das Training wieder aufgenommen.

Du hast einen Kreuzbandriss. Für eine Fußballerin ein schreckliches Wort – wie war deine erste Reaktion auf die Diagnose? Wie ungeduldig bist du jetzt? Ist es für‘s Nervenkostüm schlimmer, draußen zu sitzen und zuzuschauen als selbst zu spielen?

Annalena Breitenbach: Natürlich war es zunächst ein Schock. Ich hatte mich vorher noch nicht einmal wirklich verletzt und dann gleich diese Diagnose. Jedoch war ich sofort, sowohl bei unserem Mannschaftsarzt Herr Dr. Zink als auch bei der Sportklinik Erfurt, in besten Händen, die gemeinsam mit mir das Ziel verfolgen, möglichst schnell wieder auf dem Platz stehen zu können.

Trotzdem ist es nicht leicht, den Anderen zuschauen zu müssen, wenn sie zum Training gehen und selbst dabei zu wissen, dass man absolut nichts machen kann.

Klar ist es da schlimmer, draußen zu sitzen und zuschauen zu müssen. Jeder spielt Fußball und trainiert jeden Tag, um am Wochenende auf dem Platz stehen zu können. Aber ich werde versuchen alles dran zu setzen, möglichst schnell wieder zurück zu kommen.

JJ: Zu guter Letzt erzähle bitte einmal, welche Position du in der Abwehr spielst, was dir daran Spaß macht und ob es von Beginn an deine Lieblingsposition war.

Annalena Breitenbach: Ich glaube, neben dem Spaß am Gewinnen zählt vor allem das Tore schießen mit zu den schönsten Momenten im Fußball. Allerdings war es mir von Beginn an eigentlich egal, wer in unserer Mannschaft die Tore schießt, Hauptsache wir gewinnen. Deshalb war früher meine Lieblingsposition das zentrale Mittelfeld, da man dort immer beschäftigt ist und sowohl in der Defensive als auch in der Offensive der Mannschaft helfen kann.

Annalena Breitenbach im blauen Trikot; Foto: Jürgen Scheere

Annalena Breitenbach im blauen Trikot; Foto: Jürgen Scheere

Vor zwei Jahren hat mich meine Trainerin aber zur Innenverteidigerin umgeschult. Man hat dort zwar das ganze Spiel vor Augen und eröffnet die Angriffe, jedoch steht man oft nicht mehr bei eigenen Toren im Mittelpunkt, sondern nur bei Gegentoren.

Mittlerweile habe ich aber verstanden, dass man nur dann nicht verlieren kann, wenn man kein Gegentor bekommt. Das motiviert mich immer und bringt mich dazu, diese Position echt gerne zu spielen.

JJ: Danke und gute Besserung, Annalena.

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